Aristoteles stehn zu ihr wie die sammler und redactoren, die die un- endliche fülle der alten epen seit dem sechsten jahrhundert umformend erhalten, Ephoros wie der letzte bearbeiter der Odyssee oder der der Eoeen, Aristoteles wie der sammler des kuklos, wenn es einen gegeben haben sollte.
Doch diese namentlich für die methode unserer geschichtlichen for- schung fundamental wichtigen gedanken fordern eine gesonderte betrach- tung, der im nächsten buche ein eigener abschnitt gewidmet ist. hier kam es darauf an, zu zeigen, dass das altertum die Politie gemäss dem werte, den das büchlein wirklich hat, so lange geschätzt hat, als es noch seine andern schätze zu nutzen wusste. erst als der wissenschaftliche sinn abstirbt, haben der geringe umfang und daneben der hochberühmte ver- fassername zusammengewirkt, ihm eine geltung zu verschaffen, die uns verleiten musste, mehr zu erwarten, als nicht nur geleistet ist, sondern auch als Aristoteles wollte und konnte.
20*
Verhältnis zu Ephoros.
Aristoteles stehn zu ihr wie die sammler und redactoren, die die un- endliche fülle der alten epen seit dem sechsten jahrhundert umformend erhalten, Ephoros wie der letzte bearbeiter der Odyssee oder der der Eoeen, Aristoteles wie der sammler des κύκλος, wenn es einen gegeben haben sollte.
Doch diese namentlich für die methode unserer geschichtlichen for- schung fundamental wichtigen gedanken fordern eine gesonderte betrach- tung, der im nächsten buche ein eigener abschnitt gewidmet ist. hier kam es darauf an, zu zeigen, daſs das altertum die Politie gemäſs dem werte, den das büchlein wirklich hat, so lange geschätzt hat, als es noch seine andern schätze zu nutzen wuſste. erst als der wissenschaftliche sinn abstirbt, haben der geringe umfang und daneben der hochberühmte ver- fassername zusammengewirkt, ihm eine geltung zu verschaffen, die uns verleiten muſste, mehr zu erwarten, als nicht nur geleistet ist, sondern auch als Aristoteles wollte und konnte.
20*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0321"n="307"/><fwplace="top"type="header">Verhältnis zu Ephoros.</fw><lb/>
Aristoteles stehn zu ihr wie die sammler und redactoren, die die un-<lb/>
endliche fülle der alten epen seit dem sechsten jahrhundert umformend<lb/>
erhalten, Ephoros wie der letzte bearbeiter der Odyssee oder der der<lb/>
Eoeen, Aristoteles wie der sammler des κύκλος, wenn es einen gegeben<lb/>
haben sollte.</p><lb/><p>Doch diese namentlich für die methode unserer geschichtlichen for-<lb/>
schung fundamental wichtigen gedanken fordern eine gesonderte betrach-<lb/>
tung, der im nächsten buche ein eigener abschnitt gewidmet ist. hier kam<lb/>
es darauf an, zu zeigen, daſs das altertum die Politie gemäſs dem werte,<lb/>
den das büchlein wirklich hat, so lange geschätzt hat, als es noch seine<lb/>
andern schätze zu nutzen wuſste. erst als der wissenschaftliche sinn<lb/>
abstirbt, haben der geringe umfang und daneben der hochberühmte ver-<lb/>
fassername zusammengewirkt, ihm eine geltung zu verschaffen, die uns<lb/>
verleiten muſste, mehr zu erwarten, als nicht nur geleistet ist, sondern<lb/>
auch als Aristoteles wollte und konnte.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig">20*</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[307/0321]
Verhältnis zu Ephoros.
Aristoteles stehn zu ihr wie die sammler und redactoren, die die un-
endliche fülle der alten epen seit dem sechsten jahrhundert umformend
erhalten, Ephoros wie der letzte bearbeiter der Odyssee oder der der
Eoeen, Aristoteles wie der sammler des κύκλος, wenn es einen gegeben
haben sollte.
Doch diese namentlich für die methode unserer geschichtlichen for-
schung fundamental wichtigen gedanken fordern eine gesonderte betrach-
tung, der im nächsten buche ein eigener abschnitt gewidmet ist. hier kam
es darauf an, zu zeigen, daſs das altertum die Politie gemäſs dem werte,
den das büchlein wirklich hat, so lange geschätzt hat, als es noch seine
andern schätze zu nutzen wuſste. erst als der wissenschaftliche sinn
abstirbt, haben der geringe umfang und daneben der hochberühmte ver-
fassername zusammengewirkt, ihm eine geltung zu verschaffen, die uns
verleiten muſste, mehr zu erwarten, als nicht nur geleistet ist, sondern
auch als Aristoteles wollte und konnte.
20*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/321>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.