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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Geschichte des tragikertextes.
Sceniker sind noch nicht in geltung. auch werden unsere scholien mit
der bezeichnung oi upomnematisantes Theon Ploutarkhos Demetrios
bei Stephanus citirt 141). sie sind in ihrer art der Apolloniosscholien nicht
unwürdig, für textkritik sogar noch viel belehrender.

Aratos und Lykophron 142) bieten ein anderes bild. unseren text und
unsere scholien verdanken wir dem sammelfleisse des bischofs Niketes von
Serrha, der den cod. Marcian. 476 geschrieben hat. dass dieser der arche-
typus für den text sei, ist für Lykophron gar nicht zu behaupten, und
auch für Arat ist es nicht glaublich: aber die bedeutung der handschrift
ist eine so überwiegende, dass das ergebnis praktisch dasselbe ist. auch
für die scholien kommt im Lykophron neben der handschrift des Niketes
die des Tzetzes in betracht, für die paraphrase noch anderes. die hand-
schrift des Tzetzes beweist aber, dass Niketes so ziemlich alles gab, was
er finden konnte, d. h. seine vorlage copirte, und dass eine nahe ver-
wandte zu Tzetzes kam. im Arat ist das verhältnis etwas complicirter,
und hier wird das interesse vielmehr durch die bruchstücke älterer arbeiten
gefesselt, die zahlreich vorliegen. die scholien excerpiren selbst commen-

Diogenian für eine glosse (bei Hesych weicht die erklärung ab), im gegensatze zu
Theon en upomnemati Th. 237. dies sind schwerlich spätere zusätze. eher kann
das von den seltenen aber reichen mythographischen scholien gelten, von denen
zwar Th. 11 zu einem zetema gehört, aber Th. 15 gehört mit der Araterklärung,
wie sie bei Ps. Eratosthenes steht, zusammen, Alex. 11, 13, 15 mit den Apollonios-
scholien.
141) Steph. Korope, schwer entstellt, von Lentz Herod. II 188 ganz verkehrt
behandelt und ohne grund Herodian zugewiesen; die herkunft ist ganz ungewiss.
trotz aller verderbnis ist klar, sowol dass schol. Th. 614 benutzt ist, in einem zustande,
von dem jetzt die handschriften nur noch einen schatten enthalten, als auch dass
der scholiast eine eigene meinung im gegensatze zu den upomnematisantes Theon
Ploutarkhos Demetrios versucht. der schluss des Stephanusartikels muss etwa so
lauten, nach abweisung der erklärung Oropaios für Oropios und Koropaios, dies
weil man Korope nicht kannte, beltion d uponoein oti emartetai kai grapteon
(graphetai codd.) Oropaios || kat elleipsin tou i anti tou Oropiaios (Koropaios
codd.) || Oropia (Orope codd.) gar polis Euboias, opou Apollonos diasemotaton
ieron. die zwischen doppelstrichen stehenden worte sind in den codd. zwei zeilen
nach oben verschlagen, wo sie sinnlos sind. schol. Ther. 614 graphetai kai Oro-
paios (Oropeios codd.) Oropia (Oropeia codd.) gar polis Euboias (Boiotias codd.
verbessert von Meineke), opou diasemotaton ieron Apollonos. der ort Orobiai
schreibt sich allerdings nicht mit p, soviel wir wissen; bei Steph. fehlt aber der
artikel.
142) Vgl. über diese Scheer Rh. M. 34 und Maass Phil. Unt. 6. beiden kann
ich mich nicht in allem anschliessen. übrigens haben beide ihre ausgaben ja noch
nicht veröffentlicht.

Geschichte des tragikertextes.
Sceniker sind noch nicht in geltung. auch werden unsere scholien mit
der bezeichnung οἱ ὑπομνηματίσαντες Θέων Πλούταρχος Δημήτριος
bei Stephanus citirt 141). sie sind in ihrer art der Apolloniosscholien nicht
unwürdig, für textkritik sogar noch viel belehrender.

