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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.

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Die erwerbung von Salamis. das strategem des Peisistratos.
aber dem der Salamis erwarb fiel die tyrannis zu. was den Aristoteles
angeht, so ist sein periphanos lerousi etwas übereilt. Peisistratos ist
wirklich stratege im megarischen kriege um Salamis gewesen, und wes-
halb Solon den vierzig jahre jüngeren Peisistratos nicht hätte lieben
können, wie Euripides den Agathon oder Platon den 'Aster' oder, um
in minder reine regionen hinabzusteigen, Anakreon den Bathyllos, ist auch
nicht abzusehen.

Über die erzählung von der dreimaligen tyrannis des PeisistratosDas
strategem
des Peisistratos.

ist schon bei verschiedenen gelegenheiten gehandelt. sie verarbeitet
Herodotos mit einer anderen an wertvollen daten reichen überlieferung,
und die archontennamen lassen an der chronik keinen zweifel. es steht
aber noch eine hübsche anekdote darin, wie Peisistratos das volk ent-
waffnet (15, 4). dieselbe findet sich wesentlich gleich bei Polyaen (I
21, 2). nur das heiligtum ist verschieden, in dem die musterung statt-
findet, die dem tyrannen die waffen in die hände spielt. bei Polyaen
ist es das Anakeion, bei Aristoteles das Theseion. 17) dem entspricht es,
dass die waffen bei diesem in die gebäude in der nähe des Theseions
gebracht werden, bei Polyaen in das Agraulion. gemeinsam aber ist
beiden, dass Peisistratos das volk auffordert, ihm hinauf bis an das
äussere burgtor zu folgen, um seine ansprache besser zu vernehmen.
dieser zug ist topographisch von belang. sie gehn offenbar auf den
grossen platz, der schon aus rücksicht auf die verteidigung vor der
mündung der 'neun pforten' frei sein musste 18); dass die alte burg sich
in der einsattelung zwischen burg und Areshügel öffnete, entsprechend
dem terrain und dem gange der feststrassen und der lage der alten
regierungsgebäude bestätigt sich wieder, wie immer. sonst sind beide
localisirungen an sich möglich. das heiligtum der Anakes, noch später
der appellplatz für die reiterei 19), war für eine musterung vorzüglich

sein gedächtnis war durch das grab erhalten, das Herodot erwähnt. auch Kleobis
und Biton hatten in Delphi statuen, und ihre geschichte, die auch einen zug aus
der sage von Trophonios und Agamedes enthält, stammt wol aus Delphi, oder ist
von dort doch dem Herodot zugekommen. so lernt man, dass er die grosse rede
Solons selbst frei componirt hat.
17) Der bestimmten erklärung derer die den papyrus gesehen haben, dass in
ihm p. 6, 3 am zeilenende hinter toi (das ich bei hellem lichte oft im facsimile
gelesen habe) leerer raum sei, muss ich mich fügen. und wenn das richtig ist, muss
ich die zeichen am anfange der folgenden zeile thes statt nak lesen, was ich nie
für unmöglich gehalten habe.
18) Vgl. Herm. 26, 238 über das Amphion vor dem inneren tore der Kadmeia.
19) Andok. I 45, Thuk. VIII 93. ein volksbeschluss zu gunsten der einnahmen

Die erwerbung von Salamis. das strategem des Peisistratos.
aber dem der Salamis erwarb fiel die tyrannis zu. was den Aristoteles
angeht, so ist sein πεϱιφανῶς ληϱοῦσι etwas übereilt. Peisistratos ist
wirklich stratege im megarischen kriege um Salamis gewesen, und wes-
halb Solon den vierzig jahre jüngeren Peisistratos nicht hätte lieben
können, wie Euripides den Agathon oder Platon den ‘Aster’ oder, um
in minder reine regionen hinabzusteigen, Anakreon den Bathyllos, ist auch
nicht abzusehen.

Über die erzählung von der dreimaligen tyrannis des PeisistratosDas
strategem
des Peisistratos.

ist schon bei verschiedenen gelegenheiten gehandelt. sie verarbeitet
Herodotos mit einer anderen an wertvollen daten reichen überlieferung,
und die archontennamen lassen an der chronik keinen zweifel. es steht
aber noch eine hübsche anekdote darin, wie Peisistratos das volk ent-
waffnet (15, 4). dieselbe findet sich wesentlich gleich bei Polyaen (I
21, 2). nur das heiligtum ist verschieden, in dem die musterung statt-
findet, die dem tyrannen die waffen in die hände spielt. bei Polyaen
ist es das Anakeion, bei Aristoteles das Theseion. 17) dem entspricht es,
daſs die waffen bei diesem in die gebäude in der nähe des Theseions
gebracht werden, bei Polyaen in das Agraulion. gemeinsam aber ist
beiden, daſs Peisistratos das volk auffordert, ihm hinauf bis an das
äuſsere burgtor zu folgen, um seine ansprache besser zu vernehmen.
dieser zug ist topographisch von belang. sie gehn offenbar auf den
groſsen platz, der schon aus rücksicht auf die verteidigung vor der
mündung der ‘neun pforten’ frei sein muſste 18); daſs die alte burg sich
in der einsattelung zwischen burg und Areshügel öffnete, entsprechend
dem terrain und dem gange der feststraſsen und der lage der alten
regierungsgebäude bestätigt sich wieder, wie immer. sonst sind beide
localisirungen an sich möglich. das heiligtum der Anakes, noch später
der appellplatz für die reiterei 19), war für eine musterung vorzüglich

