Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.II Theil. Von der Kunst, nach den äußern Umständen Natur und das Alterthum, so wie es Marino und andere in der Dicht-kunst thaten. Von vermeyn- ten Werken der Kunst aus dieser Zeit. Von den ersten und besten Künstlern, welche aus Griechenland nach Fall der Kunst in Aegypten und in Groß- griechenland. Die Griechische Kunst aber wollte in Aegypten, als unter einem ihr von 1) Plin. L. 36. c. 13. 2) Montsauc. Ant. expl. Tom. 1. pl. 21. n. 2. 3) Anthol. L. 4. p. 205. b. 4) conf. Strab. L. 14. p. 959.
II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden Natur und das Alterthum, ſo wie es Marino und andere in der Dicht-kunſt thaten. Von vermeyn- ten Werken der Kunſt aus dieſer Zeit. Von den erſten und beſten Kuͤnſtlern, welche aus Griechenland nach Fall der Kunſt in Aegypten und in Groß- griechenland. Die Griechiſche Kunſt aber wollte in Aegypten, als unter einem ihr von 1) Plin. L. 36. c. 13. 2) Montſauc. Ant. expl. Tom. 1. pl. 21. n. 2. 3) Anthol. L. 4. p. 205. b. 4) conf. Strab. L. 14. p. 959.
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II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden
Natur und das Alterthum, ſo wie es Marino und andere in der Dicht-
kunſt thaten.
Von den erſten und beſten Kuͤnſtlern, welche aus Griechenland nach
Alexandrien giengen, ſind vermuthlich diejenigen Statuen in Porphyr ge-
arbeitet, welche ſich in Rom befinden, die vom Kaiſer Claudius, und nur
allein von demſelben, wie Plinius berichtet 1), aus Aegypten gebracht
worden. Ein ſchoͤner Sturz von einer Pallas ſteht am Aufgange zum
Campidoglio, eine Pallas mit einem Kopfe von Marmor iſt in der Villa
Medicis, und die allerſchoͤnſte Statue nicht allein in Porphyr, ſondern
man kann auch ſagen, unter den ſchoͤnſten aus dem Alterthume, iſt eine
vermeynte Muſe, von andern wegen ihres Diadema eine Juno genannt,
uͤber Lebensgroͤße, in der Villa Borgheſe, deren Gewand ein Wunder-
werk der Kunſt iſt 2). Unterdeſſen ſind auch zu Rom Statuen in Por-
phyr gearbeitet, wie ein Bruſtbild mit einem Panzer in dem Pallaſte Far-
neſe zeiget, welches nur angeleget, und nicht voͤllig geendiget iſt: es wur-
de im Campo Marzo zu Rom gefunden, wie Pirro Ligorio in ſeinen
Handſchriften in der Vaticaniſchen Bibliothek berichtet. Es werden auch
verſchiedene Statuen gefangener Koͤnige in dieſem Steine, in der Villa
Borgheſe, Medicis und anderwerts, in Rom ſelbſt gearbeitet ſeyn.
Hermocles von Rhodus iſt einer von den Bildhauern, welche ſich in
dieſer Zeit beruͤhmt gemacht haben. Unter dem Ptolemaͤus Philadelphus
war ein Steinſchneider Satyrius beruͤhmt, welcher deſſen Gemahlinn
Arſinoe in Cryſtall geſchnitten hatte 3).
Die Griechiſche Kunſt aber wollte in Aegypten, als unter einem ihr
fremden Himmel, nicht Wurzel faſſen 4), und ſie verlohr unter dem Prach-
te an den Hoͤfen der Seleucider und Ptolemaͤer viel von ihrer Groͤße, und
von
1) Plin. L. 36. c. 13.
2) Montſauc. Ant. expl. Tom. 1. pl. 21. n. 2.
3) Anthol. L. 4. p. 205. b.
4) conf. Strab. L. 14. p. 959.
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Zitationshilfe: | Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte02_1764/48>, abgerufen am 16.02.2025. |