Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.I Theil. Erstes Capitel. Eine geraume Zeit zuvor waren 1) drey Colossalische Figuren zu Samosgemachet, jede von sechs Ellen hoch, welche auf einen Knie saßen, und eine große Vase trugen, die so, wie die Figuren, von Erzt war: es war der Zehente des Gewinns von der Schifffahrt der Samier nach Tartessus, jen- seits der Säulen des Hercules. Den ersten Wagen mit vier Pferden von Erzt, von welchem unter den Griechen 2) Meldung geschiehet, ließen die Athenienser nach dem Tode des Pisistratus, das ist, nach der sieben und sechzigsten Olympias machen, und er wurde vor dem Tempel der Pallas aufgestellet. Die Statuen von Erzt hatten vielmals 3) ihre Base auch aus Metall. Statuen von Gold wurden im Alterthum einigen Gottheiten, häufiger aber 4) den Römischen Kaisern gesetzet, wie, außer den Scriben- ten, einige Inschriften bezeugen. Von der Kunst in Stein zu schneiden. Die Kunst in Stein zu schneiden muß sehr alt seyn, und war Arbeit 1) Herodot. L. 4. p. 171. l. 26. conf. p. 174. l. 35. 2) Id. L. 5. p. 199. l. 6. 3) Pausan. L. 5. p. 445. l. 22. 4) Conf. Rycq. de Capit. c. 26. p. 108. 5) Hesych. v. Thripobrotos. conf. Selden. ad Marm. Arund. 11. p. 177. 6) Descr. des pier. gr. du Cab. de Stosch, p. 513. 7) Herodot. L. 7. p. 258. l. 25.
I Theil. Erſtes Capitel. Eine geraume Zeit zuvor waren 1) drey Coloſſaliſche Figuren zu Samosgemachet, jede von ſechs Ellen hoch, welche auf einen Knie ſaßen, und eine große Vaſe trugen, die ſo, wie die Figuren, von Erzt war: es war der Zehente des Gewinns von der Schifffahrt der Samier nach Tarteſſus, jen- ſeits der Saͤulen des Hercules. Den erſten Wagen mit vier Pferden von Erzt, von welchem unter den Griechen 2) Meldung geſchiehet, ließen die Athenienſer nach dem Tode des Piſiſtratus, das iſt, nach der ſieben und ſechzigſten Olympias machen, und er wurde vor dem Tempel der Pallas aufgeſtellet. Die Statuen von Erzt hatten vielmals 3) ihre Baſe auch aus Metall. Statuen von Gold wurden im Alterthum einigen Gottheiten, haͤufiger aber 4) den Roͤmiſchen Kaiſern geſetzet, wie, außer den Scriben- ten, einige Inſchriften bezeugen. Von der Kunſt in Stein zu ſchneiden. Die Kunſt in Stein zu ſchneiden muß ſehr alt ſeyn, und war Arbeit 1) Herodot. L. 4. p. 171. l. 26. conf. p. 174. l. 35. 2) Id. L. 5. p. 199. l. 6. 3) Pauſan. L. 5. p. 445. l. 22. 4) Conf. Rycq. de Capit. c. 26. p. 108. 5) Heſych. v. Θριπόβρωτος. conf. Selden. ad Marm. Arund. 11. p. 177. 6) Deſcr. des pier. gr. du Cab. de Stoſch, p. 513. 7) Herodot. L. 7. p. 258. l. 25.
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I Theil. Erſtes Capitel.
Eine geraume Zeit zuvor waren 1) drey Coloſſaliſche Figuren zu Samos
gemachet, jede von ſechs Ellen hoch, welche auf einen Knie ſaßen, und
eine große Vaſe trugen, die ſo, wie die Figuren, von Erzt war: es war der
Zehente des Gewinns von der Schifffahrt der Samier nach Tarteſſus, jen-
ſeits der Saͤulen des Hercules. Den erſten Wagen mit vier Pferden von
Erzt, von welchem unter den Griechen 2) Meldung geſchiehet, ließen die
Athenienſer nach dem Tode des Piſiſtratus, das iſt, nach der ſieben und
ſechzigſten Olympias machen, und er wurde vor dem Tempel der Pallas
aufgeſtellet. Die Statuen von Erzt hatten vielmals 3) ihre Baſe auch aus
Metall. Statuen von Gold wurden im Alterthum einigen Gottheiten,
haͤufiger aber 4) den Roͤmiſchen Kaiſern geſetzet, wie, außer den Scriben-
ten, einige Inſchriften bezeugen.
Die Kunſt in Stein zu ſchneiden muß ſehr alt ſeyn, und war
auch unter ſehr entlegenen Voͤlkern bekannt. Die Griechen, ſagt man,
ſollen anfaͤnglich mit 5) Holz vom Wurm durchloͤchert geſiegelt haben,
und es iſt 6) in dem Stoßiſchen Muſeo ein Stein, welcher nach Art der
Gaͤnge eines ſolchen Holzes geſchnitten iſt, und zum ſiegeln ſcheinet gedie-
net zu haben; wir wiſſen aber nicht, wie lange dieſer Gebrauch gedauret
hat. Die Aegypter ſind in dieſem Theile der Kunſt zu einer großen Voll-
kommenheit gelanget, wie die Iſis im beſagten Muſeo, von welcher im
folgenden Capitel Meldung geſchiehet, beweiſen kann; auch 7) die Aethio-
pier hatten Siegel in Stein gearbeitet, welche ſie mit einem andern harten
Stein ſchnitten. Von dieſer Art der Kunſt aber wird unter jedem der fol-
genden Capitel insbeſondere gehandelt. Wie haͤufig bey den Alten die
Arbeit
1) Herodot. L. 4. p. 171. l. 26. conf. p. 174. l. 35.
2) Id. L. 5. p. 199. l. 6.
3) Pauſan. L. 5. p. 445. l. 22.
4) Conf. Rycq. de Capit. c. 26. p. 108.
5) Heſych. v. Θριπόβρωτος. conf. Selden. ad Marm. Arund. 11. p. 177.
6) Deſcr. des pier. gr. du Cab. de Stoſch, p. 513.
7) Herodot. L. 7. p. 258. l. 25.
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