Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.der Zeit unter den Griechen betrachtet. die Freyheit der Athenienser ein Ende. König Demetrius Poliorcetesließ ihnen zwar wiederum einen Schatten derselben sehen; allein ihre un- glaubliche Schmeicheleyen und Niederträchtigkeiten gegen diesen Prinzen macheten sie der Freyheit unwürdig, und der Genuß dauerte auch nur eine kurze Zeit. Von diesem und dem Könige Pyrrhus, finden sich Münzenb. Münzen aus dieser Zeit. von dem allerschönsten Gepräge: auf den mehresten von jenen, steht auf der Rückseite ein auf das feinste gearbeiteter Neptunus, und die Münzen vom Pyrrhus haben einen Kopf des Jupiters in der höchsten Jdee, oder einen schönen bartigen Kopf, welches etwa ein Mars ist. Einige haben theils jenen, theils diesen, für das Bildniß des Pyrrhus genommen, auf deren Aehnlichkeit sich auch die Benennung eines Kopfs beym Fulvius Ursinus gründet 1), oder auf die Aehnlichkeit derselben mit dem Kopfe einer gehar- nischten großen Statue, (des Mars) welche ehemals im Pallaste Massimi war, und itzo im Campidoglio steht 2); und so verhält es sich wechselsweise von der Statue mit den Münzen. Hierzu kommen die Elephantenköpfe auf den Flügeln, wie sie bey den Alten hießen, am Harnische, welche man etwa auf die ersten Elephanten wird gedeutet haben, die dieser König zuerst in Griechenland und Jtalien geführet: daher man dieselben auch an der Bekleidung der ergänzten neuen Füße angebracht hat. Dieser angenom- menen Meynung zufolge, hat Gori einen ähnlichen Kopf eines geschnitte- nen Steins, in dem Großherzoglichen Museo zu Florenz, einen Pyrrhus getauft 3). Dieser König aber hat vermuthlich nach dem Gebrauche sei- ner Zeit unter den Griechen, entweder gar keinen, oder sehr wenig von Bart, wie auf einer großen goldenen Münze desselben zu Florenz 4), ge- tragen, und es hat keiner von allen damaligen Königen einen Bart: denn die Griechen fiengen an unter Alexander dem Großen sich denselben abzu- nehmen. 1) Imag. 102. 2) Mus. Capit. T. 3. tav. 48. 3) Mus. Flor. T. 3. tab. 25. n. 4. 4) Mus. Flor. T. 2. tab. 2. Y y 2
der Zeit unter den Griechen betrachtet. die Freyheit der Athenienſer ein Ende. Koͤnig Demetrius Poliorcetesließ ihnen zwar wiederum einen Schatten derſelben ſehen; allein ihre un- glaubliche Schmeicheleyen und Niedertraͤchtigkeiten gegen dieſen Prinzen macheten ſie der Freyheit unwuͤrdig, und der Genuß dauerte auch nur eine kurze Zeit. Von dieſem und dem Koͤnige Pyrrhus, finden ſich Muͤnzenb. Muͤnzen aus dieſer Zeit. von dem allerſchoͤnſten Gepraͤge: auf den mehreſten von jenen, ſteht auf der Ruͤckſeite ein auf das feinſte gearbeiteter Neptunus, und die Muͤnzen vom Pyrrhus haben einen Kopf des Jupiters in der hoͤchſten Jdee, oder einen ſchoͤnen bartigen Kopf, welches etwa ein Mars iſt. Einige haben theils jenen, theils dieſen, fuͤr das Bildniß des Pyrrhus genommen, auf deren Aehnlichkeit ſich auch die Benennung eines Kopfs beym Fulvius Urſinus gruͤndet 1), oder auf die Aehnlichkeit derſelben mit dem Kopfe einer gehar- niſchten großen Statue, (des Mars) welche