tern und einfältigern Stile, als die in der zwoten Classe, haben, und die von der dritten Classe, übertreffen jene.
Eine Zugabe dieses Satzes mag eine Untersuchung seyn über eineF. Zugabe von vorgegebenen Hetrurischen Urnen von Porphir. Nachricht von zwölf Urnen von Porphir, welche zu Chiusi, in Tosca- na, sollen gewesen seyn, die aber itzo weder an diesem Orte, noch sonst in ganz Toscana und Italien, befindlich sind. Es wäre besonders merk- würdig, wenn man darthun könnte, daß die Hetrurier in Porphir ge- arbeitet hätten; es könnte ein demselben ähnlicher Stein seyn, wie Le- ander Alberti einen solchen Stein Porphir nennet 1), welcher bey Volterra gefunden wird. Gori, welcher dieses aus einer Handschrift der Bibliothec des Hauses Strozzi zu Florenz anführet 2), theilet auch eine Inschrift auf einer dieser Urnen mit: da mir aber diese Nachricht verdächtig schien, habe ich dieselbe aus dem Originale vollständig abschrei- ben lassen. Den Verdacht giebt die Sache selbst, und das Alter der Handschrift. Denn es ist nicht glaublich, daß die Großherzoge von Toscana, welche alle sehr aufmerksam gewesen auf das, was die Künste und das Alterthum betrifft, solche seltene Stücke aus dem Lande gehen lassen, zumal da die Urnen etwa um die Hälfte des vorigen Jahrhunderts würden gefunden worden seyn. Denn die Briefe, aus welchen die Strozzische Handschrift bestehet, sind alle zwischen 1653. und 1660. geschrieben, und derjenige, welcher diese Nachricht enthält, ist von 1657. von einem Mön- che an einen andern Mönch geschrieben, und ich halte daher dieselbe für eine Mönchs-Legende. Gori selbst hat hier Aenderungen gemacht: er
hat
1)Descr. d'Ital. p. 50. a.
2)Mus. Etrur. Praef. p. 20.
Von der Kunſt unter den Hetruriern.
tern und einfaͤltigern Stile, als die in der zwoten Claſſe, haben, und die von der dritten Claſſe, uͤbertreffen jene.
Eine Zugabe dieſes Satzes mag eine Unterſuchung ſeyn uͤber eineF. Zugabe von vorgegebenen Hetruriſchen Urnen von Porphir. Nachricht von zwoͤlf Urnen von Porphir, welche zu Chiuſi, in Toſca- na, ſollen geweſen ſeyn, die aber itzo weder an dieſem Orte, noch ſonſt in ganz Toſcana und Italien, befindlich ſind. Es waͤre beſonders merk- wuͤrdig, wenn man darthun koͤnnte, daß die Hetrurier in Porphir ge- arbeitet haͤtten; es koͤnnte ein demſelben aͤhnlicher Stein ſeyn, wie Le- ander Alberti einen ſolchen Stein Porphir nennet 1), welcher bey Volterra gefunden wird. Gori, welcher dieſes aus einer Handſchrift der Bibliothec des Hauſes Strozzi zu Florenz anfuͤhret 2), theilet auch eine Inſchrift auf einer dieſer Urnen mit: da mir aber dieſe Nachricht verdaͤchtig ſchien, habe ich dieſelbe aus dem Originale vollſtaͤndig abſchrei- ben laſſen. Den Verdacht giebt die Sache ſelbſt, und das Alter der Handſchrift. Denn es iſt nicht glaublich, daß die Großherzoge von Toſcana, welche alle ſehr aufmerkſam geweſen auf das, was die Kuͤnſte und das Alterthum betrifft, ſolche ſeltene Stuͤcke aus dem Lande gehen laſſen, zumal da die Urnen etwa um die Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts wuͤrden gefunden worden ſeyn. Denn die Briefe, aus welchen die Strozziſche Handſchrift beſtehet, ſind alle zwiſchen 1653. und 1660. geſchrieben, und derjenige, welcher dieſe Nachricht enthaͤlt, iſt von 1657. von einem Moͤn- che an einen andern Moͤnch geſchrieben, und ich halte daher dieſelbe fuͤr eine Moͤnchs-Legende. Gori ſelbſt hat hier Aenderungen gemacht: er
hat
1)Deſcr. d’Ital. p. 50. a.
2)Muſ. Etrur. Praef. p. 20.
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Von der Kunſt unter den Hetruriern.
tern und einfaͤltigern Stile, als die in der zwoten Claſſe, haben, und die
von der dritten Claſſe, uͤbertreffen jene.
Eine Zugabe dieſes Satzes mag eine Unterſuchung ſeyn uͤber eine
Nachricht von zwoͤlf Urnen von Porphir, welche zu Chiuſi, in Toſca-
na, ſollen geweſen ſeyn, die aber itzo weder an dieſem Orte, noch ſonſt
in ganz Toſcana und Italien, befindlich ſind. Es waͤre beſonders merk-
wuͤrdig, wenn man darthun koͤnnte, daß die Hetrurier in Porphir ge-
arbeitet haͤtten; es koͤnnte ein demſelben aͤhnlicher Stein ſeyn, wie Le-
ander Alberti einen ſolchen Stein Porphir nennet 1), welcher bey
Volterra gefunden wird. Gori, welcher dieſes aus einer Handſchrift
der Bibliothec des Hauſes Strozzi zu Florenz anfuͤhret 2), theilet auch
eine Inſchrift auf einer dieſer Urnen mit: da mir aber dieſe Nachricht
verdaͤchtig ſchien, habe ich dieſelbe aus dem Originale vollſtaͤndig abſchrei-
ben laſſen. Den Verdacht giebt die Sache ſelbſt, und das Alter der
Handſchrift. Denn es iſt nicht glaublich, daß die Großherzoge von
Toſcana, welche alle ſehr aufmerkſam geweſen auf das, was die Kuͤnſte
und das Alterthum betrifft, ſolche ſeltene Stuͤcke aus dem Lande gehen
laſſen, zumal da die Urnen etwa um die Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts
wuͤrden gefunden worden ſeyn. Denn die Briefe, aus welchen die Strozziſche
Handſchrift beſtehet, ſind alle zwiſchen 1653. und 1660. geſchrieben, und
derjenige, welcher dieſe Nachricht enthaͤlt, iſt von 1657. von einem Moͤn-
che an einen andern Moͤnch geſchrieben, und ich halte daher dieſelbe fuͤr
eine Moͤnchs-Legende. Gori ſelbſt hat hier Aenderungen gemacht: er
hat
F.
Zugabe von
vorgegebenen
Hetruriſchen
Urnen von
Porphir.
1) Deſcr. d’Ital. p. 50. a.
2) Muſ. Etrur. Praef. p. 20.
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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/153>, abgerufen am 16.02.2025.
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