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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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II. 5. Die könige von Athen.
rechnung verschiebt. ich fürchte nur, dass dialektik hier nicht weiter
hilft: aber die fixirung irgend einer person der reihe kann das ganze
feststellen; das ist mir leider nicht gelungen.

Ion und
seine söhne.
Einen ganz anderen charakter als die einzelfiguren der alten my-
thischen könige und die königsliste der chronik hat die genealogie
Apollon-Ion-Geleon 18) Hoples 19) Argadeus Aigikores, die ersten vier
phylenkönige. 20) die vier namen sind als singulare und personen so
erbärmlich erfunden wie etwa aus den Eikades, die an der eikas ein
festmal halten, der heros Eikadeus. und wenn einmal Aigeus sohn des
Aigikores heisst, um des anklanges der namen willen, und eine tochter

18) Euripides (Ion 1579) und Apollonios der Rhodier (1, 95) schreiben Teleon,
und wenigstens bei diesem kann es kaum ein schreibfehler sein. auch bei Pollux
8, 109 steht es. so ist es wol eine bereits absichtlich tous en telei hineintragende
änderung. aber dann mussten die Geleonten schon recht obscur geworden sein.
sonst ist Geleon als vater des Butes, zumal seine gattin tochter des Eridanos ist
(Comment. grammat. II 12), immer noch die beste dieser figuren. die Butaden sind
Geleonten gewesen und sind städtischer adel; weiter liegt nichts darin.
19) opletes os gumnetes. es ist das gegenteil aller methode, von dem namen
des herrn Oples auszugehn, dies angebliche hypokoristikon zu einem vollnamen nach
belieben zu machen und dann aus diesem weitere schlüsse zu ziehn.
20) Herodot setzt die genetive Argadeos und Aigikoreo neben einander und
diese form gibt auch das Demosthenesscholion 24, 18. die bildung auf -eus greift
in der alten zeit sehr weit; nur damals ist sie auch hypokoristisch. Tetrapoles
Tritopatres Eikades, die phratrien Duales Philies, die ephesischen phylen Boreis,
Epheseis sind am ehesten vergleichbar. die weiterbildung von gentilicia, aedonideus,
lukideus u. s. w. (Aristoph. Byz. 114 N.), und spielend danach gebildete Maiadeus,
(der kleine Hermes), Khairides bombaulioi bei Aristophanes, Aiakideus (gewiss auch
singulär, Philoxenos im EM. s. v.), können hier nichts helfen. Argadeus mit Argos zu
verbinden verwehrt die grammatik: wo käme denn das a her? ich könnte mehr geben,
aber dies dürfte genügen, um die versuche, aus diesen namen capital zu schlagen, so
lange auf sich beruhen zu lassen, wie sie mit nichts weiterem als den namen ope-
riren. dafür will ich das so viel besprochene basileus in diese reihe stellen. in ihm
ist der singular offenbar abusiv, die basilees sind so gut wie die Philies und Ikaries
das ursprüngliche. angestammte könige, wie die der Spartiaten, sind keine basileis
sondern arkhagetai, erst aus der ionischen panhellenischen sprache nehmen sie den
fremden titel an. abgeleitet ist das wort von basile, und basilidai steht daneben
(so auch wider den Regius A bei Platon Kritias 116c zu schreiben); dieses wort
steht vereinzelt in der griechischen sprache, genauer der ionischen, stammend aus
einer der mundarten, die in sie aufgegangen sind. es kann also aus dem grie-
chischen nicht erklärt werden, und eine gleichsetzung mit irgend einem ganz fremden
wird niemals seine wirkliche bedeutung erklären. das dagegen lehrt das griechische,
dass die basilees keine monarchen mehr waren, und der einzelne basileus nur
primus inter pares, wie Odysseus in Ithaka. es ist sehr bezeichnend, dass Zeus
basileus sowol als anrufung wie als cultname nicht alt ist.

II. 5. Die könige von Athen.
rechnung verschiebt. ich fürchte nur, daſs dialektik hier nicht weiter
hilft: aber die fixirung irgend einer person der reihe kann das ganze
feststellen; das ist mir leider nicht gelungen.

