Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.Von der Kunst unter den Griechen. des Pallastes Borghese sind. Hierinn bestehet die größte Schwierigkeit,und der besondere Vorzug der alten Künstler nicht, sondern, wie gesagt ist, im Ausdrehen der Gefäße. In kleinern Arbeiten hat man zu un- sern Zeiten angefangen diesen Stein zu drehen, aber größere Gefäße sind entweder nicht hohl gemacht, wie die im Pallaste Verospi von grünlichem Porphyr sind, oder, wenn sie hohl sind, wie die im Pallaste Barberini, und in der Villa Borghese, so sind sie Cylindrisch ausgehöhlet, ohne Bauch, und ohne Pfalze und Hohlkehlen. Daß aber das Elliptische Ausdrehen der Gefäße von Porphyr, nach Art der Alten, kein verlornes Geheimniß sey, hat der Herr Cardinal Alexander Albani in einem wohlgelungenen Versuche zeigen lassen, welcher der Arbeit der Alten nichts nachgiebt, indem der Porphyr bis auf die Dicke einer Feder ausgedrehet ist; aber das Ausdrehen kostet dreymal so viel, als die Form des Gefäßes, und es ist dasselbe dreyzehen Monate auf dem Drehgestelle gewesen. Man merke hier, daß sich an Statuen von Porphyr weder Kopf, noch Was endlich die Arbeit in Erzt betrifft, so waren schon lange vorc Von der älter, 1) Miscel. L. 2. c. 6. p. 83. Winckelm. Gesch. der Kunst. K k
Von der Kunſt unter den Griechen. des Pallaſtes Borgheſe ſind. Hierinn beſtehet die groͤßte Schwierigkeit,und der beſondere Vorzug der alten Kuͤnſtler nicht, ſondern, wie geſagt iſt, im Ausdrehen der Gefaͤße. In kleinern Arbeiten hat man zu un- ſern Zeiten angefangen dieſen Stein zu drehen, aber groͤßere Gefaͤße ſind entweder nicht hohl gemacht, wie die im Pallaſte Veroſpi von gruͤnlichem Porphyr ſind, oder, wenn ſie hohl ſind, wie die im Pallaſte Barberini, und in der Villa Borgheſe, ſo ſind ſie Cylindriſch ausgehoͤhlet, ohne Bauch, und ohne Pfalze und Hohlkehlen. Daß aber das Elliptiſche Ausdrehen der Gefaͤße von Porphyr, nach Art der Alten, kein verlornes Geheimniß ſey, hat der Herr Cardinal Alexander Albani in einem wohlgelungenen Verſuche zeigen laſſen, welcher der Arbeit der Alten nichts nachgiebt, indem der Porphyr bis auf die Dicke einer Feder ausgedrehet iſt; aber das Ausdrehen koſtet dreymal ſo viel, als die Form des Gefaͤßes, und es iſt daſſelbe dreyzehen Monate auf dem Drehgeſtelle geweſen. Man merke hier, daß ſich an Statuen von Porphyr weder Kopf, noch Was endlich die Arbeit in Erzt betrifft, ſo waren ſchon lange vorc Von der aͤlter, 1) Miſcel. L. 2. c. 6. p. 83. Winckelm. Geſch. der Kunſt. K k
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Von der Kunſt unter den Griechen.
des Pallaſtes Borgheſe ſind. Hierinn beſtehet die groͤßte Schwierigkeit,
und der beſondere Vorzug der alten Kuͤnſtler nicht, ſondern, wie geſagt
iſt, im Ausdrehen der Gefaͤße. In kleinern Arbeiten hat man zu un-
ſern Zeiten angefangen dieſen Stein zu drehen, aber groͤßere Gefaͤße ſind
entweder nicht hohl gemacht, wie die im Pallaſte Veroſpi von gruͤnlichem
Porphyr ſind, oder, wenn ſie hohl ſind, wie die im Pallaſte Barberini,
und in der Villa Borgheſe, ſo ſind ſie Cylindriſch ausgehoͤhlet, ohne Bauch,
und ohne Pfalze und Hohlkehlen. Daß aber das Elliptiſche Ausdrehen
der Gefaͤße von Porphyr, nach Art der Alten, kein verlornes Geheimniß
ſey, hat der Herr Cardinal Alexander Albani in einem wohlgelungenen
Verſuche zeigen laſſen, welcher der Arbeit der Alten nichts nachgiebt,
indem der Porphyr bis auf die Dicke einer Feder ausgedrehet iſt; aber
das Ausdrehen koſtet dreymal ſo viel, als die Form des Gefaͤßes, und es
iſt daſſelbe dreyzehen Monate auf dem Drehgeſtelle geweſen.
Man merke hier, daß ſich an Statuen von Porphyr weder Kopf, noch
Haͤnde und Fuͤße, aus eben demſelben Steine finden, ſondern ſie haben dieſe
aͤußeren Theile von Marmor. In der Gallerie das Pallaſtes Chigi, welche
itzo in Dreßden iſt, war ein Kopf des Caligula in Porphyr; er iſt aber neu,
und nach dem von Baſalt im Campidoglio gemacht; in der Villa Borghe-
ſe iſt ein Kopf des Veſpaſianus, welcher ebenfalls neu iſt. Es finden ſich
zwar vier Figuren, von welchen zwo und zwo zuſammen ſtehen, aus einem
Stuͤcke, am Eingange des Pallaſtes des Doge zu Venedig, welche ganz
und gar aus Porphyr ſind; es iſt aber eine Arbeit der Griechen aus der ſpaͤ-
tern oder mittlern Zeit, und Hieronymus Magius muß ſich ſehr wenig
auf die Kunſt verſtanden haben, wenn er vorgiebt, daß es Figuren des
Harmodion und Ariſtogiton, der Befreyer von Athen, ſeyn 1).
Was endlich die Arbeit in Erzt betrifft, ſo waren ſchon lange vor
dem Phidias viele Statuen darinn gearbeitet, und Phradmon, welcher
aͤlter,
c Von der
Arbeit in Erzt.
aa An ſich
ſelbſt.
1) Miſcel. L. 2. c. 6. p. 83.
Winckelm. Geſch. der Kunſt. K k
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