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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Eratosthenes. dithyrambos.
structionen, keine überlieferung. sie müssten schon deshalb fallen, weil
das aristotelische zeugnis mit ihnen unvereinbar ist, nach welchem die
tragödie aus dem dithyrambos stammt. um so wichtiger wird dieser,
nachdem wir aus inneren gründen das ganze gebäude des Eratosthenes
umgestürzt haben.

Die tragödie stammt von den sängern des dithyrambos. das scheintdithyram-
bos.

zunächst wenig zu helfen, da ein wenig bekanntes ding durch ein ganz
unbekanntes erklärt werde. wir wissen ja wol so viel mit sicherheit,
dass der dithyrambos dem wortsinne nach nur einen göttlichen d. h.
besonders schönen oder erfreulichen thurambos bedeutet; thurambos oder
auch thriambos ist der appellativname eines gesanges oder tanzes, den
wir so wenig zu deuten vermögen wie ithumbos oder iambos 25). in
ältester zeit ist der dithyrambos ein lied, das der zecher anstimmt, wenn
er des gottes voll ist 26). mit ziemlicher sicherheit lässt sich als heimat
des dithyrambos die insel Naxos ansehen, das centrum des Dionysos-
dienstes auf den inseln 27). wir wissen ferner, dass Arion von Methymna,
einer stadt mit lebendigem Dionysoscult und keinesweges ausschliesslich
aeolischer bevölkerung 28), am hofe des Periandros dieses weinlied des
einzelnen weinseligen zechers zu einem chorgesange umgestaltet hat,

25) dithurambos formell wie dipolia Disoterion Diketas (d. h. Diiiketas); der
metaplastische accusativ dithuramba Pind. fgm. 86 lehrt nichts; der bedeutung nach
wie Dios egkephalos, Dios balanos. iuglans. triumpe im Arvallied kann man nicht
leicht als entlehnt ansehen. eher dürfte es interjection sein, wie tenella, und das
ursprüngliche enthalten. aus ihr mag sich der name entwickelt haben, wie eine
Oupis aus den oupigges auf Delos, Oitolinos u. a. vgl. zu der zweiten gesang-
nummer die einleitung.
26) Philochoros bei Athen. XIV 628 oi palaioi ouk aei dithurambousin all
otan spendosin (beim symposion), ton Dionuson en oino kai methe, ton d Apol-
lona meth esukhias kai taxeos melpontes. Arkhilokhos goun phesi (77) 'os Dio-
nusou anaktos kalon exarxai melos oida dithurambon, oino sugkeraunotheis phrenas.'
kai Epikharmos d en Philoktete ephe 'ouk esti dithurambos okkh' udor pies. also
auch in Syrakus ist es noch ein einzellied. es wird dahin aus dem sicilischen Naxos
importirt sein, welches den satyr auf den münzen führt. der zusammenhang, in
dem Philochoros auf diese dinge zu sprechen kam, ergibt sich durch die vergleichung
mit Phanodemos Ath. XI 465: es sind die alten cerimonien der attischen Lenäen.
27) Das sagt Pindar (fgm. 71) einmal geradezu, und die concurrenten, Theben
und Korinth, fallen von selbst weg. Paros, die heimat des Archilochos, das sicilische
Naxos, Methymna, weisen alle in dieselbe richtung: der gott des dithyrambos, der
nesiotische Dionysos, ist der pelagios. dies wird durch Dümmlers vase bestätigt.
28) Dies letztere haben die steine gelehrt. die tausendschaften, in welche die
bürgerschaft Methymnas zerfiel, hiessen, so weit wir bisher wissen, Proteis, Phokeis,
Eruthraioi, Skurioi.

Eratosthenes. dithyrambos.
structionen, keine überlieferung. sie müſsten schon deshalb fallen, weil
das aristotelische zeugnis mit ihnen unvereinbar ist, nach welchem die
tragödie aus dem dithyrambos stammt. um so wichtiger wird dieser,
nachdem wir aus inneren gründen das ganze gebäude des Eratosthenes
umgestürzt haben.

