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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.

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I. 8. Die Atthis.
derung seiner herrschaft, wobei als letztes exempel nachgetragen wird,
dass er einer ladung wegen mordes auf den Areopag folge leistete.
diese letzte geschichte kehrt auch in der Politik (E 11) wieder.

Am nächsten dieser erzählung steht ein capitel Aelians (V. H. 8, 16),
über dessen quelle sich nichts sagen lässt. 2) der untergeordnete scribent
verwässert seinen bericht, aber dieser ist vortrefflich. er gibt über So-
lons verhalten bei jener gelegenheit genau dasselbe an und ergänzt
die aristotelische erzählung sehr gut, indem er hinzufügt, dass Peisistratos
dem Solon nichts zu leide tat, aus respect, oder auch vielleicht weil er
vor jahren sein geliebter gewesen war. kurze zeit darauf starb Solon,
man errichtete ihm eine statue auf dem markte und begrub ihn an der
mauer rechts vom eingang in das stadttor; das grab ist vermauert. 3)

Dies alles dürfen wir so ziemlich der vorlage des Aristoteles zu-
rechnen. denn er sagt selbst, das Solon 561 hochbetagt war, kannte
sein todesjahr und weist eben damit die fabel scharf zurück, dass Peisi-
stratos zu Solon in einem liebesverhältnisse gestanden hätte (17, 2).
wir kennen das todesjahr Solons, 560/59 aus Phainias bei Plutarch,
der den archon nennt (Sol. ende): mit dem jahre haben wir die chronik
als quelle erreicht.

Ebendieselbe erschliessen wir für das letzte stück der aelianischen
erzählung, zu dem freilich bei Aristoteles keine parallele vorliegt. denn
die berufung auf zwei attische monumente, statue und grab am tor,
führt auf localattische tradition, allerdings schwerlich voraristotelische.
denn eine statue hat Solon erst von der restaurirten demokratie des
vierten jahrhunderts erhalten. 4) früher konnte man sich füglich auch

2) Ein kümmerlicher geselle, wie er ist, zerteilt Aelian seine excerpte, um
mehr 'nummern' zu bekommen; so auch hier: 8, 10 steht ein bischen über Solons
amtsjahr, 7, 19 über die erwerbung von Salamis. beides wird hierzu gehören, lehrt
jedoch nichts: haarscharfes interpretiren ist bei dem Praenestiner, der eine ihm
fremde sprache elegant schreiben will, um so weniger angebracht, als wir sein
buch nicht unverkürzt besitzen.
3) ethapsan auton demosia para tas pulas pros to teikhei en dexia eision-
ton kai periokodometo o taphos. das plusquamperfect hinter dem aorist kann
selbst Aelian nicht gesetzt haben, wenn er eine action bezeichnen wollte, die dem
thaptein ganz gleich stand oder ein begleitender umstand war. auch kann man
sich bei perioikodomein taphon nichts denken: bustum levi materia consaepire, woran
Perizonius erinnert, geht eben die brandstätte, nicht das grab an. daher meine ich
mit sicherheit periokodometai zu schreiben: so erklärt der verfasser, weshalb
niemand dort, wo er es ansetzt, von dem grabe Solons etwas weiss.
4) [Demosth.] 26, 23. sie erwähnt auch Pausanias I 16, 1, der von dem grabe,
auch dem ummauerten, nichts weiss.

I. 8. Die Atthis.
derung seiner herrschaft, wobei als letztes exempel nachgetragen wird,
daſs er einer ladung wegen mordes auf den Areopag folge leistete.
diese letzte geschichte kehrt auch in der Politik (E 11) wieder.

Am nächsten dieser erzählung steht ein capitel Aelians (V. H. 8, 16),
über dessen quelle sich nichts sagen läſst. 2) der untergeordnete scribent
verwässert seinen bericht, aber dieser ist vortrefflich. er gibt über So-
lons verhalten bei jener gelegenheit genau dasselbe an und ergänzt
die aristotelische erzählung sehr gut, indem er hinzufügt, daſs Peisistratos
dem Solon nichts zu leide tat, aus respect, oder auch vielleicht weil er
vor jahren sein geliebter gewesen war. kurze zeit darauf starb Solon,
man errichtete ihm eine statue auf dem markte und begrub ihn an der
mauer rechts vom eingang in das stadttor; das grab ist vermauert. 3)

Dies alles dürfen wir so ziemlich der vorlage des Aristoteles zu-
rechnen. denn er sagt selbst, das Solon 561 hochbetagt war, kannte
sein todesjahr und weist eben damit die fabel scharf zurück, daſs Peisi-
stratos zu Solon in einem liebesverhältnisse gestanden hätte (17, 2).
wir kennen das todesjahr Solons, 560/59 aus Phainias bei Plutarch,
der den archon nennt (Sol. ende): mit dem jahre haben wir die chronik
als quelle erreicht.

