Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
I Theil. Fünftes Capitel.

Wenige Jahre hernach, und im 564. Jahre der Stadt Rom, wur-
de von dem ältern Scipio Africanus, in dem Tempel des Hercules, dessen
Säule gesetzet 1), und zwo vergoldete Bigä auf dem Capitolio; zwo
vergoldete Statuen setzte der Aedilis Q. Fulvius Flaccus dahin. Der
Sohn desjenigen Glabrio, welcher den König Antiochus bey den Ther-
mopylen geschlagen hatte, setzte diesem seinen Vater die erste vergoldete
Statue, und, wie Livius sagt, in Italien 2); man wird es von Statuen
berühmter Männer zu verstehen haben. In dem Macedonischen Kriege
wider den letzten König Perseus beklagten sich die Abgeordneten der
Stadt Chalcis, daß der Prätor C. Lucretius, an welchen sie sich erge-
ben hatten, alle Tempel ausplündern, und die Statuen und übrigen
Schätze nach Antium abführen lassen 3). Nach dem Siege über den
König Perseus, kam Paullus Aemilius nach Delphos, wo an den Basen ge-
arbeitet wurde, auf welche gedachter König seine Statuen wollte setzen
lassen, welche der Sieger für seine eigene Statue bestimmte 4).

Dieses sind die Nachrichten, welche die Kunst unter den Römern zur
Zeit der Republik betreffen; diejenigen Nachrichten, von der Zeit an,
wo ich hier aufhöre, bis zum Falle der Römischen Freyheit, weil sie mehr
mit der Griechischen Geschichte vermischet sind, hat man in dem zweyten
Theile zu suchen. Wenigstens haben diese Nachrichten diesen Werth,
daß, wenn jemand dieselben weitläuftiger ausführen wollte, derselbe sich
einen Theil der Mühe ersparet findet, welche diese Art aufmerksamer
Nachlesung der Alten, und die Zeitfolge derselben, verursachet.



Zweytes
1) Liv. L. 38. c. 35.
2) L. 40. c. 34.
3) Id. L. 43. c. 9.
4) Id. L. 45. c. 27.
I Theil. Fuͤnftes Capitel.

Wenige Jahre hernach, und im 564. Jahre der Stadt Rom, wur-
de von dem aͤltern Scipio Africanus, in dem Tempel des Hercules, deſſen
Saͤule geſetzet 1), und zwo vergoldete Bigaͤ auf dem Capitolio; zwo
vergoldete Statuen ſetzte der Aedilis Q. Fulvius Flaccus dahin. Der
Sohn desjenigen Glabrio, welcher den Koͤnig Antiochus bey den Ther-
mopylen geſchlagen hatte, ſetzte dieſem ſeinen Vater die erſte vergoldete
Statue, und, wie Livius ſagt, in Italien 2); man wird es von Statuen
beruͤhmter Maͤnner zu verſtehen haben. In dem Macedoniſchen Kriege
wider den letzten Koͤnig Perſeus beklagten ſich die Abgeordneten der
Stadt Chalcis, daß der Praͤtor C. Lucretius, an welchen ſie ſich erge-
ben hatten, alle Tempel auspluͤndern, und die Statuen und uͤbrigen
Schaͤtze nach Antium abfuͤhren laſſen 3). Nach dem Siege uͤber den
Koͤnig Perſeus, kam Paullus Aemilius nach Delphos, wo an den Baſen ge-
arbeitet wurde, auf welche gedachter Koͤnig ſeine Statuen wollte ſetzen
laſſen, welche der Sieger fuͤr ſeine eigene Statue beſtimmte 4).

Dieſes ſind die Nachrichten, welche die Kunſt unter den Roͤmern zur
Zeit der Republik betreffen; diejenigen Nachrichten, von der Zeit an,
wo ich hier aufhoͤre, bis zum Falle der Roͤmiſchen Freyheit, weil ſie mehr
mit der Griechiſchen Geſchichte vermiſchet ſind, hat man in dem zweyten
Theile zu ſuchen. Wenigſtens haben dieſe Nachrichten dieſen Werth,
daß, wenn jemand dieſelben weitlaͤuftiger ausfuͤhren wollte, derſelbe ſich
einen Theil der Muͤhe erſparet findet, welche dieſe Art aufmerkſamer
Nachleſung der Alten, und die Zeitfolge derſelben, verurſachet.



