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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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Vorrede.
habe, sind niemals vorher öffentlich bekannt gemachet worden, und
ich habe dieselben zuerst zeichnen und stechen lassen.

Ich habe mich mit einigen Gedanken gewaget, welche nicht
genug erwiesen scheinen können: vielleicht aber können sie andern,
die in der Kunst der Alten forschen wollen, dienen, weiter zu ge-
hen; und wie oft ist durch eine spätere Entdeckung eine Muthmas-
sung zur Wahrheit geworden. Muthmaßungen, aber solche, die
sich wenigstens durch einen Faden an etwas Festen halten, sind
aus einer Schrift dieser Art eben so wenig, als die Hypotheses
aus der Naturlehre zu verbannen; sie sind wie das Gerüste zu ei-
nem Gebäude, ja sie werden unentbehrlich, wenn man, bey dem
Mangel der Kenntniße von der Kunst der Alten, nicht große
Sprünge über viel leere Plätze machen will. Unter einigen
Gründen, welche ich von Dingen, die nicht klar wie die Sonne
sind, angebracht habe, geben sie einzeln genommen, nur Wahr-
scheinlichkeit, aber gesammelt und einer mit dem andern verbun-
den, einen Beweis.

Das Verzeichniß der Bücher, welches vorangesetzet ist, be-
greift nicht alle und jede, welche ich angeführet habe; wie denn
unter denselben von alten Dichtern nur der einzige Nonnus ist,
weil in der ersten und seltenen Ausgabe, deren ich mich bedienet,
nur die Verse einer jeden Seite, und nicht der Bücher in demsel-
ben, wie in den übrigen Dichtern, gezählet sind. Von den al-
ten Griechischen Geschichtschreibern sind mehrentheils die Ausga-
ben von Robert und von Heinrich Stephanus angeführet, welche
nicht in Capitel eingetheilet sind, und dieserwegen habe ich die Zeile
einer jeden Seite angemerket.

An Vollendung dieser Arbeit hat mein würdiger und gelehr-
ter Freund, Herr Frank, sehr verdienter Aufseher der berühmten

und

Vorrede.
habe, ſind niemals vorher oͤffentlich bekannt gemachet worden, und
ich habe dieſelben zuerſt zeichnen und ſtechen laſſen.

Ich habe mich mit einigen Gedanken gewaget, welche nicht
genug erwieſen ſcheinen koͤnnen: vielleicht aber koͤnnen ſie andern,
die in der Kunſt der Alten forſchen wollen, dienen, weiter zu ge-
hen; und wie oft iſt durch eine ſpaͤtere Entdeckung eine Muthmaſ-
ſung zur Wahrheit geworden. Muthmaßungen, aber ſolche, die
ſich wenigſtens durch einen Faden an etwas Feſten halten, ſind
aus einer Schrift dieſer Art eben ſo wenig, als die Hypotheſes
aus der Naturlehre zu verbannen; ſie ſind wie das Geruͤſte zu ei-
nem Gebaͤude, ja ſie werden unentbehrlich, wenn man, bey dem
Mangel der Kenntniße von der Kunſt der Alten, nicht große
Spruͤnge uͤber viel leere Plaͤtze machen will. Unter einigen
Gruͤnden, welche ich von Dingen, die nicht klar wie die Sonne
ſind, angebracht habe, geben ſie einzeln genommen, nur Wahr-
ſcheinlichkeit, aber geſammelt und einer mit dem andern verbun-
den, einen Beweis.

Das Verzeichniß der Buͤcher, welches vorangeſetzet iſt, be-
greift nicht alle und jede, welche ich angefuͤhret habe; wie denn
unter denſelben von alten Dichtern nur der einzige Nonnus iſt,
weil in der erſten und ſeltenen Ausgabe, deren ich mich bedienet,
nur die Verſe einer jeden Seite, und nicht der Buͤcher in demſel-
ben, wie in den uͤbrigen Dichtern, gezaͤhlet ſind. Von den al-
ten Griechiſchen Geſchichtſchreibern ſind mehrentheils die Ausga-
ben von Robert und von Heinrich Stephanus angefuͤhret, welche
nicht in Capitel eingetheilet ſind, und dieſerwegen habe ich die Zeile
einer jeden Seite angemerket.

An Vollendung dieſer Arbeit hat mein wuͤrdiger und gelehr-
ter Freund, Herr Frank, ſehr verdienter Aufſeher der beruͤhmten

und
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[XXIV/0022] Vorrede. habe, ſind niemals vorher oͤffentlich bekannt gemachet worden, und ich habe dieſelben zuerſt zeichnen und ſtechen laſſen. Ich habe mich mit einigen Gedanken gewaget, welche nicht genug erwieſen ſcheinen koͤnnen: vielleicht aber koͤnnen ſie andern, die in der Kunſt der Alten forſchen wollen, dienen, weiter zu ge- hen; und wie oft iſt durch eine ſpaͤtere Entdeckung eine Muthmaſ- ſung zur Wahrheit geworden. Muthmaßungen, aber ſolche, die ſich wenigſtens durch einen Faden an etwas Feſten halten, ſind aus einer Schrift dieſer Art eben ſo wenig, als die Hypotheſes aus der Naturlehre zu verbannen; ſie ſind wie das Geruͤſte zu ei- nem Gebaͤude, ja ſie werden unentbehrlich, wenn man, bey dem Mangel der Kenntniße von der Kunſt der Alten, nicht große Spruͤnge uͤber viel leere Plaͤtze machen will. Unter einigen Gruͤnden, welche ich von Dingen, die nicht klar wie die Sonne ſind, angebracht habe, geben ſie einzeln genommen, nur Wahr- ſcheinlichkeit, aber geſammelt und einer mit dem andern verbun- den, einen Beweis. Das Verzeichniß der Buͤcher, welches vorangeſetzet iſt, be- greift nicht alle und jede, welche ich angefuͤhret habe; wie denn unter denſelben von alten Dichtern nur der einzige Nonnus iſt, weil in der erſten und ſeltenen Ausgabe, deren ich mich bedienet, nur die Verſe einer jeden Seite, und nicht der Buͤcher in demſel- ben, wie in den uͤbrigen Dichtern, gezaͤhlet ſind. Von den al- ten Griechiſchen Geſchichtſchreibern ſind mehrentheils die Ausga- ben von Robert und von Heinrich Stephanus angefuͤhret, welche nicht in Capitel eingetheilet ſind, und dieſerwegen habe ich die Zeile einer jeden Seite angemerket. An Vollendung dieſer Arbeit hat mein wuͤrdiger und gelehr- ter Freund, Herr Frank, ſehr verdienter Aufſeher der beruͤhmten und

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. XXIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/22>, abgerufen am 21.11.2024.