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Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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dern, mit Perlen um Arme, Hals und Haar, unmuthig, wie die lieblichste Fee. Plötzlich flog ein Schimmer der Freude über ihr Gesicht: Louis stand unter der Thüre und betrachtete sie bewundernd und verzagt. Er war zuerst von ihren Gästen gekommen und fand sie noch allein; freilich nur einen Augenblick, aber doch allein. Sie ging ihm entgegen, mit dem elastischen und etwas wiegenden Schritt, der ihr gewöhnlich war.

Ich muß Sie loben, sagte sie freundlich, mein Vater und mein Bruder werden gleich hier sein, und es liegt mir sehr viel daran, daß Ihnen Otto gefalle.

Sie entließ ihre Trabanten und setzte sich. Kommen Sie, fuhr sie fort, und wies ihm mit den Augen einen Stuhl an, der neben ihrem Sofa stand.

Nun, sagte sie, wollen Sie nicht der Freund meines Bruders sein?

Louis war in dem Anschauen des verlockend schönen Weibes versunken; ein wahrer Berg von Blumen war hinter ihrem Sitze aufgerichtet, und gerade über ihre Stirne wiegte sich die rötheste Rose und funkelte wie ein blutiger Stern.

Sie sind zerstreut, sagte sie, woran denken Sie denn?

Sie sollten immer unter Blumen sein, versetzte Louis, er wußte nicht wie.

Sie dürfen mir keine Complimente machen, wenn mein Mann nicht dabei ist, erwiderte die Gräfin mit einem Blick, der ganz andere Dinge sagte, als der reizende Mund. Ach, da ist er ja schon, rief sie aufstehend, und wahrhaftig, mein Bruder auch! -- und wirklich waren es Otto und der Graf. Wo ist mein Vater? frug sie jetzt.

Der Vater kommt erst später, versetzte Otto.

Sie schlug ihren Mann mit dem Fächer auf den Arm. Wo bist du so lang geblieben? schmollte sie, ich mußte den Herrn Marquis allein empfangen, und er hat mir gar ein Compliment gemacht.

dern, mit Perlen um Arme, Hals und Haar, unmuthig, wie die lieblichste Fee. Plötzlich flog ein Schimmer der Freude über ihr Gesicht: Louis stand unter der Thüre und betrachtete sie bewundernd und verzagt. Er war zuerst von ihren Gästen gekommen und fand sie noch allein; freilich nur einen Augenblick, aber doch allein. Sie ging ihm entgegen, mit dem elastischen und etwas wiegenden Schritt, der ihr gewöhnlich war.

Ich muß Sie loben, sagte sie freundlich, mein Vater und mein Bruder werden gleich hier sein, und es liegt mir sehr viel daran, daß Ihnen Otto gefalle.

Sie entließ ihre Trabanten und setzte sich. Kommen Sie, fuhr sie fort, und wies ihm mit den Augen einen Stuhl an, der neben ihrem Sofa stand.

Nun, sagte sie, wollen Sie nicht der Freund meines Bruders sein?

Louis war in dem Anschauen des verlockend schönen Weibes versunken; ein wahrer Berg von Blumen war hinter ihrem Sitze aufgerichtet, und gerade über ihre Stirne wiegte sich die rötheste Rose und funkelte wie ein blutiger Stern.

Sie sind zerstreut, sagte sie, woran denken Sie denn?

Sie sollten immer unter Blumen sein, versetzte Louis, er wußte nicht wie.

Sie dürfen mir keine Complimente machen, wenn mein Mann nicht dabei ist, erwiderte die Gräfin mit einem Blick, der ganz andere Dinge sagte, als der reizende Mund. Ach, da ist er ja schon, rief sie aufstehend, und wahrhaftig, mein Bruder auch! — und wirklich waren es Otto und der Graf. Wo ist mein Vater? frug sie jetzt.

Der Vater kommt erst später, versetzte Otto.

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Zitationshilfe: Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wild_wege_1910/117>, abgerufen am 23.11.2024.