sein gedächtnis war durch das grab erhalten, das Herodot erwähnt. auch Kleobis
und Biton hatten in Delphi statuen, und ihre geschichte, die auch einen zug aus
der sage von Trophonios und Agamedes enthält, stammt wol aus Delphi, oder ist
von dort doch dem Herodot zugekommen. so lernt man, daſs er die groſse rede
Solons selbst frei componirt hat.
17) Der bestimmten erklärung derer die den papyrus gesehen haben, daſs in
ihm p. 6, 3 am zeilenende hinter τῶι (das ich bei hellem lichte oft im facsimile
gelesen habe) leerer raum sei, muſs ich mich fügen. und wenn das richtig ist, muſs
ich die zeichen am anfange der folgenden zeile ϑησ statt νακ lesen, was ich nie
für unmöglich gehalten habe.
18) Vgl. Herm. 26, 238 über das Ἄμφιον vor dem inneren tore der Kadmeia.
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[269/0283] Die erwerbung von Salamis. das strategem des Peisistratos. aber dem der Salamis erwarb fiel die tyrannis zu. was den Aristoteles angeht, so ist sein πεϱιφανῶς ληϱοῦσι etwas übereilt. Peisistratos ist wirklich stratege im megarischen kriege um Salamis gewesen, und wes- halb Solon den vierzig jahre jüngeren Peisistratos nicht hätte lieben können, wie Euripides den Agathon oder Platon den ‘Aster’ oder, um in minder reine regionen hinabzusteigen, Anakreon den Bathyllos, ist auch nicht abzusehen. Über die erzählung von der dreimaligen tyrannis des Peisistratos ist schon bei verschiedenen gelegenheiten gehandelt. sie verarbeitet Herodotos mit einer anderen an wertvollen daten reichen überlieferung, und die archontennamen lassen an der chronik keinen zweifel. es steht aber noch eine hübsche anekdote darin, wie Peisistratos das volk ent- waffnet (15, 4). dieselbe findet sich wesentlich gleich bei Polyaen (I 21, 2). nur das heiligtum ist verschieden, in dem die musterung statt- findet, die dem tyrannen die waffen in die hände spielt. bei Polyaen ist es das Anakeion, bei Aristoteles das Theseion. 17) dem entspricht es, daſs die waffen bei diesem in die gebäude in der nähe des Theseions gebracht werden, bei Polyaen in das Agraulion. gemeinsam aber ist beiden, daſs Peisistratos das volk auffordert, ihm hinauf bis an das äuſsere burgtor zu folgen, um seine ansprache besser zu vernehmen. dieser zug ist topographisch von belang. sie gehn offenbar auf den groſsen platz, der schon aus rücksicht auf die verteidigung vor der mündung der ‘neun pforten’ frei sein muſste 18); daſs die alte burg sich in der einsattelung zwischen burg und Areshügel öffnete, entsprechend dem terrain und dem gange der feststraſsen und der lage der alten regierungsgebäude bestätigt sich wieder, wie immer. sonst sind beide localisirungen an sich möglich. das heiligtum der Anakes, noch später der appellplatz für die reiterei 19), war für eine musterung vorzüglich 16) Das strategem des Peisistratos. 17) Der bestimmten erklärung derer die den papyrus gesehen haben, daſs in ihm p. 6, 3 am zeilenende hinter τῶι (das ich bei hellem lichte oft im facsimile gelesen habe) leerer raum sei, muſs ich mich fügen. und wenn das richtig ist, muſs ich die zeichen am anfange der folgenden zeile ϑησ statt νακ lesen, was ich nie für unmöglich gehalten habe. 18) Vgl. Herm. 26, 238 über das Ἄμφιον vor dem inneren tore der Kadmeia. 19) Andok. I 45, Thuk. VIII 93. ein volksbeschluſs zu gunsten der einnahmen 16) sein gedächtnis war durch das grab erhalten, das Herodot erwähnt. auch Kleobis und Biton hatten in Delphi statuen, und ihre geschichte, die auch einen zug aus der sage von Trophonios und Agamedes enthält, stammt wol aus Delphi, oder ist von dort doch dem Herodot zugekommen. so lernt man, daſs er die groſse rede Solons selbst frei componirt hat.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/283>, abgerufen am 22.11.2024.