Zweytes
1) Liv. L. 38. c. 35.
2) L. 40. c. 34.
3) Id. L. 43. c. 9.
4) Id. L. 45. c. 27.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0352" n="302"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I</hi> Theil. Fu&#x0364;nftes Capitel.</hi> </fw><lb/>
              <p>Wenige Jahre hernach, und im 564. Jahre der Stadt Rom, wur-<lb/>
de von dem a&#x0364;ltern Scipio Africanus, in dem Tempel des Hercules, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sa&#x0364;ule ge&#x017F;etzet <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Liv. L. 38. c.</hi> 35.</note>, und zwo vergoldete <hi rendition="#fr">Biga&#x0364;</hi> auf dem Capitolio; zwo<lb/>
vergoldete Statuen &#x017F;etzte der Aedilis Q. Fulvius Flaccus dahin. Der<lb/>
Sohn desjenigen Glabrio, welcher den Ko&#x0364;nig Antiochus bey den Ther-<lb/>
mopylen ge&#x017F;chlagen hatte, &#x017F;etzte die&#x017F;em &#x017F;einen Vater die er&#x017F;te vergoldete<lb/>
Statue, und, wie Livius &#x017F;agt, in Italien <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">L. 40. c.</hi> 34.</note>; man wird es von Statuen<lb/>
beru&#x0364;hmter Ma&#x0364;nner zu ver&#x017F;tehen haben. In dem Macedoni&#x017F;chen Kriege<lb/>
wider den letzten Ko&#x0364;nig Per&#x017F;eus beklagten &#x017F;ich die Abgeordneten der<lb/>
Stadt Chalcis, daß der Pra&#x0364;tor C. Lucretius, an welchen &#x017F;ie &#x017F;ich erge-<lb/>
ben hatten, alle Tempel ausplu&#x0364;ndern, und die Statuen und u&#x0364;brigen<lb/>
Scha&#x0364;tze nach Antium abfu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Id. L. 43. c.</hi> 9.</note>. Nach dem Siege u&#x0364;ber den<lb/>
Ko&#x0364;nig Per&#x017F;eus, kam Paullus Aemilius nach Delphos, wo an den Ba&#x017F;en ge-<lb/>
arbeitet wurde, auf welche gedachter Ko&#x0364;nig &#x017F;eine Statuen wollte &#x017F;etzen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, welche der Sieger fu&#x0364;r &#x017F;eine eigene Statue be&#x017F;timmte <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Id. L. 45. c.</hi> 27.</note>.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es &#x017F;ind die Nachrichten, welche die Kun&#x017F;t unter den Ro&#x0364;mern zur<lb/>
Zeit der Republik betreffen; diejenigen Nachrichten, von der Zeit an,<lb/>
wo ich hier aufho&#x0364;re, bis zum Falle der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Freyheit, weil &#x017F;ie mehr<lb/>
mit der Griechi&#x017F;chen Ge&#x017F;chichte vermi&#x017F;chet &#x017F;ind, hat man in dem zweyten<lb/>
Theile zu &#x017F;uchen. Wenig&#x017F;tens haben die&#x017F;e Nachrichten die&#x017F;en Werth,<lb/>
daß, wenn jemand die&#x017F;elben weitla&#x0364;uftiger ausfu&#x0364;hren wollte, der&#x017F;elbe &#x017F;ich<lb/>
einen Theil der Mu&#x0364;he er&#x017F;paret findet, welche die&#x017F;e Art aufmerk&#x017F;amer<lb/>
Nachle&#x017F;ung der Alten, und die Zeitfolge der&#x017F;elben, verur&#x017F;achet.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Zweytes</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0352] I Theil. Fuͤnftes Capitel. Wenige Jahre hernach, und im 564. Jahre der Stadt Rom, wur- de von dem aͤltern Scipio Africanus, in dem Tempel des Hercules, deſſen Saͤule geſetzet 1), und zwo vergoldete Bigaͤ auf dem Capitolio; zwo vergoldete Statuen ſetzte der Aedilis Q. Fulvius Flaccus dahin. Der Sohn desjenigen Glabrio, welcher den Koͤnig Antiochus bey den Ther- mopylen geſchlagen hatte, ſetzte dieſem ſeinen Vater die erſte vergoldete Statue, und, wie Livius ſagt, in Italien 2); man wird es von Statuen beruͤhmter Maͤnner zu verſtehen haben. In dem Macedoniſchen Kriege wider den letzten Koͤnig Perſeus beklagten ſich die Abgeordneten der Stadt Chalcis, daß der Praͤtor C. Lucretius, an welchen ſie ſich erge- ben hatten, alle Tempel auspluͤndern, und die Statuen und uͤbrigen Schaͤtze nach Antium abfuͤhren laſſen 3). Nach dem Siege uͤber den Koͤnig Perſeus, kam Paullus Aemilius nach Delphos, wo an den Baſen ge- arbeitet wurde, auf welche gedachter Koͤnig ſeine Statuen wollte ſetzen laſſen, welche der Sieger fuͤr ſeine eigene Statue beſtimmte 4). Dieſes ſind die Nachrichten, welche die Kunſt unter den Roͤmern zur Zeit der Republik betreffen; diejenigen Nachrichten, von der Zeit an, wo ich hier aufhoͤre, bis zum Falle der Roͤmiſchen Freyheit, weil ſie mehr mit der Griechiſchen Geſchichte vermiſchet ſind, hat man in dem zweyten Theile zu ſuchen. Wenigſtens haben dieſe Nachrichten dieſen Werth, daß, wenn jemand dieſelben weitlaͤuftiger ausfuͤhren wollte, derſelbe ſich einen Theil der Muͤhe erſparet findet, welche dieſe Art aufmerkſamer Nachleſung der Alten, und die Zeitfolge derſelben, verurſachet. Zweytes 1) Liv. L. 38. c. 35. 2) L. 40. c. 34. 3) Id. L. 43. c. 9. 4) Id. L. 45. c. 27.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/352
Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/352>, abgerufen am 25.11.2024.