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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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I Theil. Zweytes Capitel.
Paolo in der Kirche Alle Tre Fontane genannt, und zwo andere in der
Kirche St. Lorenzo außer der Stadt, eingemauert, so daß nur eine Spur
von denselben sichtbar ist. Zwo große neugearbeitete Vasen aus diesem
Steine sind in dem Pallaste Verospi, und eine kleinere, aber alte, in der Villa
Albani. Aus rothem Porphir, welcher, wie Aristides 1) berichtet, in
Arabien gebrochen wird, (und von welchem Steine große Gebürge sind,
zwischen dem rothen Meere und dem Berge Sinai, wie Herr Assemanni,
Custos der Vaticanischen Bibliothec, versichert) finden sich Statuen, aber
sie sind nicht Aegyptisch, und die mehresten sind zu der Kaiser Zeit gemacht:
einige stellen gefangene Könige vor, von welchen zween in der Villa Borg-
hese, und zween andere in der Villa Medicis sind. Aus eben dieser Zeit
ist eine sitzende Weibliche Figur in dem Pallaste Farnese, deren Kopf und
Hände, welche sehr schlecht sind, aus Erzt von Guil. Della Porta gemacht
zu seyn scheinen. Das Obertheil einer geharnischten Statue im Pallaste
Farnese, ist in Rom gearbeitet: denn es wurde, wie es itzo ist, nicht völ-
lig geendiget, im Campo Marzo gefunden, wie Pirro Ligorio in seinen
Handschriften der Vaticanischen Bibliothec berichtet. Von höherer Zeit
und Kunst sind eine Pallas in der Villa Medicis; die schöne sogenannte
Juno in der Villa Borghese mit dem unnachahmlichen Gewande, welche
beyde Kopf, Hände und Füße von Marmor haben; und ein Sturz von
einer bekleideten Göttinn am Aufgange zum Campidoglio; und diese kön-
nen vielleicht Werke Griechischer Künstler in Aegypten seyn, wie ich im
zweyten Theile dieser Geschichte anführen werde. Von den ältesten Aegy-
ptischen Figuren aus Porphir, ist zu unsern Zeiten nur eine einzige mit dem
Kopfe eines Chimärischen Thieres bekannt, welche aber aus Rom nach
Sicilien gegangen ist. In dem Labyrinthe zu Theben waren Statuen 2)
aus diesem Steine.

In
1) v. Greave Descr. des Pyram.
2) Geave Descr. des Pyram. d' Egypte.

I Theil. Zweytes Capitel.
Paolo in der Kirche Alle Tre Fontane genannt, und zwo andere in der
Kirche St. Lorenzo außer der Stadt, eingemauert, ſo daß nur eine Spur
von denſelben ſichtbar iſt. Zwo große neugearbeitete Vaſen aus dieſem
Steine ſind in dem Pallaſte Veroſpi, und eine kleinere, aber alte, in der Villa
Albani. Aus rothem Porphir, welcher, wie Ariſtides 1) berichtet, in
Arabien gebrochen wird, (und von welchem Steine große Gebuͤrge ſind,
zwiſchen dem rothen Meere und dem Berge Sinai, wie Herr Aſſemanni,
Cuſtos der Vaticaniſchen Bibliothec, verſichert) finden ſich Statuen, aber
ſie ſind nicht Aegyptiſch, und die mehreſten ſind zu der Kaiſer Zeit gemacht:
einige ſtellen gefangene Koͤnige vor, von welchen zween in der Villa Borg-
heſe, und zween andere in der Villa Medicis ſind. Aus eben dieſer Zeit
iſt eine ſitzende Weibliche Figur in dem Pallaſte Farneſe, deren Kopf und
Haͤnde, welche ſehr ſchlecht ſind, aus Erzt von Guil. Della Porta gemacht
zu ſeyn ſcheinen. Das Obertheil einer geharniſchten Statue im Pallaſte
Farneſe, iſt in Rom gearbeitet: denn es wurde, wie es itzo iſt, nicht voͤl-
lig geendiget, im Campo Marzo gefunden, wie Pirro Ligorio in ſeinen
Handſchriften der Vaticaniſchen Bibliothec berichtet. Von hoͤherer Zeit
und Kunſt ſind eine Pallas in der Villa Medicis; die ſchoͤne ſogenannte
Juno in der Villa Borgheſe mit dem unnachahmlichen Gewande, welche
beyde Kopf, Haͤnde und Fuͤße von Marmor haben; und ein Sturz von
einer bekleideten Goͤttinn am Aufgange zum Campidoglio; und dieſe koͤn-
nen vielleicht Werke Griechiſcher Kuͤnſtler in Aegypten ſeyn, wie ich im
zweyten Theile dieſer Geſchichte anfuͤhren werde. Von den aͤlteſten Aegy-
ptiſchen Figuren aus Porphir, iſt zu unſern Zeiten nur eine einzige mit dem
Kopfe eines Chimaͤriſchen Thieres bekannt, welche aber aus Rom nach
Sicilien gegangen iſt. In dem Labyrinthe zu Theben waren Statuen 2)
aus dieſem Steine.

