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Wilbrandt, Adolph: Johann Ohlerich. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 267–332. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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der Stirn und unter der Weste am heißesten zu sein -- und auf seinen Knieen ein Schachbrett, auf dem die Figuren von Zeit zu Zeit merklich erzitterten. Er war eben beschäftigt, ihr die Bedeutung der Figuren zu erklären und dabei in ihre Augen zu sehen, und sie lachte ihm herzlich ins Gesicht.

Ach Gott, wozu machen Sie sich all die Mühe! sagte sie; ich bin ja doch viel zu dumm dazu.

Er sah sie aufgebracht an. Ich wollte, meine Schwestern wären so klug, wie Sie, Liesbeth! Sie wollen nur nicht Acht geben; da, sehen Sie her. So zieht der Läufer, -- und so springt der Springer über ihn weg.

Lassen Sie ihn nur springen! -- Sie sind gerade so ein Springinsfeld, wie er, wollen auch über Alles wegsetzen. Wozu müssen Sie eine alte Frau, wie mich, noch Schachspielen lehren? -- Er lachte laut und ergriff ihre warme Hand; aber sie zog sie zurück. Lassen Sie mich an die Arbeit! sagte sie eifriger. Warum gehen Sie schon wieder nicht zum Baden, Julius? (Seit sechs Jahren nannte sie ihn so bei seinem Namen; aber sie hatte vor, damit ein Ende zu machen, sobald er's zum Doctor gebracht hätte.) Ich muß Ihnen nur ein bischen die Leviten lesen: warum laufen Sie mir immer hinter der Schürze her, wenn Sie mit Ihrem Bruder Gustav ins Bad gehen sollen?

Der junge Mann wurde dunkelroth, sah sie aber dreist an und suchte wieder zu lachen. Weil das Baden keine Eile hat, antwortete er, -- weil's aber Zeit wird, Liesbeth, daß ich was für Ihre Bildung thue. Ich bin ja doch so eine Art Bruder von Ihnen! -- Liesbeth schwieg und lächelte vor sich hin. -- Und es könnte Ihnen nichts schaden, wenn Sie Ihren hübschen Kopf ein bischen anstrengen wollten: so könnten Sie nachher an den langen Winterabenden mit Ihrem Johann Ohlerich Schach spielen.

Ach Gott, mein Johann Ohlerich! sagte sie und that einen Seufzer. Es regte sich hinter dem Gebüsch. Sie drehte unwillkürlich den Kopf zurück, sah aber nichts. Mein Johann

der Stirn und unter der Weste am heißesten zu sein — und auf seinen Knieen ein Schachbrett, auf dem die Figuren von Zeit zu Zeit merklich erzitterten. Er war eben beschäftigt, ihr die Bedeutung der Figuren zu erklären und dabei in ihre Augen zu sehen, und sie lachte ihm herzlich ins Gesicht.

Ach Gott, wozu machen Sie sich all die Mühe! sagte sie; ich bin ja doch viel zu dumm dazu.

Er sah sie aufgebracht an. Ich wollte, meine Schwestern wären so klug, wie Sie, Liesbeth! Sie wollen nur nicht Acht geben; da, sehen Sie her. So zieht der Läufer, — und so springt der Springer über ihn weg.

Lassen Sie ihn nur springen! — Sie sind gerade so ein Springinsfeld, wie er, wollen auch über Alles wegsetzen. Wozu müssen Sie eine alte Frau, wie mich, noch Schachspielen lehren? — Er lachte laut und ergriff ihre warme Hand; aber sie zog sie zurück. Lassen Sie mich an die Arbeit! sagte sie eifriger. Warum gehen Sie schon wieder nicht zum Baden, Julius? (Seit sechs Jahren nannte sie ihn so bei seinem Namen; aber sie hatte vor, damit ein Ende zu machen, sobald er's zum Doctor gebracht hätte.) Ich muß Ihnen nur ein bischen die Leviten lesen: warum laufen Sie mir immer hinter der Schürze her, wenn Sie mit Ihrem Bruder Gustav ins Bad gehen sollen?

Der junge Mann wurde dunkelroth, sah sie aber dreist an und suchte wieder zu lachen. Weil das Baden keine Eile hat, antwortete er, — weil's aber Zeit wird, Liesbeth, daß ich was für Ihre Bildung thue. Ich bin ja doch so eine Art Bruder von Ihnen! — Liesbeth schwieg und lächelte vor sich hin. — Und es könnte Ihnen nichts schaden, wenn Sie Ihren hübschen Kopf ein bischen anstrengen wollten: so könnten Sie nachher an den langen Winterabenden mit Ihrem Johann Ohlerich Schach spielen.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:21:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:21:33Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Wilbrandt, Adolph: Johann Ohlerich. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 267–332. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilbrandt_ohlerich_1910/15>, abgerufen am 24.11.2024.