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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Satyrspiel und tragödie.
sprecher eine andere person zu wählen, da er ja seiner herkunft nach
indifferent war, und so gut wie eins konnte man mehrere epeisodia zu-
lassen; den sprecher hinausgehen und sich umkleiden zu lassen war ja
ungleich leichter. die aischyleische poesie hält in älterer zeit noch völlig
daran fest, dass sich das einzelne stück durch die einführung einer neuen
person in epeisodia gliedert, wie dieser name fordert; die zahl ist nicht
festgestellt. dagegen muss sich schon früh die vierzahl für den costum-
wechsel des chores festgesetzt haben, eine weit wichtigere aber quali-
tativ ganz analoge erscheinung. dadurch gliederte sich also die aufführung
in vier stücke. ob diese für sich ein jedes oder alle zusammen erst
eine einheit im dichterischen sinne bilden, hängt lediglich von dem können
und wollen des dichters ab. nachweislich ist von Aischylos beides neben
einander geübt worden, doch so, dass schon bei ihm die tendenz mächtig
war, die einzelnen chöre oder 'stücke' immer selbständiger zu gestalten,
was später feststehende regel ist, auch wenn zwischen ihnen ein bezug
waltet. ausserdem gilt es bereits, dass der satyrchor an letzter stelle
stehen muss, und seine verbindung mit den andern dramen ist eine losere,
auch wenn sie inhaltlich vorhanden ist 54). wie es zu diesen regeln
gekommen ist und durch wen, ist gar nicht möglich zu vermuten. die
jüngeren dichter überkommen die institution als eine durchaus feste,

eine schlimme zeit. die belebenden gewässer blieben aus; die felder verdorrten, Inachos
selbst ward fast zu einer trocknen mumie, spinneweben füllten die leeren scheuern.
lo ward zur kuh und ein schauerlicher wächter sass neben ihr und blies die schalmei,
während die menschen mit wehmütigen gesängen die gute alte zeit feierten. -- so
weit die reste, die man nachlese. dass ein glückliches ende kam, indem Argos durch
Hermes erschlagen ward und Hera sich versöhnte, ist selbstverständlich. ta tou dra-
matos prosopa: khoros Argeion, Inakhos Io Argos Ermes Iris. die beiden himm-
lischen diener ersetzen die herren, die zu vornehm für solch ein spiel sind. die
diener waren beide auf der bühne, schol. Ar. Vög. 1203 = fgm. 251 o Ermes aggelos
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nach Martin) "gune tis ede; kuklas Arkados kunes;". denn so hat Toup richtig
verbessert e de sulenas A. kune B. V.), wie für kunes andere citate, für den sinn
die aristophanische copie zeigt. merkwürdig ist, wie unter den liebenswürdigen
scherzen sich die symbolik der das dipsionArgos angehenden fabel nicht verloren hat.
54) Die Amymone der Danais und der Lykurgos der Lykurgie mögen die ge-
schichte fortgeführt haben. die Sphinx der Thebais aber hätte zeitlich zwischen
Laios und Oidipus gehört, der Proteus der Orestie zwischen Choephoren und Eume-
niden. auf ihn deutet im eingangsstück nicht bloss die lediglich dadurch motivirte
frage nach Menelaos (Ag. 617), sondern auch die erwähnung des Odysseus (841):
denn der inhalt des Proteus war ja dem d entnommen. die verbindung mit der
Orestie ist also eine äusserliche. in der Persertetralogie steht Prometheus so selb-
ständig wie die drei tragödien.

Satyrspiel und tragödie.
sprecher eine andere person zu wählen, da er ja seiner herkunft nach
indifferent war, und so gut wie eins konnte man mehrere epeisodia zu-
lassen; den sprecher hinausgehen und sich umkleiden zu lassen war ja
ungleich leichter. die aischyleische poesie hält in älterer zeit noch völlig
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festgestellt. dagegen muſs sich schon früh die vierzahl für den costum-
wechsel des chores festgesetzt haben, eine weit wichtigere aber quali-
tativ ganz analoge erscheinung. dadurch gliederte sich also die aufführung
in vier stücke. ob diese für sich ein jedes oder alle zusammen erst
eine einheit im dichterischen sinne bilden, hängt lediglich von dem können
und wollen des dichters ab. nachweislich ist von Aischylos beides neben
einander geübt worden, doch so, daſs schon bei ihm die tendenz mächtig
war, die einzelnen chöre oder ‘stücke’ immer selbständiger zu gestalten,
was später feststehende regel ist, auch wenn zwischen ihnen ein bezug
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auch wenn sie inhaltlich vorhanden ist 54). wie es zu diesen regeln
gekommen ist und durch wen, ist gar nicht möglich zu vermuten. die
jüngeren dichter überkommen die institution als eine durchaus feste,

