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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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10.
DIOBELIE.


Die institution der diobelie1), die diesen festen namen führt, ist
durch Kleophon eingeführt; das sagt Aristoteles 28, 3 und damit sind
ihre antiken und modernen deutungen auf den richtersold oder die schau-
gelder beseitigt, sintemal diese längst bestanden: es ist nur ein beweis
für die macht des trägheitsgesetzes, dass sie selbst zur erklärung des
Aristoteles weiter vorgebracht werden.

Für die diobelie begegnen uns bedeutende zahlungen in der schuld-
urkunde aus dem jahre des Glaukippos 410/9 und einem der folgenden
408/7 oder 407/6 (CIA I 188, 189); das geld ist von den schatzmeistern
der göttin an die hellenotamien gezahlt. die posten sind zum teile sehr
niedrig, dann wird aber fast täglich der schatz in anspruch genommen.2)

1) Die richtige auffassung der diobelie hat mir zuerst vor jahren ein schüler,
J. Christ, derselbe der zuerst die tributlisten richtig auf die hellenotamien bezogen
hat, als thesis mitgeteilt und die inschriften richtig verwertet.
2) 189a am 13, 17, 18, 19, 22, 23, 24, 26, 30, 36 tage der prytanie. manchmal
gibt es freilich nur 12 drachmen. es wird offenbar jeder tropfen, der in den schatz
einströmt (aus weihungen, opfergefällen und epidekata) sofort ausgeschöpft: wenn
der kleine schatz der Athena Nike einmal auch etwas hat (am 13, 17, 30 und, wie
man sicher ergänzen kann, 36 tage), so wird aus beiden schätzen entliehen. der
name der göttin steht hier im dativ, wie man dem zeugnisse Waddingtons glauben
muss, obwol Fröhner mehrfach anderes angibt (CIA IV p. 35). der genetiv, den man
erwartet, steht 188. der dativ dagegen dürfte auf dem bruchstück 190 gestanden
haben, und zwar in einer überschrift, wie die grösseren buchstaben zeigen. Athe-
nai]ai Polia[di ist gewiss probabler als Kirchhoffs Athenaias Nikes k]ai Polia[dos.
wie dem auch sei: dass das geld für die göttin verausgabt wäre, ist gar nicht aus-
zudenken, und wer gab es denn? etwa die Parthenos der Nike? nicht sachlich son-
dern nur formell können sich die vermerke unterscheiden; die grammatische erklärung
wird nur ein stein geben, der die formel vollständig liefert. inhaltlich müssen wir
das unklare nach dem klaren beurteilen. so mit recht Beloch Rh. M. 39, 242, der
im übrigen die sache nicht gefördert hat.
10.
DIOBELIE.


Die institution der diobelie1), die diesen festen namen führt, ist
durch Kleophon eingeführt; das sagt Aristoteles 28, 3 und damit sind
ihre antiken und modernen deutungen auf den richtersold oder die schau-
gelder beseitigt, sintemal diese längst bestanden: es ist nur ein beweis
für die macht des trägheitsgesetzes, daſs sie selbst zur erklärung des
Aristoteles weiter vorgebracht werden.

Für die diobelie begegnen uns bedeutende zahlungen in der schuld-
urkunde aus dem jahre des Glaukippos 410/9 und einem der folgenden
408/7 oder 407/6 (CIA I 188, 189); das geld ist von den schatzmeistern
der göttin an die hellenotamien gezahlt. die posten sind zum teile sehr
niedrig, dann wird aber fast täglich der schatz in anspruch genommen.2)

1) Die richtige auffassung der diobelie hat mir zuerst vor jahren ein schüler,
J. Christ, derselbe der zuerst die tributlisten richtig auf die hellenotamien bezogen
hat, als thesis mitgeteilt und die inschriften richtig verwertet.
2) 189a am 13, 17, 18, 19, 22, 23, 24, 26, 30, 36 tage der prytanie. manchmal
gibt es freilich nur 12 drachmen. es wird offenbar jeder tropfen, der in den schatz
einströmt (aus weihungen, opfergefällen und ἐπιδέκατα) sofort ausgeschöpft: wenn
der kleine schatz der Athena Nike einmal auch etwas hat (am 13, 17, 30 und, wie
man sicher ergänzen kann, 36 tage), so wird aus beiden schätzen entliehen. der
name der göttin steht hier im dativ, wie man dem zeugnisse Waddingtons glauben
muſs, obwol Fröhner mehrfach anderes angibt (CIA IV p. 35). der genetiv, den man
erwartet, steht 188. der dativ dagegen dürfte auf dem bruchstück 190 gestanden
haben, und zwar in einer überschrift, wie die gröſseren buchstaben zeigen. Ἀϑε-
ναί]αι Πολιά[δι ist gewiſs probabler als Kirchhoffs Ἀϑηναίας Νίκης κ]αὶ Πολιά[δος.
wie dem auch sei: daſs das geld für die göttin verausgabt wäre, ist gar nicht aus-
zudenken, und wer gab es denn? etwa die Parthenos der Nike? nicht sachlich son-
dern nur formell können sich die vermerke unterscheiden; die grammatische erklärung
wird nur ein stein geben, der die formel vollständig liefert. inhaltlich müssen wir
das unklare nach dem klaren beurteilen. so mit recht Beloch Rh. M. 39, 242, der
im übrigen die sache nicht gefördert hat.
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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. [212]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/222>, abgerufen am 24.11.2024.