In
1) v. Greave Deſcr. des Pyram.
2) Geave Deſcr. des Pyram. d’ Egypte.
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[66/0116] I Theil. Zweytes Capitel. Paolo in der Kirche Alle Tre Fontane genannt, und zwo andere in der Kirche St. Lorenzo außer der Stadt, eingemauert, ſo daß nur eine Spur von denſelben ſichtbar iſt. Zwo große neugearbeitete Vaſen aus dieſem Steine ſind in dem Pallaſte Veroſpi, und eine kleinere, aber alte, in der Villa Albani. Aus rothem Porphir, welcher, wie Ariſtides 1) berichtet, in Arabien gebrochen wird, (und von welchem Steine große Gebuͤrge ſind, zwiſchen dem rothen Meere und dem Berge Sinai, wie Herr Aſſemanni, Cuſtos der Vaticaniſchen Bibliothec, verſichert) finden ſich Statuen, aber ſie ſind nicht Aegyptiſch, und die mehreſten ſind zu der Kaiſer Zeit gemacht: einige ſtellen gefangene Koͤnige vor, von welchen zween in der Villa Borg- heſe, und zween andere in der Villa Medicis ſind. Aus eben dieſer Zeit iſt eine ſitzende Weibliche Figur in dem Pallaſte Farneſe, deren Kopf und Haͤnde, welche ſehr ſchlecht ſind, aus Erzt von Guil. Della Porta gemacht zu ſeyn ſcheinen. Das Obertheil einer geharniſchten Statue im Pallaſte Farneſe, iſt in Rom gearbeitet: denn es wurde, wie es itzo iſt, nicht voͤl- lig geendiget, im Campo Marzo gefunden, wie Pirro Ligorio in ſeinen Handſchriften der Vaticaniſchen Bibliothec berichtet. Von hoͤherer Zeit und Kunſt ſind eine Pallas in der Villa Medicis; die ſchoͤne ſogenannte Juno in der Villa Borgheſe mit dem unnachahmlichen Gewande, welche beyde Kopf, Haͤnde und Fuͤße von Marmor haben; und ein Sturz von einer bekleideten Goͤttinn am Aufgange zum Campidoglio; und dieſe koͤn- nen vielleicht Werke Griechiſcher Kuͤnſtler in Aegypten ſeyn, wie ich im zweyten Theile dieſer Geſchichte anfuͤhren werde. Von den aͤlteſten Aegy- ptiſchen Figuren aus Porphir, iſt zu unſern Zeiten nur eine einzige mit dem Kopfe eines Chimaͤriſchen Thieres bekannt, welche aber aus Rom nach Sicilien gegangen iſt. In dem Labyrinthe zu Theben waren Statuen 2) aus dieſem Steine. In 1) v. Greave Deſcr. des Pyram. 2) Geave Deſcr. des Pyram. d’ Egypte.

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/116>, abgerufen am 28.12.2024.