eine schlimme zeit. die belebenden gewässer blieben aus; die felder verdorrten, Inachos
selbst ward fast zu einer trocknen mumie, spinneweben füllten die leeren scheuern.
lo ward zur kuh und ein schauerlicher wächter saſs neben ihr und blies die schalmei,
während die menschen mit wehmütigen gesängen die gute alte zeit feierten. — so
weit die reste, die man nachlese. daſs ein glückliches ende kam, indem Argos durch
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die aristophanische copie zeigt. merkwürdig ist, wie unter den liebenswürdigen
scherzen sich die symbolik der das δίψιονἌργος angehenden fabel nicht verloren hat.
54) Die Amymone der Danais und der Lykurgos der Lykurgie mögen die ge-
schichte fortgeführt haben. die Sphinx der Thebais aber hätte zeitlich zwischen
Laios und Oidipus gehört, der Proteus der Orestie zwischen Choephoren und Eume-
niden. auf ihn deutet im eingangsstück nicht bloſs die lediglich dadurch motivirte
frage nach Menelaos (Ag. 617), sondern auch die erwähnung des Odysseus (841):
denn der inhalt des Proteus war ja dem δ entnommen. die verbindung mit der
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[89/0109] Satyrspiel und tragödie. sprecher eine andere person zu wählen, da er ja seiner herkunft nach indifferent war, und so gut wie eins konnte man mehrere epeisodia zu- lassen; den sprecher hinausgehen und sich umkleiden zu lassen war ja ungleich leichter. die aischyleische poesie hält in älterer zeit noch völlig daran fest, daſs sich das einzelne stück durch die einführung einer neuen person in ἐπεισόδια gliedert, wie dieser name fordert; die zahl ist nicht festgestellt. dagegen muſs sich schon früh die vierzahl für den costum- wechsel des chores festgesetzt haben, eine weit wichtigere aber quali- tativ ganz analoge erscheinung. dadurch gliederte sich also die aufführung in vier stücke. ob diese für sich ein jedes oder alle zusammen erst eine einheit im dichterischen sinne bilden, hängt lediglich von dem können und wollen des dichters ab. nachweislich ist von Aischylos beides neben einander geübt worden, doch so, daſs schon bei ihm die tendenz mächtig war, die einzelnen chöre oder ‘stücke’ immer selbständiger zu gestalten, was später feststehende regel ist, auch wenn zwischen ihnen ein bezug waltet. auſserdem gilt es bereits, daſs der satyrchor an letzter stelle stehen muſs, und seine verbindung mit den andern dramen ist eine losere, auch wenn sie inhaltlich vorhanden ist 54). wie es zu diesen regeln gekommen ist und durch wen, ist gar nicht möglich zu vermuten. die jüngeren dichter überkommen die institution als eine durchaus feste, 53) 54) Die Amymone der Danais und der Lykurgos der Lykurgie mögen die ge- schichte fortgeführt haben. die Sphinx der Thebais aber hätte zeitlich zwischen Laios und Oidipus gehört, der Proteus der Orestie zwischen Choephoren und Eume- niden. auf ihn deutet im eingangsstück nicht bloſs die lediglich dadurch motivirte frage nach Menelaos (Ag. 617), sondern auch die erwähnung des Odysseus (841): denn der inhalt des Proteus war ja dem δ entnommen. die verbindung mit der Orestie ist also eine äuſserliche. in der Persertetralogie steht Prometheus so selb- ständig wie die drei tragödien. 53) eine schlimme zeit. die belebenden gewässer blieben aus; die felder verdorrten, Inachos selbst ward fast zu einer trocknen mumie, spinneweben füllten die leeren scheuern. lo ward zur kuh und ein schauerlicher wächter saſs neben ihr und blies die schalmei, während die menschen mit wehmütigen gesängen die gute alte zeit feierten. — so weit die reste, die man nachlese. daſs ein glückliches ende kam, indem Argos durch Hermes erschlagen ward und Hera sich versöhnte, ist selbstverständlich. τὰ τοῦ δρά- ματος πρόσωπα: χορὸς Ἀργείων, Ἴναχος Ἰώ Ἄργος Ἑρμῆς Ἶρις. die beiden himm- lischen diener ersetzen die herren, die zu vornehm für solch ein spiel sind. die diener waren beide auf der bühne, schol. Ar. Vög. 1203 = fgm. 251 ὁ Ἑρμῆς ἄγγελος ὢν (d. h. τῆς Διὸς ὡς Πλούτου ἐπεισόδου) παρὰ Σ. ἐν Ἰ. ἐπὶ τῆς Ἴριδος (so Rav. nach Martin) “γυνὴ τίς ἥδε· κυκλὰς Ἀρκάδος κυνῆς;”. denn so hat Toup richtig verbessert ἥ δε συληνᾶς Α. κυνῆ B. V.), wie für κυνῆς andere citate, für den sinn die aristophanische copie zeigt. merkwürdig ist, wie unter den liebenswürdigen scherzen sich die symbolik der das δίψιονἌργος angehenden fabel nicht verloren hat.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/109>, abgerufen am 26.11.2024.