Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.I Theil. Viertes Capitel. Haare dick und kraus, wie am Hercules gewöhnlich ist. In den Haarendes zuletzt genannten verstümmelten Kopfs ist eine außerordentliche, und ich möchte fast sagen, unnachahmliche Kunst und Fleiß: fast mit eben der Feinheit sind die Haare an dem Sturze eines Löwens von dem härtesten Basalte, in dem Weinberge Borioni, gearbeitet. Die außerordentliche Glätte, welche man diesem Steine gegeben, auch geben müssen, nebst den feinen Theilen, woraus derselbe zusammengesetzet ist, haben verhindert, daß sich keine Rinde, wie an dem glättesten Marmor geschehen, angesetzet, und diese Köpfe sind mit ihrer völligen ersteren Glätte in der Erde gefunden. phyr. Von der Arbeit in Porphyr ist zum dritten besonders zu reden. des 1) Carlencas Essay sur l' hist. des belles lettr. T. 4. 2) Vasar. Vite de Pitt. Proem. p. 12.
I Theil. Viertes Capitel. Haare dick und kraus, wie am Hercules gewoͤhnlich iſt. In den Haarendes zuletzt genannten verſtuͤmmelten Kopfs iſt eine außerordentliche, und ich moͤchte faſt ſagen, unnachahmliche Kunſt und Fleiß: faſt mit eben der Feinheit ſind die Haare an dem Sturze eines Loͤwens von dem haͤrteſten Baſalte, in dem Weinberge Borioni, gearbeitet. Die außerordentliche Glaͤtte, welche man dieſem Steine gegeben, auch geben muͤſſen, nebſt den feinen Theilen, woraus derſelbe zuſammengeſetzet iſt, haben verhindert, daß ſich keine Rinde, wie an dem glaͤtteſten Marmor geſchehen, angeſetzet, und dieſe Koͤpfe ſind mit ihrer voͤlligen erſteren Glaͤtte in der Erde gefunden. phyr. Von der Arbeit in Porphyr iſt zum dritten beſonders zu reden. des 1) Carlencas Eſſay ſur l’ hiſt. des belles lettr. T. 4. 2) Vaſar. Vite de Pitt. Proem. p. 12.
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I Theil. Viertes Capitel.
Haare dick und kraus, wie am Hercules gewoͤhnlich iſt. In den Haaren
des zuletzt genannten verſtuͤmmelten Kopfs iſt eine außerordentliche, und
ich moͤchte faſt ſagen, unnachahmliche Kunſt und Fleiß: faſt mit eben der
Feinheit ſind die Haare an dem Sturze eines Loͤwens von dem haͤrteſten
Baſalte, in dem Weinberge Borioni, gearbeitet. Die außerordentliche
Glaͤtte, welche man dieſem Steine gegeben, auch geben muͤſſen, nebſt den
feinen Theilen, woraus derſelbe zuſammengeſetzet iſt, haben verhindert, daß
ſich keine Rinde, wie an dem glaͤtteſten Marmor geſchehen, angeſetzet,
und dieſe Koͤpfe ſind mit ihrer voͤlligen erſteren Glaͤtte in der Erde gefunden.
Von der Arbeit in Porphyr iſt zum dritten beſonders zu reden.
Hierinn ſind unſere Kuͤnſtler weit unter den Alten, nicht, daß jene den
Porphyr gar nicht zu arbeiten verſtaͤnden, wie insgemein von unwiſſenden
flattrigen Scribenten vorgegeben wird 1), ſondern darinn, daß die Alten
hier mit groͤßerer Leichtigkeit, und mit uns unbekannten Vortheilen, zu
Werke gegangen ſind. Daß die alten Kuͤnſtler beſondere Vortheile in die-
ſer Arbeit erlanget gehabt, zeigen ihre Gefaͤße in Porphyr, welche wirklich
auf der Bank ausgedrehet ſind. Der Herr Cardinal Alexander Albani
beſitzet die ſchoͤnſten in der Welt, und zwey unter denſelben ſind uͤber zween
Roͤmiſche Palme hoch, von welchen das eine vom Pabſt Clemens XI. mit
dreytauſend Scudi bezahlet worden. Die heutigen Kuͤnſtler, ſo weit ſie in
Bearbeitung des Porphyrs gelanget ſind, haben das Waſſer nicht, welches
Coſmus, Großherzog von Toſcana, ſoll erfunden haben 2), die Eiſen zu
haͤrten, ſie verſtehen aber dennoch dieſen Stein zu baͤndigen. Es ſind
auch in neuern Zeiten nicht allein große Werke in Porphyr gearbeitet, wie
der ſchoͤne Deckel der herrlich großen alten Urne, in der Capelle Corſini,
zu St. Johann Lateran, iſt, ſondern auch verſchiedene Bruſtbilder der
Kaiſer, unter welchen die Koͤpfe der zwoͤlf erſten Kaiſer in der Gallerie
des
1) Carlencas Eſſay ſur l’ hiſt. des belles lettr. T. 4.
2) Vaſar. Vite de Pitt. Proem. p. 12.
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