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Wilbrandt, Adolph: Johann Ohlerich. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 267–332. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Kaffeetisch ein paar Worte zu schreiben. Nur so 'ne kleine Geschäftssache! rief er Julius zu, als dieser stehen blieb und fragend zurücksah. Gehen Sie nur an Bord, ich komme! -- Damit schrieb er hastig fort. Julius stieg vom Bollwerk aufs Verdeck hinauf, begrüßte den Schiffer, und sie waren eben erst auf der kleinen Treppe, die zur Kajüte führte, als auch Ohlerich hinter ihnen erschien.

Ein nicht sehr einladender Geruch und eine dumpfe Lust kam dem hinuntersteigenden Julius entgegen; doch er war von früheren Schiffsbesuchen, seit seinen Knabenjahren, an diese Luft gewöhnt. Unten sah er sich in einem höchst bescheidenen, engen, leidlich reinen Raum, mit zwei Kojen über einander, einem in die Holzwand eingelassenen Schrank, einem kleinen Tisch und den einfachsten Sesseln. Etwas blauer Dampf zog noch die Treppe hinauf und zeigte, daß Schiffer Albrecht hier unten schon eine erste Morgenpfeife geraucht hatte. Das ist meine Kabuse! sagte der Schiffer mit Humor. Die Welt ist groß, Herr, und die Kajüte ist klein! -- Er schloß seinen Wandschrank auf und holte eine uralte Ledermappe hervor, in der er seine "Kunstschätze" verwahrte. Dann zog er bedächtig einen Haufen einzelner Blätter und einige lange Papierrollen aus der Mappe, legte sie auf den Tisch, ersuchte seine Gäste, Platz zu nehmen, und stieg nach einer nachdenklichen Pause wieder das Treppchen hinauf.

Die Beiden hatten sich mittlerweile schon in die burlesken Zeichnungen aus Yeddo und Kanagawa vertieft, die Ohlerich, so gut er es verstand, zu erklären suchte; von Zeit zu Zeit erscholl ein herzhaftes Lachen. Nicht wahr, das ist lustiges Zeug? fragte Ohlerich mit Genugthuung. Hin und wieder sah er von den Blättern auf und warf durch den Dampf, mit dem ihre Cigarren die Kajüte durchwölkten, einen halben Blick zum Fenster hinaus. Endlich stand er unruhig auf und ging, so gut es möglich war, in der Kabuse umher. Er qualmte immer gewaltiger. Julius saß noch

Kaffeetisch ein paar Worte zu schreiben. Nur so 'ne kleine Geschäftssache! rief er Julius zu, als dieser stehen blieb und fragend zurücksah. Gehen Sie nur an Bord, ich komme! — Damit schrieb er hastig fort. Julius stieg vom Bollwerk aufs Verdeck hinauf, begrüßte den Schiffer, und sie waren eben erst auf der kleinen Treppe, die zur Kajüte führte, als auch Ohlerich hinter ihnen erschien.

Ein nicht sehr einladender Geruch und eine dumpfe Lust kam dem hinuntersteigenden Julius entgegen; doch er war von früheren Schiffsbesuchen, seit seinen Knabenjahren, an diese Luft gewöhnt. Unten sah er sich in einem höchst bescheidenen, engen, leidlich reinen Raum, mit zwei Kojen über einander, einem in die Holzwand eingelassenen Schrank, einem kleinen Tisch und den einfachsten Sesseln. Etwas blauer Dampf zog noch die Treppe hinauf und zeigte, daß Schiffer Albrecht hier unten schon eine erste Morgenpfeife geraucht hatte. Das ist meine Kabuse! sagte der Schiffer mit Humor. Die Welt ist groß, Herr, und die Kajüte ist klein! — Er schloß seinen Wandschrank auf und holte eine uralte Ledermappe hervor, in der er seine „Kunstschätze“ verwahrte. Dann zog er bedächtig einen Haufen einzelner Blätter und einige lange Papierrollen aus der Mappe, legte sie auf den Tisch, ersuchte seine Gäste, Platz zu nehmen, und stieg nach einer nachdenklichen Pause wieder das Treppchen hinauf.

Die Beiden hatten sich mittlerweile schon in die burlesken Zeichnungen aus Yeddo und Kanagawa vertieft, die Ohlerich, so gut er es verstand, zu erklären suchte; von Zeit zu Zeit erscholl ein herzhaftes Lachen. Nicht wahr, das ist lustiges Zeug? fragte Ohlerich mit Genugthuung. Hin und wieder sah er von den Blättern auf und warf durch den Dampf, mit dem ihre Cigarren die Kajüte durchwölkten, einen halben Blick zum Fenster hinaus. Endlich stand er unruhig auf und ging, so gut es möglich war, in der Kabuse umher. Er qualmte immer gewaltiger. Julius saß noch

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[0048] Kaffeetisch ein paar Worte zu schreiben. Nur so 'ne kleine Geschäftssache! rief er Julius zu, als dieser stehen blieb und fragend zurücksah. Gehen Sie nur an Bord, ich komme! — Damit schrieb er hastig fort. Julius stieg vom Bollwerk aufs Verdeck hinauf, begrüßte den Schiffer, und sie waren eben erst auf der kleinen Treppe, die zur Kajüte führte, als auch Ohlerich hinter ihnen erschien. Ein nicht sehr einladender Geruch und eine dumpfe Lust kam dem hinuntersteigenden Julius entgegen; doch er war von früheren Schiffsbesuchen, seit seinen Knabenjahren, an diese Luft gewöhnt. Unten sah er sich in einem höchst bescheidenen, engen, leidlich reinen Raum, mit zwei Kojen über einander, einem in die Holzwand eingelassenen Schrank, einem kleinen Tisch und den einfachsten Sesseln. Etwas blauer Dampf zog noch die Treppe hinauf und zeigte, daß Schiffer Albrecht hier unten schon eine erste Morgenpfeife geraucht hatte. Das ist meine Kabuse! sagte der Schiffer mit Humor. Die Welt ist groß, Herr, und die Kajüte ist klein! — Er schloß seinen Wandschrank auf und holte eine uralte Ledermappe hervor, in der er seine „Kunstschätze“ verwahrte. Dann zog er bedächtig einen Haufen einzelner Blätter und einige lange Papierrollen aus der Mappe, legte sie auf den Tisch, ersuchte seine Gäste, Platz zu nehmen, und stieg nach einer nachdenklichen Pause wieder das Treppchen hinauf. Die Beiden hatten sich mittlerweile schon in die burlesken Zeichnungen aus Yeddo und Kanagawa vertieft, die Ohlerich, so gut er es verstand, zu erklären suchte; von Zeit zu Zeit erscholl ein herzhaftes Lachen. Nicht wahr, das ist lustiges Zeug? fragte Ohlerich mit Genugthuung. Hin und wieder sah er von den Blättern auf und warf durch den Dampf, mit dem ihre Cigarren die Kajüte durchwölkten, einen halben Blick zum Fenster hinaus. Endlich stand er unruhig auf und ging, so gut es möglich war, in der Kabuse umher. Er qualmte immer gewaltiger. Julius saß noch

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:21:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:21:33Z)

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Zitationshilfe: Wilbrandt, Adolph: Johann Ohlerich. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 267–332. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilbrandt_ohlerich_1910/48>, abgerufen am 21.11.2024.