Aratos und Lykophron 142) bieten ein anderes bild. unseren text und
unsere scholien verdanken wir dem sammelfleiſse des bischofs Niketes von
Serrha, der den cod. Marcian. 476 geschrieben hat. daſs dieser der arche-
typus für den text sei, ist für Lykophron gar nicht zu behaupten, und
auch für Arat ist es nicht glaublich: aber die bedeutung der handschrift
ist eine so überwiegende, daſs das ergebnis praktisch dasselbe ist. auch
für die scholien kommt im Lykophron neben der handschrift des Niketes
die des Tzetzes in betracht, für die paraphrase noch anderes. die hand-
schrift des Tzetzes beweist aber, daſs Niketes so ziemlich alles gab, was
er finden konnte, d. h. seine vorlage copirte, und daſs eine nahe ver-
wandte zu Tzetzes kam. im Arat ist das verhältnis etwas complicirter,
und hier wird das interesse vielmehr durch die bruchstücke älterer arbeiten
gefesselt, die zahlreich vorliegen. die scholien excerpiren selbst commen-

Diogenian für eine glosse (bei Hesych weicht die erklärung ab), im gegensatze zu
Θέων ἐν ὑπομνήματι Th. 237. dies sind schwerlich spätere zusätze. eher kann
das von den seltenen aber reichen mythographischen scholien gelten, von denen
zwar Th. 11 zu einem ζήτημα gehört, aber Th. 15 gehört mit der Araterklärung,
wie sie bei Ps. Eratosthenes steht, zusammen, Alex. 11, 13, 15 mit den Apollonios-
scholien.
141) Steph. Κορόπη, schwer entstellt, von Lentz Herod. II 188 ganz verkehrt
behandelt und ohne grund Herodian zugewiesen; die herkunft ist ganz ungewiſs.
trotz aller verderbnis ist klar, sowol daſs schol. Th. 614 benutzt ist, in einem zustande,
von dem jetzt die handschriften nur noch einen schatten enthalten, als auch daſs
der scholiast eine eigene meinung im gegensatze zu den ὑπομνηματίσαντες Θέων
Πλούταρχος Δημήτριος versucht. der schluſs des Stephanusartikels muſs etwa so
lauten, nach abweisung der erklärung Ὀροπαῖος für Ὠρώπιος und Κοροπαῖος, dies
weil man Κορόπη nicht kannte, βέλτιον δ̕ ὑπονοεῖν ὅτι ἡμάρτηται καὶ γραπτέον
(γράφεται codd.) Ὀροπαῖος ‖ κατ̕ ἔλλειψιν τοῦ ῑ ⟨ἀντὶ τοῦ⟩ Ὀροπιαῖος (Κοροπαῖος
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ἱερόν. die zwischen doppelstrichen stehenden worte sind in den codd. zwei zeilen
nach oben verschlagen, wo sie sinnlos sind. schol. Ther. 614 γράφεται καὶ Ὀρο-
παῖος (Ὀρόπειος codd.) Ὀροπία (Ὀρόπεια codd.) γὰρ πόλις Εὐβοίας (Βοιωτίας codd.
verbessert von Meineke), ὅπου διασημότατον ἱερὸν Ἀπόλλωνος. der ort Orobiai
schreibt sich allerdings nicht mit p, soviel wir wissen; bei Steph. fehlt aber der
artikel.
142) Vgl. über diese Scheer Rh. M. 34 und Maaſs Phil. Unt. 6. beiden kann
ich mich nicht in allem anschlieſsen. übrigens haben beide ihre ausgaben ja noch
nicht veröffentlicht.
