Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.Vorrede. stors Sohn aus Athen 1), welche ehemals in dem Palla-ste Massimi war, beschrieben haben; er hat sich aber verloh- ren. Ein Gemälde der Göttinn Roma, (nicht das bekannte im Pallaste Barberini) welches Spon beybringet 2), ist auch nicht mehr in Rom. Das Nymphäum, vom Holstein beschrieben 3), ist durch Nachläßigkeit, wie man vorgiebt, verdorben, und wird nicht mehr gezeiget. Die erhobene Arbeit, wo die Malerey das Bild des Varro malete, welches dem bekannten Ciampini ge- hörete 4), hat sich ebenfalls aus Rom verlohren, ohne die gering- ste weitere Nachricht. Die Herma von dem Kopfe des Speusip- pus 5), der Kopf des Xenocrates 6), und verschiedene andere mit dem Namen der Person, oder des Künstlers, haben gleiches Schicksal gehabt. Man kann nicht ohne Klagen die Nachrichten von so vielen alten Denkmalen der Kunst lesen, welche sowohl in Rom, als anderwerts, zu unserer Väter Zeiten vernichtet wor- den, und von vielen hat sich nicht einmal die Anzeige erhalten. Ich erinnere mich einer Nachricht, in einem ungedruckten Schrei- ben des berühmten Peiresc an den Commendator del Pozzo, von vielen erhobenen Arbeiten in den Bädern zu Pozzuolo bey Neapel, welche noch unter Pabst Paul III. daselbst standen, auf welchen Personen mit allerhand Krankheiten behaftet vorgestellet waren, die in diesen Bädern die Gesundheit erlanget hatten: die- ses ist die einzige Nachricht, welche sich von denselben findet. Wer sollte glauben, daß man noch zu unsern Zeiten aus dem Sturze einer 1) Spon. Miscel. ant. p. 122. Dati Vite de'Pittori, p. 118. 2) Recherch. d' Antiq. Diss. 13. p. 195. 3) Vet. pict. Nymph. referens, Rom. 1675. fol. 4) in fronte alle Pitture ant. di Bartoli. 5) Fulv. Vrsin. Imag. 137. conf. Montfauc. Palaeogr. Gr. L. 2. c. 6. p. 153. 6) Spon. Miscel. ant. p. 136.
Vorrede. ſtors Sohn aus Athen 1), welche ehemals in dem Palla-ſte Maſſimi war, beſchrieben haben; er hat ſich aber verloh- ren. Ein Gemaͤlde der Goͤttinn Roma, (nicht das bekannte im Pallaſte Barberini) welches Spon beybringet 2), iſt auch nicht mehr in Rom. Das Nymphaͤum, vom Holſtein beſchrieben 3), iſt durch Nachlaͤßigkeit, wie man vorgiebt, verdorben, und wird nicht mehr gezeiget. Die erhobene Arbeit, wo die Malerey das Bild des Varro malete, welches dem bekannten Ciampini ge- hoͤrete 4), hat ſich ebenfalls aus Rom verlohren, ohne die gering- ſte weitere Nachricht. Die Herma von dem Kopfe des Speuſip- pus 5), der Kopf des Xenocrates 6), und verſchiedene andere mit dem Namen der Perſon, oder des Kuͤnſtlers, haben gleiches Schickſal gehabt. Man kann nicht ohne Klagen die Nachrichten von ſo vielen alten Denkmalen der Kunſt leſen, welche ſowohl in Rom, als anderwerts, zu unſerer Vaͤter Zeiten vernichtet wor- den, und von vielen hat ſich nicht einmal die Anzeige erhalten. Ich erinnere mich einer Nachricht, in einem ungedruckten Schrei- ben des beruͤhmten Peireſc an den Commendator del Pozzo, von vielen erhobenen Arbeiten in den Baͤdern zu Pozzuolo bey Neapel, welche noch unter Pabſt Paul III. daſelbſt ſtanden, auf welchen Perſonen mit allerhand Krankheiten behaftet vorgeſtellet waren, die in dieſen Baͤdern die Geſundheit erlanget hatten: die- ſes iſt die einzige Nachricht, welche ſich von denſelben findet. Wer ſollte glauben, daß man noch zu unſern Zeiten aus dem Sturze einer 1) Spon. Miſcel. ant. p. 122. Dati Vite de’Pittori, p. 118. 2) Recherch. d’ Antiq. Diſſ. 13. p. 195. 3) Vet. pict. Nymph. referens, Rom. 1675. fol. 4) in fronte alle Pitture ant. di Bartoli. 5) Fulv. Vrſin. Imag. 137. conf. Montfauc. Palaeogr. Gr. L. 2. c. 6. p. 153. 6) Spon. Miſcel. ant. p. 136.
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Vorrede.
ſtors Sohn aus Athen 1), welche ehemals in dem Palla-
ſte Maſſimi war, beſchrieben haben; er hat ſich aber verloh-
ren. Ein Gemaͤlde der Goͤttinn Roma, (nicht das bekannte im
Pallaſte Barberini) welches Spon beybringet 2), iſt auch nicht
mehr in Rom. Das Nymphaͤum, vom Holſtein beſchrieben 3),
iſt durch Nachlaͤßigkeit, wie man vorgiebt, verdorben, und wird
nicht mehr gezeiget. Die erhobene Arbeit, wo die Malerey das
Bild des Varro malete, welches dem bekannten Ciampini ge-
hoͤrete 4), hat ſich ebenfalls aus Rom verlohren, ohne die gering-
ſte weitere Nachricht. Die Herma von dem Kopfe des Speuſip-
pus 5), der Kopf des Xenocrates 6), und verſchiedene andere mit
dem Namen der Perſon, oder des Kuͤnſtlers, haben gleiches
Schickſal gehabt. Man kann nicht ohne Klagen die Nachrichten
von ſo vielen alten Denkmalen der Kunſt leſen, welche ſowohl in
Rom, als anderwerts, zu unſerer Vaͤter Zeiten vernichtet wor-
den, und von vielen hat ſich nicht einmal die Anzeige erhalten.
Ich erinnere mich einer Nachricht, in einem ungedruckten Schrei-
ben des beruͤhmten Peireſc an den Commendator del Pozzo,
von vielen erhobenen Arbeiten in den Baͤdern zu Pozzuolo bey
Neapel, welche noch unter Pabſt Paul III. daſelbſt ſtanden, auf
welchen Perſonen mit allerhand Krankheiten behaftet vorgeſtellet
waren, die in dieſen Baͤdern die Geſundheit erlanget hatten: die-
ſes iſt die einzige Nachricht, welche ſich von denſelben findet. Wer
ſollte glauben, daß man noch zu unſern Zeiten aus dem Sturze
einer
1) Spon. Miſcel. ant. p. 122. Dati Vite de’Pittori, p. 118.
2) Recherch. d’ Antiq. Diſſ. 13. p. 195.
3) Vet. pict. Nymph. referens, Rom. 1675. fol.
4) in fronte alle Pitture ant. di Bartoli.
5) Fulv. Vrſin. Imag. 137. conf. Montfauc. Palaeogr. Gr. L. 2. c. 6. p. 153.
6) Spon. Miſcel. ant. p. 136.
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