Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.Aristophanes von Byzanz. erklärung. peripatetiker die wechselwirkung von mündlicher lehre und schriftstel-lerei 55a): sie schreiben upomnemata, und man schreibt sich nach ihren vorträgen upomnemata. proben von der conjecturalkritik des Byzantiers sind freilich zu den tragikern nicht mehr beizubringen, weil ihre scholien sehr viel dürftiger sind als die zu dem Athener Aristophanes. indessen ist doch an einer stelle so viel erhalten, dass etwas wichtiges sich erschliessen lässt. in den scholien zum Orestes ist ein upomnema des Aristophaneers Kallistratos benutzt, und da dieser einmal als gewährsmann für eine lesart seines lehrers angeführt wird 56), so darf man auch die andern, eben auch in diesem drama allein häufigeren, Aristophanescitate 57) auf die rechnung seiner vermittelung setzen. darunter ist nun eine sehr merkwürdige notiz. Aristophanes rechtfertigt eine lesart durch berufung auf Stesichoros, der die von Euripides gewollte situation erkläre 58). unzweifelhaft gehört ihm dann auch eine weitere stelle, wo ebenso Stesichoros die absicht des Euri- pides erläutert 59). hier aber richtet sich die spitze der bemerkung gegen 55a) Für den betrieb der philologischen studien in Alexandreia sind wir auf rückschlüsse angewiesen, da directe zeugnisse fehlen. nun hat man ja das richtige aus der anwendung der kritischen zeichen, welche mündliche belehrung zur ergänzung fordern, aus den upomnemata und namentlich aus der paradosis, wie sie z. b. in betreff der aristarchischen vocabelerklärung fest steht, geschlossen. es ist aber doch sehr belehrend, auf dem gebiete der mathematik im rhestachoterischen und exote- rischen schulbetrieb hineinzusehen. die vorreden, welche Apollonios von Perge seinen einzelnen büchern über die kegelschnitte vorausschickt, gewähren diesen ein- blick, und die tiefe und klare würdigung, welche Zeuten jüngst diesem werke hat zu teil werden lassen, wird dem philologen auch dann wichtig, wenn er dem mathe- matiker auf sein gebiet nicht zu folgen vermag. für diesen ist es kein geringes lob, dass er, ohne kenntnis von den geschichtlichen bedingungen zu haben, die verhält- nisse genau so gezeichnet hat, wie sie umfassende geschichtsbetrachtung kennen lehrt, von der leider die meisten philologen noch weit entfernt sind. 56) 1038; ausserdem von Kallistratos 314 zeugnis für eine lesart, 434 eine aporie. schlüsse auf seine eigene leistung und tendenz sind daraus nicht zu ziehen. 57) 713 eine lesart; 489 ist nur noch der name da. er galt einer erklärung. 58) 1287 (p. 214, 15 Schw.) Ar. graphei `ekkekophontai xiphe'; semainei gar oti eis to kallos Elenes apoblepsantes anepaisthetoi emeinan kai eiasan ta xiphe. das erhält erst eine pointe durch die andere fassung (z. 6) ara eis to Elenes kallos blepsantes ouk ekhresanto tois xiphesin; oion kai Stesikhoros upographei kte. 59) 269 Stesikhoro epomenos toxa phesin auton eilephenai para Apollonos.
