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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Didymos. tragike lexis.
und also nach den classikern verlangte. die bestrebungen der römischen
litteratur, die am reinsten und reissten in Horaz sich verkörpern, wirkten
auf die ganze cultur des weltreichs ein, und die umkehr auf dem rhe-
torischen gebiete war schon älter, von der theorie Pergamons schon um
100 gefordert, seit 60 mit entschiedenem erfolge.

Auf diesem gebiete, der pflege der attischen kunstprosa, schien etwas
neues nötig zu sein, denn exegese des Demosthenes oder Thukydides hatte
man in Alexandreia nicht getrieben. was Didymos aber leistete, commen-
tare und lexika, war gleichwol keine neue production, sondern nur samm-
lung, wesentlich auszüge aus historikern, antiquaren, peripatetikern, und
für das sprachliche aus den schätzen der älteren lexikographie, wie sie
Aristophanes selbst begründet hatte 88), und aus den so überaus reichen
arbeiten, die der komödie gewidmet waren: diese einwirkung zeigen die
rhetorischen lexika auf jeder seite. wie viel mehr konnte man für die
erklärung der classischen dichter sich mit dem vorhandenen begnügen.
die schätze waren da, nur ausgemünzt mussten sie werden. es bedurfte
keines productiven geistes, höchstens geschickter auswahl, und dann eines
eisernen sitzfleisches, und das besass ja Didymos. wir wollen ihm aber
auch gerne den ruhm zugestehen, dass er die veränderungen in der form
der litterarischen production vorgenommen hat, die wir nun bemerken,
obwol wir richtiger nicht den einzelnen mann, sondern die zeit dafür
verantwortlich machen.

Didymos hat ein grosses lexikon geschrieben, in welchem er dentragike
lexis.

sprachschatz der tragödie zusammenfasste, so weit dieser für die gebil-
deten seiner zeit der erklärung bedurfte. es liegt in der natur dieser
aufgabe, dass das lexikon wesentlich aus den erklärungen der gedichte
genommen war, und andererseits, dass es fortan für die erklärer das

88) Neben den attikai lexeis (welche sich als eine art vorstufe der atticis-
tischen lexica betrachten lassen, obwol sie in ganz anderem sinne angelegt waren,
nämlich nur als eines der dialektischen wörterbücher, nicht als fundgrube schöner
floskeln für den praktischen gebrauch) war die specialarbeit peri ton dokounton
me eiresthai tois arkhaiois sowol in der zeit des Caecilius wie in der des Phrynichus
ein sehr erwünschtes buch; deshalb sind auch von ihr excerpte erhalten. natürlich
hatte sie nicht antiatticistische tendenz, sondern war eingegeben von der kritik, mit
welcher schon Eratosthenes (schol. Frö. 1263, vgl. Phot. euthu Lukeiou) den pseudot-
tika zu leibe gieng. die trefflichen männer wussten, dass die litterarische falsch-
münzerei im schwunge gieng: die falschen dialoge Platons, die falschen reden des
Demosthenes, Lysias u. s. w., selbst falsche komödien wurden verfertigt und ver-
kauft: das dritte jahrhundert hat die fälschungen erzeugt, die jetzt wieder zu origi-
nalen zu machen mode ist.
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Didymos. τραγικὴ λέξις.
und also nach den classikern verlangte. die bestrebungen der römischen
litteratur, die am reinsten und reiſsten in Horaz sich verkörpern, wirkten
auf die ganze cultur des weltreichs ein, und die umkehr auf dem rhe-
torischen gebiete war schon älter, von der theorie Pergamons schon um
100 gefordert, seit 60 mit entschiedenem erfolge.

Auf diesem gebiete, der pflege der attischen kunstprosa, schien etwas
neues nötig zu sein, denn exegese des Demosthenes oder Thukydides hatte
man in Alexandreia nicht getrieben. was Didymos aber leistete, commen-
tare und lexika, war gleichwol keine neue production, sondern nur samm-
lung, wesentlich auszüge aus historikern, antiquaren, peripatetikern, und
für das sprachliche aus den schätzen der älteren lexikographie, wie sie
Aristophanes selbst begründet hatte 88), und aus den so überaus reichen
arbeiten, die der komödie gewidmet waren: diese einwirkung zeigen die
rhetorischen lexika auf jeder seite. wie viel mehr konnte man für die
erklärung der classischen dichter sich mit dem vorhandenen begnügen.
die schätze waren da, nur ausgemünzt muſsten sie werden. es bedurfte
keines productiven geistes, höchstens geschickter auswahl, und dann eines
eisernen sitzfleisches, und das besaſs ja Didymos. wir wollen ihm aber
auch gerne den ruhm zugestehen, daſs er die veränderungen in der form
der litterarischen production vorgenommen hat, die wir nun bemerken,
obwol wir richtiger nicht den einzelnen mann, sondern die zeit dafür
verantwortlich machen.

Didymos hat ein groſses lexikon geschrieben, in welchem er denτραγικὴ
λέξις.

sprachschatz der tragödie zusammenfaſste, so weit dieser für die gebil-
deten seiner zeit der erklärung bedurfte. es liegt in der natur dieser
aufgabe, daſs das lexikon wesentlich aus den erklärungen der gedichte
genommen war, und andererseits, daſs es fortan für die erklärer das

88) Neben den ἀττικαὶ λέξεις (welche sich als eine art vorstufe der atticis-
tischen lexica betrachten lassen, obwol sie in ganz anderem sinne angelegt waren,
nämlich nur als eines der dialektischen wörterbücher, nicht als fundgrube schöner
floskeln für den praktischen gebrauch) war die specialarbeit περὶ τῶν δοκούντων
μὴ εἰρῆσϑαι τοῖς ἀρχαίοις sowol in der zeit des Caecilius wie in der des Phrynichus
ein sehr erwünschtes buch; deshalb sind auch von ihr excerpte erhalten. natürlich
hatte sie nicht antiatticistische tendenz, sondern war eingegeben von der kritik, mit
welcher schon Eratosthenes (schol. Frö. 1263, vgl. Phot. εὐϑὺ Λυκείου) den ψευδότ-
τικα zu leibe gieng. die trefflichen männer wuſsten, daſs die litterarische falsch-
münzerei im schwunge gieng: die falschen dialoge Platons, die falschen reden des
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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/183>, abgerufen am 24.11.2024.