Jm ersten Aufkeimen der organischen Materie ist eine Ungewißheit, ob sie der Pflanzen- oder Thierwelt zugehöre. Man hat mannigfaltige Versuche gemacht, überum die pPriestleiysche Materie, einen grünen Stoff in allen Wassern, in der Hinsicht zu bestimmen. Alle Jnfu- sionsthierchen haben diese Zwitternatur. Es ist eine allge- meine Meinung gewesen, daß Licht nöthig sei zur Ent- wickelung des organischen Stoffes. Die Mythe von Pro- metheus, der das Licht vom Himmel entwendet, um die Organisation der Materie hervorzurufen, hat man mehr sinnreich, als wahr hierher bezogen. Wir kennen organische Stoffe tief im Jnnern der Erde; nicht nur in Bergwerken, wohin eine Möglichkeit des Zuganges für das Licht wäre, sondern in verschlossenen Höhlen, hat man Vegetation gefunden. Ebenso existieren im Jnnern des Meeres, nicht nur allgemein thierische und vegetabili- sche Stoffe; die letzteren haben selbst ganz grüne Farbe. Herrv. H. hat in einer Tiefe Versuche gemacht, in welche kein Lichtstrahl mehr dringt. Ebenso leben die Eingeweide-
wenden wir uns nun zum
Organiſchen.
Jm erſten Aufkeimen der organiſchen Materie ist eine Ungewißheit, ob ſie der Pflanzen- oder Thierwelt zugehöre. Man hat mannigfaltige Verſuche gemacht, überum die pPrieſtleiyſche Materie, einen grünen Stoff in allen Waſſern, in der Hinſicht zu beſtimmen. Alle Jnfu- ſionsthierchen haben dieſe Zwitternatur. Es iſt eine allge- meine Meinung geweſen, daß Licht nöthig ſei zur Ent- wickelung des organiſchen Stoffes. Die Mythe von Pro- metheus, der das Licht vom Himmel entwendet, um die Organiſation der Materie hervorzurufen, hat man mehr ſinnreich, als wahr hierher bezogen. Wir kennen organiſche Stoffe tief im Jnnern⎡ der Erde; nicht nur in Bergwerken, wohin eine Möglichkeit des Zuganges für das Licht wäre, ſondern in verſchloſſenen Höhlen, hat man Vegetation gefunden. Ebenſo exiſtieren im Jnnern des Meeres, nicht nur allgemein thieriſche und vegetabili- ſche Stoffe; die letzteren haben ſelbst ganz grüne Farbe. Herrv. H. hat in einer Tiefe Verſuche gemacht, in welche kein Lichtstrahl mehr dringt. Ebenſo leben die Eingeweide-
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[[3v]/0007]
wenden wir uns nun zum
Organiſchen.
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zugehöre. Man hat mannigfaltige Verſuche gemacht, um
die Prieſtleyſche Materie, einen grünen Stoff in allen
Waſſern, in der Hinſicht zu beſtimmen. Alle Jnfu-
ſionsthierchen haben dieſe Zwitternatur. Es iſt eine allge-
meine Meinung geweſen, daß Licht nöthig ſei zur Ent-
wickelung des organiſchen Stoffes. Die Mythe von Pro-
metheus, der das Licht vom Himmel entwendet, um die
Organiſation der Materie hervorzurufen, hat man
mehr ſinnreich, als wahr hierher bezogen. Wir kennen
organiſche Stoffe tief im Jnnern der Erde; nicht nur in
Bergwerken, wohin eine Möglichkeit des Zuganges für
das Licht wäre, ſondern in verſchloſſenen Höhlen, hat man
Vegetation gefunden. Eben ſo exiſtieren im Jnnern des
Meeres, nicht nur allgemein thieriſche und vegetabili-
ſche Stoffe; die letzteren haben ſelbst ganz grüne Farbe.
H. v. H. hat in einer Tiefe Verſuche gemacht, in welche
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Diese Archivalie stammt aus dem Nachlass des preußischen Generals (Friedrich) Adolf von Willisen (1798–1864) aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA-PK). In einem blauen Papierumschlag, beschriftet mit dem Titel "Humbolds Vorlesungen", enthält das Konvolut Fragmente einer bzw. zweier Nachschriften der 1827/28 in Berlin gehaltenen Kosmos-Vorträge Alexander von Humboldts an der Berliner Universität.
Das Fragment besteht offensichtlich aus drei (wahrscheinlich unabhängig voneinander entstandenen) Teilen: Der erste Teil, Bl. [1r] bis Bl. [8v], setzt unter der Überschrift "Die flüſſigen Hüllen des Starren" unvermittelt gegen Ende der 3. Vorlesung ein, die Humboldt am 10. November 1827 gehalten hatte. Der Text gibt den Abschluss der 3. Vorlesung und anschließend den Inhalt der gesamten 4. Vorlesung vom 14. November 1827 wieder sowie den Beginn der 5. Vorlesung vom 17. November 1827. Der Text von Bl. [1r] bis einschließlich der ersten zwei Drittel von Bl. [6v] wurde vermutlich von F. A. Willisen selbst geschrieben. Der Text vom unteren Drittel des Bl. [6v] bis einschließlich Bl. [8v] wurde in einer zweiten, von der zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst, stammt offenbar also von einem anderen, namentlich nicht bekannten Schreiber. Die folgenden beiden Blätter, Bl. [9r] bis [10v], weisen ein anderes Format und anderes Papier auf. Sie sind in einer dritten, von den beiden zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst; der Text dieser beiden Blätter gehört inhaltlich allerdings nicht zu den Kosmos-Vorträgen. Sie sind wohl nur versehentlich in der mit "Humbolds Vorlesungen" beschrifteten Mappe abgelegt worden und werden daher hier nicht wiedergegeben.
Ab Blatt [11r] ist eine weitere, von den drei anderen abweichende Handschrift erkennbar. Dieser Teil gibt Humboldts Kosmos-Vorträge wieder, allerdings einen sehr viel späteren Teil als die übrigen dazugehörigen Blätter des Konvoluts: Der Text setzt erst mit dem Beginn der 49. Vorlesung, die Humboldt am 9. April 1828 hielt, (wieder) ein. Bis zum letzten Blatt des Konvoluts, Bl. [14v], gibt der Text den Inhalt der gesamten 49. Vorlesung wieder und bricht dann ab. Weitere, zu diesem Fragment gehörende Teile konnten im Nachlass Willisens bisher nicht ermittelt werden.
Willisen, Friedrich Adolf von: Humbolds Vorlesungen. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [3v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827/7>, abgerufen am 22.02.2025.
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