Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.I Theil. Viertes Capitel. weißer Leisten umher. Die Figuren sind zween Palme und zween ZolleRömisches Maaß hoch. Das erste Gemälde bestehet aus vier Weiblichen Figuren: die vor- keln,
I Theil. Viertes Capitel. weißer Leiſten umher. Die Figuren ſind zween Palme und zween ZolleRoͤmiſches Maaß hoch. Das erſte Gemaͤlde beſtehet aus vier Weiblichen Figuren: die vor- keln,
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I Theil. Viertes Capitel.
weißer Leiſten umher. Die Figuren ſind zween Palme und zween Zolle
Roͤmiſches Maaß hoch.
Das erſte Gemaͤlde beſtehet aus vier Weiblichen Figuren: die vor-
nehmſte iſt mit dem Geſichte vorwerts gekehret, und ſitzet auf einem Seſſel;
mit der rechten Hand haͤlt ſie ihren Mantel, oder Peplon, welcher uͤber
das Hintertheil des Kopfs geworfen iſt, von dem Geſichte abwerts, und
dieſes Tuch iſt violet, mit einem Rande von Meergruͤner Farbe; der Rock
iſt Fleiſchfarbe. Die linke Hand haͤlt ſie auf die Achſel eines ſchoͤnen jungen
Maͤdgens gelehnet, welche neben ihr im weißen Gewande ſteht, und ſich
mit der rechten Hand das Kinn unterſtuͤtzet; ihr Geſicht ſtehet im Profil.
Die Fuͤße hat jene Figur auf einem Fußſchemmel, zum Zeichen ihrer Wuͤrde,
geſetzet. Neben ihr ſtehet eine ſchoͤne Weibliche Figur, mit dem Geſichte
vorwerts gekehret, die ſich die Haare aufſetzen laͤßt; die linke Hand hat ſie
in ihren Buſen geſteckt, und die rechte Hand herunter haͤngen, mit deren
Fingern ſie eine Bewegung macht, als wollte jemand einen Accord auf
dem Claviere greifen. Ihr Rock iſt weiß, mit engen Ermeln, welche bis
an die Knoͤchel der Hand reichen; ihr Mantel iſt violet, mit einem geſtick-
ten Saum, einen Daum breit. Die Figur, welche ihr den Haarputz macht,
ſtehet hoͤher, und iſt in Profil gekehret, doch ſo, daß man von dem Auge
des abgewandten Theils die Spitzen der Augenbrane ſieht, und an dem
andern Auge ſind die Haͤrchen der Augenbrane deutlicher, als an andern
Figuren, angezeiget. Ihre Aufmerkſamkeit lieſt man in ihrem Auge und
auf den Lippen, welche ſie zuſammen druͤcket. Neben ihr ſtehet ein kleiner
niedriger Tiſch mit drey Fuͤßen, fuͤnf Zolle hoch, ſo daß derſelbe bis an die
Mitte der Schenkel der naͤchſten Figur reichet, mit einem zierlich ausge-
pfalzten Tiſchblatte, auf welchem ein kleines Kaͤſtgen iſt, und uͤberher ge-
worfene Lorbeerzweige; neben bey liegt eine violette Binde, etwa um die
Haare der geputzten Figur zu legen. Unter dem Tiſchgen ſteht ein zierli-
ches hohes Gefaͤß, welches nahe bis an das Blatt reichet, mit zween Hen-
keln,
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