Die tragödie stammt von den sängern des dithyrambos. das scheintdithyram-
bos.

zunächst wenig zu helfen, da ein wenig bekanntes ding durch ein ganz
unbekanntes erklärt werde. wir wissen ja wol so viel mit sicherheit,
daſs der dithyrambos dem wortsinne nach nur einen göttlichen d. h.
besonders schönen oder erfreulichen ϑύραμβος bedeutet; ϑύραμβος oder
auch ϑρίαμβος ist der appellativname eines gesanges oder tanzes, den
wir so wenig zu deuten vermögen wie ἴϑυμβος oder ἴαμβος 25). in
ältester zeit ist der dithyrambos ein lied, das der zecher anstimmt, wenn
er des gottes voll ist 26). mit ziemlicher sicherheit läſst sich als heimat
des dithyrambos die insel Naxos ansehen, das centrum des Dionysos-
dienstes auf den inseln 27). wir wissen ferner, daſs Arion von Methymna,
einer stadt mit lebendigem Dionysoscult und keinesweges ausschlieſslich
aeolischer bevölkerung 28), am hofe des Periandros dieses weinlied des
einzelnen weinseligen zechers zu einem chorgesange umgestaltet hat,

25) δῖϑύραμβος formell wie διπόλια Δισωτήριον Δικέτας (d. h. Διιικέτας); der
metaplastische accusativ διϑύραμβα Pind. fgm. 86 lehrt nichts; der bedeutung nach
wie Διὸς ἐγκέφαλος, Διὸς βάλανος. iuglans. triumpe im Arvallied kann man nicht
leicht als entlehnt ansehen. eher dürfte es interjection sein, wie τήνελλα, und das
ursprüngliche enthalten. aus ihr mag sich der name entwickelt haben, wie eine
Οὖπις aus den οὔπιγγες auf Delos, Οἰτόλινος u. a. vgl. zu der zweiten gesang-
nummer die einleitung.
26) Philochoros bei Athen. XIV 628 οἱ παλαιοὶ οὐκ ἀεὶ διϑυραμβοῦσιν ἀλλ̕
ὅταν σπένδωσιν (beim symposion), τὸν Διόνυσον ἐν οἴνῳ καὶ μέϑῃ, τὸν δ̕ Ἀπόλ-
λωνα μεϑ̕ ἡσυχίας καὶ τάξεως μέλποντες. Ἀρχίλοχος γοῦν φησί (77) ‘ὡς Διω-
νύσου ἄνακτος καλὸν ἐξάρξαι μέλος οἶδα διϑύραμβον, οἴνῳ συγκεραυνωϑεὶς φρένας.’
καὶ Ἐπίχαρμος δ̕ ἐν Φιλοκτήτῃ ἔφη ‘οὐκ ἔστι διϑύραμβος ὅκχ’ ὕδωρ πίῃς. also
auch in Syrakus ist es noch ein einzellied. es wird dahin aus dem sicilischen Naxos
importirt sein, welches den satyr auf den münzen führt. der zusammenhang, in
dem Philochoros auf diese dinge zu sprechen kam, ergibt sich durch die vergleichung
mit Phanodemos Ath. XI 465: es sind die alten cerimonien der attischen Lenäen.
27) Das sagt Pindar (fgm. 71) einmal geradezu, und die concurrenten, Theben
und Korinth, fallen von selbst weg. Paros, die heimat des Archilochos, das sicilische
Naxos, Methymna, weisen alle in dieselbe richtung: der gott des dithyrambos, der
nesiotische Dionysos, ist der πελάγιος. dies wird durch Dümmlers vase bestätigt.
28) Dies letztere haben die steine gelehrt. die tausendschaften, in welche die
bürgerschaft Methymnas zerfiel, hieſsen, so weit wir bisher wissen, Πρωτεῖς, Φωκεῖς,