ehemals im Pallaſte Maſſimi war, und itzo im Campidoglio ſteht 2); und ſo verhaͤlt es ſich wechſelsweiſe von der Statue mit den Muͤnzen. Hierzu kommen die Elephantenkoͤpfe auf den Fluͤgeln, wie ſie bey den Alten hießen, am Harniſche, welche man etwa auf die erſten Elephanten wird gedeutet haben, die dieſer Koͤnig zuerſt in Griechenland und Jtalien gefuͤhret: daher man dieſelben auch an der Bekleidung der ergaͤnzten neuen Fuͤße angebracht hat. Dieſer angenom- menen Meynung zufolge, hat Gori einen aͤhnlichen Kopf eines geſchnitte- nen Steins, in dem Großherzoglichen Muſeo zu Florenz, einen Pyrrhus getauft 3). Dieſer Koͤnig aber hat vermuthlich nach dem Gebrauche ſei- ner Zeit unter den Griechen, entweder gar keinen, oder ſehr wenig von Bart, wie auf einer großen goldenen Muͤnze deſſelben zu Florenz 4), ge- tragen, und es hat keiner von allen damaligen Koͤnigen einen Bart: denn die Griechen fiengen an unter Alexander dem Großen ſich denſelben abzu- nehmen. 1) Imag. 102. 2) Muſ. Capit. T. 3. tav. 48. 3) Muſ. Flor. T. 3. tab. 25. n. 4. 4) Muſ. Flor. T. 2. tab. 2. Y y 2
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glaubliche Schmeicheleyen und Niedertraͤchtigkeiten gegen dieſen Prinzen
macheten ſie der Freyheit unwuͤrdig, und der Genuß dauerte auch nur eine
kurze Zeit. Von dieſem und dem Koͤnige Pyrrhus, finden ſich Muͤnzen
von dem allerſchoͤnſten Gepraͤge: auf den mehreſten von jenen, ſteht auf der
Ruͤckſeite ein auf das feinſte gearbeiteter Neptunus, und die Muͤnzen vom
Pyrrhus haben einen Kopf des Jupiters in der hoͤchſten Jdee, oder einen
ſchoͤnen bartigen Kopf, welches etwa ein Mars iſt. Einige haben theils
jenen, theils dieſen, fuͤr das Bildniß des Pyrrhus genommen, auf deren
Aehnlichkeit ſich auch die Benennung eines Kopfs beym Fulvius Urſinus
gruͤndet 1), oder auf die Aehnlichkeit derſelben mit dem Kopfe einer gehar-
niſchten großen Statue, (des Mars) welche ehemals im Pallaſte Maſſimi
war, und itzo im Campidoglio ſteht 2); und ſo verhaͤlt es ſich wechſelsweiſe
von der Statue mit den Muͤnzen. Hierzu kommen die Elephantenkoͤpfe
auf den Fluͤgeln, wie ſie bey den Alten hießen, am Harniſche, welche man
etwa auf die erſten Elephanten wird gedeutet haben, die dieſer Koͤnig zuerſt
in Griechenland und Jtalien gefuͤhret: daher man dieſelben auch an der
Bekleidung der ergaͤnzten neuen Fuͤße angebracht hat. Dieſer angenom-
menen Meynung zufolge, hat Gori einen aͤhnlichen Kopf eines geſchnitte-
nen Steins, in dem Großherzoglichen Muſeo zu Florenz, einen Pyrrhus
getauft 3). Dieſer Koͤnig aber hat vermuthlich nach dem Gebrauche ſei-
ner Zeit unter den Griechen, entweder gar keinen, oder ſehr wenig von
Bart, wie auf einer großen goldenen Muͤnze deſſelben zu Florenz 4), ge-
tragen, und es hat keiner von allen damaligen Koͤnigen einen Bart: denn
die Griechen fiengen an unter Alexander dem Großen ſich denſelben abzu-
nehmen.
b.
Muͤnzen aus
dieſer Zeit.
1) Imag. 102.
2) Muſ. Capit. T. 3. tav. 48.
3) Muſ. Flor. T. 3. tab. 25. n. 4.
4) Muſ. Flor. T. 2. tab. 2.
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