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[190/0210] Geschichte des tragikertextes. Sceniker sind noch nicht in geltung. auch werden unsere scholien mit der bezeichnung οἱ ὑπομνηματίσαντες Θέων Πλούταρχος Δημήτριος bei Stephanus citirt 141). sie sind in ihrer art der Apolloniosscholien nicht unwürdig, für textkritik sogar noch viel belehrender. Aratos und Lykophron 142) bieten ein anderes bild. unseren text und unsere scholien verdanken wir dem sammelfleiſse des bischofs Niketes von Serrha, der den cod. Marcian. 476 geschrieben hat. daſs dieser der arche- typus für den text sei, ist für Lykophron gar nicht zu behaupten, und auch für Arat ist es nicht glaublich: aber die bedeutung der handschrift ist eine so überwiegende, daſs das ergebnis praktisch dasselbe ist. auch für die scholien kommt im Lykophron neben der handschrift des Niketes die des Tzetzes in betracht, für die paraphrase noch anderes. die hand- schrift des Tzetzes beweist aber, daſs Niketes so ziemlich alles gab, was er finden konnte, d. h. seine vorlage copirte, und daſs eine nahe ver- wandte zu Tzetzes kam. im Arat ist das verhältnis etwas complicirter, und hier wird das interesse vielmehr durch die bruchstücke älterer arbeiten gefesselt, die zahlreich vorliegen. die scholien excerpiren selbst commen- 140) 141) Steph. Κορόπη, schwer entstellt, von Lentz Herod. II 188 ganz verkehrt behandelt und ohne grund Herodian zugewiesen; die herkunft ist ganz ungewiſs. trotz aller verderbnis ist klar, sowol daſs schol. Th. 614 benutzt ist, in einem zustande, von dem jetzt die handschriften nur noch einen schatten enthalten, als auch daſs der scholiast eine eigene meinung im gegensatze zu den ὑπομνηματίσαντες Θέων Πλούταρχος Δημήτριος versucht. der schluſs des Stephanusartikels muſs etwa so lauten, nach abweisung der erklärung Ὀροπαῖος für Ὠρώπιος und Κοροπαῖος, dies weil man Κορόπη nicht kannte, βέλτιον δ̕ ὑπονοεῖν ὅτι ἡμάρτηται καὶ γραπτέον (γράφεται codd.) Ὀροπαῖος ‖ κατ̕ ἔλλειψιν τοῦ ῑ ⟨ἀντὶ τοῦ⟩ Ὀροπιαῖος (Κοροπαῖος codd.) ‖ Ὀροπία (Ὀρόπη codd.) γὰρ πόλις Εὐβοίας, ὅπου Ἀπόλλωνος διασημότατον ἱερόν. die zwischen doppelstrichen stehenden worte sind in den codd. zwei zeilen nach oben verschlagen, wo sie sinnlos sind. schol. Ther. 614 γράφεται καὶ Ὀρο- παῖος (Ὀρόπειος codd.) Ὀροπία (Ὀρόπεια codd.) γὰρ πόλις Εὐβοίας (Βοιωτίας codd. verbessert von Meineke), ὅπου διασημότατον ἱερὸν Ἀπόλλωνος. der ort Orobiai schreibt sich allerdings nicht mit p, soviel wir wissen; bei Steph. fehlt aber der artikel. 142) Vgl. über diese Scheer Rh. M. 34 und Maaſs Phil. Unt. 6. beiden kann ich mich nicht in allem anschlieſsen. übrigens haben beide ihre ausgaben ja noch nicht veröffentlicht. 140) Diogenian für eine glosse (bei Hesych weicht die erklärung ab), im gegensatze zu Θέων ἐν ὑπομνήματι Th. 237. dies sind schwerlich spätere zusätze. eher kann das von den seltenen aber reichen mythographischen scholien gelten, von denen zwar Th. 11 zu einem ζήτημα gehört, aber Th. 15 gehört mit der Araterklärung, wie sie bei Ps. Eratosthenes steht, zusammen, Alex. 11, 13, 15 mit den Apollonios- scholien.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/210>, abgerufen am 23.11.2024.