Ion und
seine söhne.
Einen ganz anderen charakter als die einzelfiguren der alten my-
thischen könige und die königsliste der chronik hat die genealogie
Apollon-Ion-Geleon 18) Hoples 19) Argadeus Aigikores, die ersten vier
phylenkönige. 20) die vier namen sind als singulare und personen so
erbärmlich erfunden wie etwa aus den Εἰκαδῆς, die an der εἰκάς ein
festmal halten, der heros Εἰκαδεύς. und wenn einmal Aigeus sohn des
Aigikores heiſst, um des anklanges der namen willen, und eine tochter

18) Euripides (Ion 1579) und Apollonios der Rhodier (1, 95) schreiben Τελέων,
und wenigstens bei diesem kann es kaum ein schreibfehler sein. auch bei Pollux
8, 109 steht es. so ist es wol eine bereits absichtlich τοὺς ἐν τέλει hineintragende
änderung. aber dann muſsten die Geleonten schon recht obscur geworden sein.
sonst ist Geleon als vater des Butes, zumal seine gattin tochter des Eridanos ist
(Comment. grammat. II 12), immer noch die beste dieser figuren. die Butaden sind
Geleonten gewesen und sind städtischer adel; weiter liegt nichts darin.
19) ὁπλῆτες ὡς γυμνῆτες. es ist das gegenteil aller methode, von dem namen
des herrn Ὅπλης auszugehn, dies angebliche hypokoristikon zu einem vollnamen nach
belieben zu machen und dann aus diesem weitere schlüsse zu ziehn.
20) Herodot setzt die genetive Ἀϱγαδέος und Αἰγικόϱεω neben einander und
diese form gibt auch das Demosthenesscholion 24, 18. die bildung auf -ευς greift
in der alten zeit sehr weit; nur damals ist sie auch hypokoristisch. Τετϱαπολῆς
Τϱιτοπατϱῆς Εἰκαδῆς, die phratrien Δυαλῆς Φιλιῆς, die ephesischen phylen Βωϱεῖς,
Ἐφεσεῖς sind am ehesten vergleichbar. die weiterbildung von gentilicia, ἀηδονιδεύς,
λυκιδεύς u. s. w. (Aristoph. Byz. 114 N.), und spielend danach gebildete Μαιαδεύς,
(der kleine Hermes), Χαιϱιδῆς βομβαύλιοι bei Aristophanes, Αἰακιδεύς (gewiſs auch
singulär, Philoxenos im EM. s. v.), können hier nichts helfen. Ἀϱγαδεύς mit Argos zu
verbinden verwehrt die grammatik: wo käme denn das a her? ich könnte mehr geben,
aber dies dürfte genügen, um die versuche, aus diesen namen capital zu schlagen, so
lange auf sich beruhen zu lassen, wie sie mit nichts weiterem als den namen ope-
riren. dafür will ich das so viel besprochene βασιλεύς in diese reihe stellen. in ihm
ist der singular offenbar abusiv, die βασιλῆες sind so gut wie die Φιλιῆς und Ἰκαϱιῆς
das ursprüngliche. angestammte könige, wie die der Spartiaten, sind keine βασιλεῖς
sondern ἀϱχαγέται, erst aus der ionischen panhellenischen sprache nehmen sie den
fremden titel an. abgeleitet ist das wort von βασίλη, und βασιλίδαι steht daneben
(so auch wider den Regius A bei Platon Kritias 116c zu schreiben); dieses wort
steht vereinzelt in der griechischen sprache, genauer der ionischen, stammend aus
einer der mundarten, die in sie aufgegangen sind. es kann also aus dem grie-
chischen nicht erklärt werden, und eine gleichsetzung mit irgend einem ganz fremden
wird niemals seine wirkliche bedeutung erklären. das dagegen lehrt das griechische,
daſs die βασιλῆες keine monarchen mehr waren, und der einzelne βασιλεύς nur
