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Wildermuth, Ottilie: Streit in der Liebe und Liebe im Streit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 175–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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aufgestanden war, um nachzusehen, stand Georg vor ihr. Und du bist noch so frech und kommst in unsre Stube, nachdem du mich blessiert hast und in der Leute Mäuler gebracht? Im Augenblick geh, schalt Liesbeth, oder ich schrei', daß es das ganze Dorf hört! -- Du schreist nicht, sagte Georg mit gepreßter Stimme und faßte sie am Hals mit beiden Händen, ich will der Plage einmal los sein; jetzt gleich im Augenblick schwörst mir, daß du mein Weib werden willst, oder willst zeitlich und ewig verloren sein, sonst erwürg' ich dich da auf dem Platz, ist mir all eins, wenn man mich nachher einmal köpft, dann ist's doch Fried'? -- Laß mich! stöhnte zitternd das geängstete Mädchen, bist ja noch Soldat und kannst nicht heirathen. -- Das laß du mich ausmachen, zu deinem Vater komm ich schon, bei dir aber bin ich, und d'mir's nicht versprichst, so mußt sterben.

Todtbleich mit bebenden Lippen versprach es Liesbeth, Georg forderte auch noch ein Ehepfand, sie gab ihm den silbernen Trauring der seligen Mutter. Kaum hatte ihn Georg am Finger, so stolperte der Vater auf dem Gang draußen, Georg stieg eilig durch das Fenster hinaus. Ist denn noch jemand dagewesen? fragte der Vater. -- Des Schulzen Relling (Kater) war in die Stube geschlichen, sagte Liesbeth, ich hab' ihn aus dem Fenster hinaus gejagt. Sie ging in ihre Kammer und legte sich zu Bett, wie an allen Gliedern zerbrochen und von Fieberfrost geschüttelt, und doch murmelte sie vor dem Einschlafen in sich hinein: Und so ist's doch noch Keinem

aufgestanden war, um nachzusehen, stand Georg vor ihr. Und du bist noch so frech und kommst in unsre Stube, nachdem du mich blessiert hast und in der Leute Mäuler gebracht? Im Augenblick geh, schalt Liesbeth, oder ich schrei', daß es das ganze Dorf hört! — Du schreist nicht, sagte Georg mit gepreßter Stimme und faßte sie am Hals mit beiden Händen, ich will der Plage einmal los sein; jetzt gleich im Augenblick schwörst mir, daß du mein Weib werden willst, oder willst zeitlich und ewig verloren sein, sonst erwürg' ich dich da auf dem Platz, ist mir all eins, wenn man mich nachher einmal köpft, dann ist's doch Fried'? — Laß mich! stöhnte zitternd das geängstete Mädchen, bist ja noch Soldat und kannst nicht heirathen. — Das laß du mich ausmachen, zu deinem Vater komm ich schon, bei dir aber bin ich, und d'mir's nicht versprichst, so mußt sterben.

Todtbleich mit bebenden Lippen versprach es Liesbeth, Georg forderte auch noch ein Ehepfand, sie gab ihm den silbernen Trauring der seligen Mutter. Kaum hatte ihn Georg am Finger, so stolperte der Vater auf dem Gang draußen, Georg stieg eilig durch das Fenster hinaus. Ist denn noch jemand dagewesen? fragte der Vater. — Des Schulzen Relling (Kater) war in die Stube geschlichen, sagte Liesbeth, ich hab' ihn aus dem Fenster hinaus gejagt. Sie ging in ihre Kammer und legte sich zu Bett, wie an allen Gliedern zerbrochen und von Fieberfrost geschüttelt, und doch murmelte sie vor dem Einschlafen in sich hinein: Und so ist's doch noch Keinem

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[0021] aufgestanden war, um nachzusehen, stand Georg vor ihr. Und du bist noch so frech und kommst in unsre Stube, nachdem du mich blessiert hast und in der Leute Mäuler gebracht? Im Augenblick geh, schalt Liesbeth, oder ich schrei', daß es das ganze Dorf hört! — Du schreist nicht, sagte Georg mit gepreßter Stimme und faßte sie am Hals mit beiden Händen, ich will der Plage einmal los sein; jetzt gleich im Augenblick schwörst mir, daß du mein Weib werden willst, oder willst zeitlich und ewig verloren sein, sonst erwürg' ich dich da auf dem Platz, ist mir all eins, wenn man mich nachher einmal köpft, dann ist's doch Fried'? — Laß mich! stöhnte zitternd das geängstete Mädchen, bist ja noch Soldat und kannst nicht heirathen. — Das laß du mich ausmachen, zu deinem Vater komm ich schon, bei dir aber bin ich, und d'mir's nicht versprichst, so mußt sterben. Todtbleich mit bebenden Lippen versprach es Liesbeth, Georg forderte auch noch ein Ehepfand, sie gab ihm den silbernen Trauring der seligen Mutter. Kaum hatte ihn Georg am Finger, so stolperte der Vater auf dem Gang draußen, Georg stieg eilig durch das Fenster hinaus. Ist denn noch jemand dagewesen? fragte der Vater. — Des Schulzen Relling (Kater) war in die Stube geschlichen, sagte Liesbeth, ich hab' ihn aus dem Fenster hinaus gejagt. Sie ging in ihre Kammer und legte sich zu Bett, wie an allen Gliedern zerbrochen und von Fieberfrost geschüttelt, und doch murmelte sie vor dem Einschlafen in sich hinein: Und so ist's doch noch Keinem

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:35:23Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:35:23Z)

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Zitationshilfe: Wildermuth, Ottilie: Streit in der Liebe und Liebe im Streit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 175–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wildermuth_streit_1910/21>, abgerufen am 24.11.2024.