edei oun ton upokriten labonta toxeuein; oi de nun upokrinomenoi ton eroa aitousi men ta toxa, me dekhomenoi de skhematizontai toxeuein. Stesichoros wird auch 249 zur erläuterung der fabel citirt und 46 bei besprechung des ortes, wo Euripides die fabel spielen lässt. es liegt nahe auch diese stellen auf Aristophanes zu beziehen. indessen hat über die quellen des Euripides auch der kyklograph Aristophanes von Byzanz. erklärung. peripatetiker die wechselwirkung von mündlicher lehre und schriftstel-lerei 55a): sie schreiben ὑπομνήματα, und man schreibt sich nach ihren vorträgen ὑπομνήματα. proben von der conjecturalkritik des Byzantiers sind freilich zu den tragikern nicht mehr beizubringen, weil ihre scholien sehr viel dürftiger sind als die zu dem Athener Aristophanes. indessen ist doch an einer stelle so viel erhalten, daſs etwas wichtiges sich erschlieſsen läſst. in den scholien zum Orestes ist ein ὑπόμνημα des Aristophaneers Kallistratos benutzt, und da dieser einmal als gewährsmann für eine lesart seines lehrers angeführt wird 56), so darf man auch die andern, eben auch in diesem drama allein häufigeren, Aristophanescitate 57) auf die rechnung seiner vermittelung setzen. darunter ist nun eine sehr merkwürdige notiz. Aristophanes rechtfertigt eine lesart durch berufung auf Stesichoros, der die von Euripides gewollte situation erkläre 58). unzweifelhaft gehört ihm dann auch eine weitere stelle, wo ebenso Stesichoros die absicht des Euri- pides erläutert 59). hier aber richtet sich die spitze der bemerkung gegen 55a) Für den betrieb der philologischen studien in Alexandreia sind wir auf rückschlüsse angewiesen, da directe zeugnisse fehlen. nun hat man ja das richtige aus der anwendung der kritischen zeichen, welche mündliche belehrung zur ergänzung fordern, aus den ὑπομνήματα und namentlich aus der παράδοσις, wie sie z. b. in betreff der aristarchischen vocabelerklärung fest steht, geschlossen. es ist aber doch sehr belehrend, auf dem gebiete der mathematik im rhestachoterischen und exote- rischen schulbetrieb hineinzusehen. die vorreden, welche Apollonios von Perge seinen einzelnen büchern über die kegelschnitte vorausschickt, gewähren diesen ein- blick, und die tiefe und klare würdigung, welche Zeuten jüngst diesem werke hat zu teil werden lassen, wird dem philologen auch dann wichtig, wenn er dem mathe- matiker auf sein gebiet nicht zu folgen vermag. für diesen ist es kein geringes lob, daſs er, ohne kenntnis von den geschichtlichen bedingungen zu haben, die verhält- nisse genau so gezeichnet hat, wie sie umfassende geschichtsbetrachtung kennen lehrt, von der leider die meisten philologen noch weit entfernt sind. 56) 1038; auſserdem von Kallistratos 314 zeugnis für eine lesart, 434 eine aporie. schlüsse auf seine eigene leistung und tendenz sind daraus nicht zu ziehen. 57) 713 eine lesart; 489 ist nur noch der name da. er galt einer erklärung. 58) 1287 (p. 214, 15 Schw.) Ἀρ. γράφει ῾ἐκκεκώφωνται ξίφη᾽· σημαίνει γὰρ ὅτι εἰς τὸ κάλλος Ἑλένης ἀποβλέψαντες ἀνεπαίσϑητοι ἕμειναν καὶ εἴασαν τὰ ξίφη. das erhält erst eine pointe durch die andere fassung (z. 6) ἆρα εἰς τὸ Ἑλένης κάλλος βλέψαντες οὐκ ἐχρήσαντο τοῖς ξίφεσιν; οἷον καὶ Στησίχορος ὑπογράφει κτέ. 59) 269 Στησιχόρῳ έπόμενος τόξα φησὶν αὐτὸν εἰληφέναι παρὰ Ἀπόλλωνος.
