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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.

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Verhältnis zu Ephoros.
Aristoteles stehn zu ihr wie die sammler und redactoren, die die un-
endliche fülle der alten epen seit dem sechsten jahrhundert umformend
erhalten, Ephoros wie der letzte bearbeiter der Odyssee oder der der
Eoeen, Aristoteles wie der sammler des kuklos, wenn es einen gegeben
haben sollte.

Doch diese namentlich für die methode unserer geschichtlichen for-
schung fundamental wichtigen gedanken fordern eine gesonderte betrach-
tung, der im nächsten buche ein eigener abschnitt gewidmet ist. hier kam
es darauf an, zu zeigen, dass das altertum die Politie gemäss dem werte,
den das büchlein wirklich hat, so lange geschätzt hat, als es noch seine
andern schätze zu nutzen wusste. erst als der wissenschaftliche sinn
abstirbt, haben der geringe umfang und daneben der hochberühmte ver-
fassername zusammengewirkt, ihm eine geltung zu verschaffen, die uns
verleiten musste, mehr zu erwarten, als nicht nur geleistet ist, sondern
auch als Aristoteles wollte und konnte.



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Verhältnis zu Ephoros.
Aristoteles stehn zu ihr wie die sammler und redactoren, die die un-
endliche fülle der alten epen seit dem sechsten jahrhundert umformend
erhalten, Ephoros wie der letzte bearbeiter der Odyssee oder der der
Eoeen, Aristoteles wie der sammler des κύκλος, wenn es einen gegeben
haben sollte.

Doch diese namentlich für die methode unserer geschichtlichen for-
schung fundamental wichtigen gedanken fordern eine gesonderte betrach-
tung, der im nächsten buche ein eigener abschnitt gewidmet ist. hier kam
es darauf an, zu zeigen, daſs das altertum die Politie gemäſs dem werte,
den das büchlein wirklich hat, so lange geschätzt hat, als es noch seine
andern schätze zu nutzen wuſste. erst als der wissenschaftliche sinn
abstirbt, haben der geringe umfang und daneben der hochberühmte ver-
fassername zusammengewirkt, ihm eine geltung zu verschaffen, die uns
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auch als Aristoteles wollte und konnte.



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[307/0321] Verhältnis zu Ephoros. Aristoteles stehn zu ihr wie die sammler und redactoren, die die un- endliche fülle der alten epen seit dem sechsten jahrhundert umformend erhalten, Ephoros wie der letzte bearbeiter der Odyssee oder der der Eoeen, Aristoteles wie der sammler des κύκλος, wenn es einen gegeben haben sollte. Doch diese namentlich für die methode unserer geschichtlichen for- schung fundamental wichtigen gedanken fordern eine gesonderte betrach- tung, der im nächsten buche ein eigener abschnitt gewidmet ist. hier kam es darauf an, zu zeigen, daſs das altertum die Politie gemäſs dem werte, den das büchlein wirklich hat, so lange geschätzt hat, als es noch seine andern schätze zu nutzen wuſste. erst als der wissenschaftliche sinn abstirbt, haben der geringe umfang und daneben der hochberühmte ver- fassername zusammengewirkt, ihm eine geltung zu verschaffen, die uns verleiten muſste, mehr zu erwarten, als nicht nur geleistet ist, sondern auch als Aristoteles wollte und konnte. 20*

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/321>, abgerufen am 24.11.2024.