Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.Von der Kunst unter den Griechen. worden, hat sich erhalten, und stehet zu Portici unter den HerculanischenGemälden. Diese Gemälde sind theils im Jahre 1722. in der Villa Farnese gefunden worden, theils standen sie an den Wänden eines großen Saals von vierzig Palmen in der Länge, welcher 1724. entdecket wurde. Die Wän- de in demselben waren durch ein gemaltes Werk von Architectur in ver- schiedene Felder getheilet: in einem derselben steiget eine Weibliche Figur aus einem Schiffe, und wird geführet von einer jungen Männlichen Figur, die außer dem Mantel, welcher hinten von der Schulter hängt, unbekleidet ist. Dieses Stück hat Turnbull in Kupfer stechen lassen 1). Die Gemälde in dem Grabmale des Cestius 2) sind verschwunden, Im sechzehenden Jahrhunderte waren noch Gemälde in den Trüm- Die größten Herculanischen Gemälde sind auf der Mauer hohlerB. seus 1) Treat. of ant. paint. 2) Bellor. Sepolcr. Fig. 66. 3) Ejusd. Pitt. del sepolc. de' Nasoni, tav. 19. 4) Fabric. Rom. p. 212. 5) Refl. sur la poes. &c. T. 1. p. 351. L l 2
Von der Kunſt unter den Griechen. worden, hat ſich erhalten, und ſtehet zu Portici unter den HerculaniſchenGemaͤlden. Dieſe Gemaͤlde ſind theils im Jahre 1722. in der Villa Farneſe gefunden worden, theils ſtanden ſie an den Waͤnden eines großen Saals von vierzig Palmen in der Laͤnge, welcher 1724. entdecket wurde. Die Waͤn- de in demſelben waren durch ein gemaltes Werk von Architectur in ver- ſchiedene Felder getheilet: in einem derſelben ſteiget eine Weibliche Figur aus einem Schiffe, und wird gefuͤhret von einer jungen Maͤnnlichen Figur, die außer dem Mantel, welcher hinten von der Schulter haͤngt, unbekleidet iſt. Dieſes Stuͤck hat Turnbull in Kupfer ſtechen laſſen 1). Die Gemaͤlde in dem Grabmale des Ceſtius 2) ſind verſchwunden, Im ſechzehenden Jahrhunderte waren noch Gemaͤlde in den Truͤm- Die groͤßten Herculaniſchen Gemaͤlde ſind auf der Mauer hohlerB. ſeus 1) Treat. of ant. paint. 2) Bellor. Sepolcr. Fig. 66. 3) Ejusd. Pitt. del ſepolc. de’ Naſoni, tav. 19. 4) Fabric. Rom. p. 212. 5) Refl. ſur la poeſ. &c. T. 1. p. 351. L l 2
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Von der Kunſt unter den Griechen.
worden, hat ſich erhalten, und ſtehet zu Portici unter den Herculaniſchen
Gemaͤlden. Dieſe Gemaͤlde ſind theils im Jahre 1722. in der Villa Farneſe
gefunden worden, theils ſtanden ſie an den Waͤnden eines großen Saals von
vierzig Palmen in der Laͤnge, welcher 1724. entdecket wurde. Die Waͤn-
de in demſelben waren durch ein gemaltes Werk von Architectur in ver-
ſchiedene Felder getheilet: in einem derſelben ſteiget eine Weibliche Figur
aus einem Schiffe, und wird gefuͤhret von einer jungen Maͤnnlichen Figur,
die außer dem Mantel, welcher hinten von der Schulter haͤngt, unbekleidet
iſt. Dieſes Stuͤck hat Turnbull in Kupfer ſtechen laſſen 1).
Die Gemaͤlde in dem Grabmale des Ceſtius 2) ſind verſchwunden,
und die Feuchtigkeit hat dieſelben verzehret, und von denen in dem Ovidi-
ſchen Grabmale (welches auf der Via Flaminia anderthalb Meilen von
Rom entfernet war) iſt von verſchiedenen Stuͤcken nur der Oedipus, nebſt
dem Sphinx, uͤbrig 3), welches Stuͤck in der Wand eines Saals der Villa
Altieri eingeſetzet iſt. Bellori redet noch von zwey andern Stuͤcken in
dieſer Villa, welche itzo aber nicht mehr vorhanden ſind; der Vulcanus,
nebſt der Venus, auf der andern Seite jenes Gemaͤldes, iſt eine neue
Arbeit.
Im ſechzehenden Jahrhunderte waren noch Gemaͤlde in den Truͤm-
mern der Baͤder des Diocletianus zu ſehen 4). Ein Stuͤck eines alten
Gemaͤldes im Pallaſte Farneſe, welches Duͤ Bos angiebt 5), iſt in Rom
ganz und gar unbekannt.
Die groͤßten Herculaniſchen Gemaͤlde ſind auf der Mauer hohler
Niſchen eines runden maͤßig großen Tempels, vermuthlich des Hercules,
geweſen, und dieſe ſind, Theſeus nach Erlegung des Minotaurs, die Ge-
burt des Telephus, Chiron und Achilles, und Pan und Olympus. The-
ſeus
B.
Die Hercula-
niſchen Ge-
maͤlde.
1) Treat. of ant. paint.
2) Bellor. Sepolcr. Fig. 66.
3) Ejusd. Pitt. del ſepolc. de’ Naſoni, tav. 19.
4) Fabric. Rom. p. 212.
5) Refl. ſur la poeſ. &c. T. 1. p. 351.
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