ἔδει οὖν τὸν ὑποκριτὴν λαβόντα τοξεύειν· οἱ δὲ νῦν ὑποκρινόμενοι τὸν ἥρωα αἰτοῦσι μὲν τὰ τόξα, μὴ δεχόμενοι δὲ σχηματίζονται τοξεύειν. Stesichoros wird auch 249 zur erläuterung der fabel citirt und 46 bei besprechung des ortes, wo Euripides die fabel spielen läſst. es liegt nahe auch diese stellen auf Aristophanes zu beziehen. indessen hat über die quellen des Euripides auch der kyklograph <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0171" n="151"/><fw place="top" type="header">Aristophanes von Byzanz. erklärung.</fw><lb/> peripatetiker die wechselwirkung von mündlicher lehre und schriftstel-<lb/> lerei <note place="foot" n="55a)">Für den betrieb der philologischen studien in Alexandreia sind wir auf<lb/> rückschlüsse angewiesen, da directe zeugnisse fehlen. nun hat man ja das richtige<lb/> aus der anwendung der kritischen zeichen, welche mündliche belehrung zur ergänzung<lb/> fordern, aus den ὑπομνήματα und namentlich aus der παράδοσις, wie sie z. b. in<lb/> betreff der aristarchischen vocabelerklärung fest steht, geschlossen. es ist aber doch<lb/> sehr belehrend, auf dem gebiete der mathematik im rhestachoterischen und exote-<lb/> rischen schulbetrieb hineinzusehen. die vorreden, welche Apollonios von Perge<lb/> seinen einzelnen büchern über die kegelschnitte vorausschickt, gewähren diesen ein-<lb/> blick, und die tiefe und klare würdigung, welche Zeuten jüngst diesem werke hat<lb/> zu teil werden lassen, wird dem philologen auch dann wichtig, wenn er dem mathe-<lb/> matiker auf sein gebiet nicht zu folgen vermag. für diesen ist es kein geringes lob,<lb/> daſs er, ohne kenntnis von den geschichtlichen bedingungen zu haben, die verhält-<lb/> nisse genau so gezeichnet hat, wie sie umfassende geschichtsbetrachtung kennen lehrt,<lb/> von der leider die meisten philologen noch weit entfernt sind.</note>: sie schreiben ὑπομνήματα, und man schreibt sich nach ihren<lb/> vorträgen ὑπομνήματα. proben von der conjecturalkritik des Byzantiers<lb/> sind freilich zu den tragikern nicht mehr beizubringen, weil ihre scholien<lb/> sehr viel dürftiger sind als die zu dem Athener Aristophanes. indessen ist<lb/> doch an einer stelle so viel erhalten, daſs etwas wichtiges sich erschlieſsen<lb/> läſst. in den scholien zum Orestes ist ein ὑπόμνημα des Aristophaneers<lb/> Kallistratos benutzt, und da dieser einmal als gewährsmann für eine lesart<lb/> seines lehrers angeführt wird <note place="foot" n="56)">1038; auſserdem von Kallistratos 314 zeugnis für eine lesart, 434 eine<lb/> aporie. schlüsse auf seine eigene leistung und tendenz sind daraus nicht zu ziehen.</note>, so darf man auch die andern, eben auch<lb/> in diesem drama allein häufigeren, Aristophanescitate <note place="foot" n="57)">713 eine lesart; 489 ist nur noch der name da. er galt einer erklärung.</note> auf die rechnung<lb/> seiner vermittelung setzen. darunter ist nun eine sehr merkwürdige notiz.<lb/> Aristophanes rechtfertigt eine lesart durch berufung auf Stesichoros, der<lb/> die von Euripides gewollte situation erkläre <note place="foot" n="58)">1287 (p. 214, 15 Schw.) Ἀρ. γράφει ῾ἐκκεκώφωνται ξίφη᾽· σημαίνει γὰρ<lb/> ὅτι εἰς τὸ κάλλος Ἑλένης ἀποβλέψαντες ἀνεπαίσϑητοι ἕμειναν καὶ εἴασαν τὰ ξίφη.<lb/> das erhält erst eine pointe durch die andere fassung (z. 6) ἆρα εἰς τὸ Ἑλένης κάλλος<lb/> βλέψαντες οὐκ ἐχρήσαντο τοῖς ξίφεσιν; οἷον καὶ Στησίχορος ὑπογράφει κτέ.</note>. unzweifelhaft gehört ihm<lb/> dann auch eine weitere stelle, wo ebenso Stesichoros die absicht des Euri-<lb/> pides erläutert <note xml:id="note-0171" next="#note-0172" place="foot" n="59)">269 Στησιχόρῳ έπόμενος τόξα φησὶν αὐτὸν εἰληφέναι παρὰ Ἀπόλλωνος.<lb/> ἔδει οὖν τὸν ὑποκριτὴν λαβόντα τοξεύειν· οἱ δὲ νῦν ὑποκρινόμενοι τὸν ἥρωα<lb/> αἰτοῦσι μὲν τὰ τόξα, μὴ δεχόμενοι δὲ σχηματίζονται τοξεύειν. Stesichoros wird<lb/> auch 249 zur erläuterung der fabel citirt und 46 bei besprechung des ortes, wo<lb/> Euripides die fabel spielen läſst. es liegt nahe auch diese stellen auf Aristophanes<lb/> zu beziehen. indessen hat über die quellen des Euripides auch der kyklograph</note>. hier aber richtet sich die spitze der bemerkung gegen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0171]
Aristophanes von Byzanz. erklärung.