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[136/0146] II. 5. Die könige von Athen. rechnung verschiebt. ich fürchte nur, daſs dialektik hier nicht weiter hilft: aber die fixirung irgend einer person der reihe kann das ganze feststellen; das ist mir leider nicht gelungen. Einen ganz anderen charakter als die einzelfiguren der alten my- thischen könige und die königsliste der chronik hat die genealogie Apollon-Ion-Geleon 18) Hoples 19) Argadeus Aigikores, die ersten vier phylenkönige. 20) die vier namen sind als singulare und personen so erbärmlich erfunden wie etwa aus den Εἰκαδῆς, die an der εἰκάς ein festmal halten, der heros Εἰκαδεύς. und wenn einmal Aigeus sohn des Aigikores heiſst, um des anklanges der namen willen, und eine tochter Ion und seine söhne. 18) Euripides (Ion 1579) und Apollonios der Rhodier (1, 95) schreiben Τελέων, und wenigstens bei diesem kann es kaum ein schreibfehler sein. auch bei Pollux 8, 109 steht es. so ist es wol eine bereits absichtlich τοὺς ἐν τέλει hineintragende änderung. aber dann muſsten die Geleonten schon recht obscur geworden sein. sonst ist Geleon als vater des Butes, zumal seine gattin tochter des Eridanos ist (Comment. grammat. II 12), immer noch die beste dieser figuren. die Butaden sind Geleonten gewesen und sind städtischer adel; weiter liegt nichts darin. 19) ὁπλῆτες ὡς γυμνῆτες. es ist das gegenteil aller methode, von dem namen des herrn Ὅπλης auszugehn, dies angebliche hypokoristikon zu einem vollnamen nach belieben zu machen und dann aus diesem weitere schlüsse zu ziehn. 20) Herodot setzt die genetive Ἀϱγαδέος und Αἰγικόϱεω neben einander und diese form gibt auch das Demosthenesscholion 24, 18. die bildung auf -ευς greift in der alten zeit sehr weit; nur damals ist sie auch hypokoristisch. Τετϱαπολῆς Τϱιτοπατϱῆς Εἰκαδῆς, die phratrien Δυαλῆς Φιλιῆς, die ephesischen phylen Βωϱεῖς, Ἐφεσεῖς sind am ehesten vergleichbar. die weiterbildung von gentilicia, ἀηδονιδεύς, λυκιδεύς u. s. w. (Aristoph. Byz. 114 N.), und spielend danach gebildete Μαιαδεύς, (der kleine Hermes), Χαιϱιδῆς βομβαύλιοι bei Aristophanes, Αἰακιδεύς (gewiſs auch singulär, Philoxenos im EM. s. v.), können hier nichts helfen. Ἀϱγαδεύς mit Argos zu verbinden verwehrt die grammatik: wo käme denn das a her? ich könnte mehr geben, aber dies dürfte genügen, um die versuche, aus diesen namen capital zu schlagen, so lange auf sich beruhen zu lassen, wie sie mit nichts weiterem als den namen ope- riren. dafür will ich das so viel besprochene βασιλεύς in diese reihe stellen. in ihm ist der singular offenbar abusiv, die βασιλῆες sind so gut wie die Φιλιῆς und Ἰκαϱιῆς das ursprüngliche. angestammte könige, wie die der Spartiaten, sind keine βασιλεῖς sondern ἀϱχαγέται, erst aus der ionischen panhellenischen sprache nehmen sie den fremden titel an. abgeleitet ist das wort von βασίλη, und βασιλίδαι steht daneben (so auch wider den Regius A bei Platon Kritias 116c zu schreiben); dieses wort steht vereinzelt in der griechischen sprache, genauer der ionischen, stammend aus einer der mundarten, die in sie aufgegangen sind. es kann also aus dem grie- chischen nicht erklärt werden, und eine gleichsetzung mit irgend einem ganz fremden wird niemals seine wirkliche bedeutung erklären. das dagegen lehrt das griechische, daſs die βασιλῆες keine monarchen mehr waren, und der einzelne βασιλεύς nur primus inter pares, wie Odysseus in Ithaka. es ist sehr bezeichnend, daſs Ζεὺς βασιλεύς sowol als anrufung wie als cultname nicht alt ist.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/146>, abgerufen am 24.11.2024.