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[63/0083] Eratosthenes. dithyrambos. structionen, keine überlieferung. sie müſsten schon deshalb fallen, weil das aristotelische zeugnis mit ihnen unvereinbar ist, nach welchem die tragödie aus dem dithyrambos stammt. um so wichtiger wird dieser, nachdem wir aus inneren gründen das ganze gebäude des Eratosthenes umgestürzt haben. Die tragödie stammt von den sängern des dithyrambos. das scheint zunächst wenig zu helfen, da ein wenig bekanntes ding durch ein ganz unbekanntes erklärt werde. wir wissen ja wol so viel mit sicherheit, daſs der dithyrambos dem wortsinne nach nur einen göttlichen d. h. besonders schönen oder erfreulichen ϑύραμβος bedeutet; ϑύραμβος oder auch ϑρίαμβος ist der appellativname eines gesanges oder tanzes, den wir so wenig zu deuten vermögen wie ἴϑυμβος oder ἴαμβος 25). in ältester zeit ist der dithyrambos ein lied, das der zecher anstimmt, wenn er des gottes voll ist 26). mit ziemlicher sicherheit läſst sich als heimat des dithyrambos die insel Naxos ansehen, das centrum des Dionysos- dienstes auf den inseln 27). wir wissen ferner, daſs Arion von Methymna, einer stadt mit lebendigem Dionysoscult und keinesweges ausschlieſslich aeolischer bevölkerung 28), am hofe des Periandros dieses weinlied des einzelnen weinseligen zechers zu einem chorgesange umgestaltet hat, dithyram- bos. 25) δῖϑύραμβος formell wie διπόλια Δισωτήριον Δικέτας (d. h. Διιικέτας); der metaplastische accusativ διϑύραμβα Pind. fgm. 86 lehrt nichts; der bedeutung nach wie Διὸς ἐγκέφαλος, Διὸς βάλανος. iuglans. triumpe im Arvallied kann man nicht leicht als entlehnt ansehen. eher dürfte es interjection sein, wie τήνελλα, und das ursprüngliche enthalten. aus ihr mag sich der name entwickelt haben, wie eine Οὖπις aus den οὔπιγγες auf Delos, Οἰτόλινος u. a. vgl. zu der zweiten gesang- nummer die einleitung. 26) Philochoros bei Athen. XIV 628 οἱ παλαιοὶ οὐκ ἀεὶ διϑυραμβοῦσιν ἀλλ̕ ὅταν σπένδωσιν (beim symposion), τὸν Διόνυσον ἐν οἴνῳ καὶ μέϑῃ, τὸν δ̕ Ἀπόλ- λωνα μεϑ̕ ἡσυχίας καὶ τάξεως μέλποντες. Ἀρχίλοχος γοῦν φησί (77) ‘ὡς Διω- νύσου ἄνακτος καλὸν ἐξάρξαι μέλος οἶδα διϑύραμβον, οἴνῳ συγκεραυνωϑεὶς φρένας.’ καὶ Ἐπίχαρμος δ̕ ἐν Φιλοκτήτῃ ἔφη ‘οὐκ ἔστι διϑύραμβος ὅκχ’ ὕδωρ πίῃς. also auch in Syrakus ist es noch ein einzellied. es wird dahin aus dem sicilischen Naxos importirt sein, welches den satyr auf den münzen führt. der zusammenhang, in dem Philochoros auf diese dinge zu sprechen kam, ergibt sich durch die vergleichung mit Phanodemos Ath. XI 465: es sind die alten cerimonien der attischen Lenäen. 27) Das sagt Pindar (fgm. 71) einmal geradezu, und die concurrenten, Theben und Korinth, fallen von selbst weg. Paros, die heimat des Archilochos, das sicilische Naxos, Methymna, weisen alle in dieselbe richtung: der gott des dithyrambos, der nesiotische Dionysos, ist der πελάγιος. dies wird durch Dümmlers vase bestätigt. 28) Dies letztere haben die steine gelehrt. die tausendschaften, in welche die bürgerschaft Methymnas zerfiel, hieſsen, so weit wir bisher wissen, Πρωτεῖς, Φωκεῖς, Ἐρυϑραῖοι, Σκύριοι.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/83>, abgerufen am 29.11.2024.