peripatetiker die wechselwirkung von mündlicher lehre und schriftstel-
lerei 55a): sie schreiben ὑπομνήματα, und man schreibt sich nach ihren
vorträgen ὑπομνήματα. proben von der conjecturalkritik des Byzantiers
sind freilich zu den tragikern nicht mehr beizubringen, weil ihre scholien
sehr viel dürftiger sind als die zu dem Athener Aristophanes. indessen ist
doch an einer stelle so viel erhalten, daſs etwas wichtiges sich erschlieſsen
läſst. in den scholien zum Orestes ist ein ὑπόμνημα des Aristophaneers
Kallistratos benutzt, und da dieser einmal als gewährsmann für eine lesart
seines lehrers angeführt wird 56), so darf man auch die andern, eben auch
in diesem drama allein häufigeren, Aristophanescitate 57) auf die rechnung
seiner vermittelung setzen. darunter ist nun eine sehr merkwürdige notiz.
Aristophanes rechtfertigt eine lesart durch berufung auf Stesichoros, der
die von Euripides gewollte situation erkläre 58). unzweifelhaft gehört ihm
dann auch eine weitere stelle, wo ebenso Stesichoros die absicht des Euri-
pides erläutert 59). hier aber richtet sich die spitze der bemerkung gegen
55a) Für den betrieb der philologischen studien in Alexandreia sind wir auf
rückschlüsse angewiesen, da directe zeugnisse fehlen. nun hat man ja das richtige
aus der anwendung der kritischen zeichen, welche mündliche belehrung zur ergänzung
fordern, aus den ὑπομνήματα und namentlich aus der παράδοσις, wie sie z. b. in
betreff der aristarchischen vocabelerklärung fest steht, geschlossen. es ist aber doch
sehr belehrend, auf dem gebiete der mathematik im rhestachoterischen und exote-
rischen schulbetrieb hineinzusehen. die vorreden, welche Apollonios von Perge
seinen einzelnen büchern über die kegelschnitte vorausschickt, gewähren diesen ein-
blick, und die tiefe und klare würdigung, welche Zeuten jüngst diesem werke hat
zu teil werden lassen, wird dem philologen auch dann wichtig, wenn er dem mathe-
matiker auf sein gebiet nicht zu folgen vermag. für diesen ist es kein geringes lob,
daſs er, ohne kenntnis von den geschichtlichen bedingungen zu haben, die verhält-
nisse genau so gezeichnet hat, wie sie umfassende geschichtsbetrachtung kennen lehrt,
von der leider die meisten philologen noch weit entfernt sind.
56) 1038; auſserdem von Kallistratos 314 zeugnis für eine lesart, 434 eine
aporie. schlüsse auf seine eigene leistung und tendenz sind daraus nicht zu ziehen.
57) 713 eine lesart; 489 ist nur noch der name da. er galt einer erklärung.
58) 1287 (p. 214, 15 Schw.) Ἀρ. γράφει ῾ἐκκεκώφωνται ξίφη᾽· σημαίνει γὰρ
ὅτι εἰς τὸ κάλλος Ἑλένης ἀποβλέψαντες ἀνεπαίσϑητοι ἕμειναν καὶ εἴασαν τὰ ξίφη.
das erhält erst eine pointe durch die andere fassung (z. 6) ἆρα εἰς τὸ Ἑλένης κάλλος
βλέψαντες οὐκ ἐχρήσαντο τοῖς ξίφεσιν; οἷον καὶ Στησίχορος ὑπογράφει κτέ.
59) 269 Στησιχόρῳ έπόμενος τόξα φησὶν αὐτὸν εἰληφέναι παρὰ Ἀπόλλωνος.
ἔδει οὖν τὸν ὑποκριτὴν λαβόντα τοξεύειν· οἱ δὲ νῦν ὑποκρινόμενοι τὸν ἥρωα
αἰτοῦσι μὲν τὰ τόξα, μὴ δεχόμενοι δὲ σχηματίζονται τοξεύειν. Stesichoros wird
auch 249 zur erläuterung der fabel citirt und 46 bei besprechung des ortes, wo
Euripides die fabel spielen läſst. es liegt nahe auch diese stellen auf Aristophanes
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