Ebendieselbe erschlieſsen wir für das letzte stück der aelianischen
erzählung, zu dem freilich bei Aristoteles keine parallele vorliegt. denn
die berufung auf zwei attische monumente, statue und grab am tor,
führt auf localattische tradition, allerdings schwerlich voraristotelische.
denn eine statue hat Solon erst von der restaurirten demokratie des
vierten jahrhunderts erhalten. 4) früher konnte man sich füglich auch

2) Ein kümmerlicher geselle, wie er ist, zerteilt Aelian seine excerpte, um
mehr ‘nummern’ zu bekommen; so auch hier: 8, 10 steht ein bischen über Solons
amtsjahr, 7, 19 über die erwerbung von Salamis. beides wird hierzu gehören, lehrt
jedoch nichts: haarscharfes interpretiren ist bei dem Praenestiner, der eine ihm
fremde sprache elegant schreiben will, um so weniger angebracht, als wir sein
buch nicht unverkürzt besitzen.
3) ἔϑαψαν αὐτὸν δημοσίᾳ παϱὰ τὰς πύλας πϱὸς τῷ τείχει ἐν δεξιᾷ εἰσιόν-
των καὶ πεϱιῳκοδόμητο ὁ τάφος. das plusquamperfect hinter dem aorist kann
selbst Aelian nicht gesetzt haben, wenn er eine action bezeichnen wollte, die dem
ϑάπτειν ganz gleich stand oder ein begleitender umstand war. auch kann man
sich bei πεϱιοικοδομεῖν τάφον nichts denken: bustum levi materia consaepire, woran
Perizonius erinnert, geht eben die brandstätte, nicht das grab an. daher meine ich
mit sicherheit πεϱιῳκοδόμηται zu schreiben: so erklärt der verfasser, weshalb
niemand dort, wo er es ansetzt, von dem grabe Solons etwas weiſs.
4) [Demosth.] 26, 23. sie erwähnt auch Pausanias I 16, 1, der von dem grabe,
auch dem ummauerten, nichts weiſs.
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[262/0276] I. 8. Die Atthis. derung seiner herrschaft, wobei als letztes exempel nachgetragen wird, daſs er einer ladung wegen mordes auf den Areopag folge leistete. diese letzte geschichte kehrt auch in der Politik (E 11) wieder. Am nächsten dieser erzählung steht ein capitel Aelians (V. H. 8, 16), über dessen quelle sich nichts sagen läſst. 2) der untergeordnete scribent verwässert seinen bericht, aber dieser ist vortrefflich. er gibt über So- lons verhalten bei jener gelegenheit genau dasselbe an und ergänzt die aristotelische erzählung sehr gut, indem er hinzufügt, daſs Peisistratos dem Solon nichts zu leide tat, aus respect, oder auch vielleicht weil er vor jahren sein geliebter gewesen war. kurze zeit darauf starb Solon, man errichtete ihm eine statue auf dem markte und begrub ihn an der mauer rechts vom eingang in das stadttor; das grab ist vermauert. 3) Dies alles dürfen wir so ziemlich der vorlage des Aristoteles zu- rechnen. denn er sagt selbst, das Solon 561 hochbetagt war, kannte sein todesjahr und weist eben damit die fabel scharf zurück, daſs Peisi- stratos zu Solon in einem liebesverhältnisse gestanden hätte (17, 2). wir kennen das todesjahr Solons, 560/59 aus Phainias bei Plutarch, der den archon nennt (Sol. ende): mit dem jahre haben wir die chronik als quelle erreicht. Ebendieselbe erschlieſsen wir für das letzte stück der aelianischen erzählung, zu dem freilich bei Aristoteles keine parallele vorliegt. denn die berufung auf zwei attische monumente, statue und grab am tor, führt auf localattische tradition, allerdings schwerlich voraristotelische. denn eine statue hat Solon erst von der restaurirten demokratie des vierten jahrhunderts erhalten. 4) früher konnte man sich füglich auch 2) Ein kümmerlicher geselle, wie er ist, zerteilt Aelian seine excerpte, um mehr ‘nummern’ zu bekommen; so auch hier: 8, 10 steht ein bischen über Solons amtsjahr, 7, 19 über die erwerbung von Salamis. beides wird hierzu gehören, lehrt jedoch nichts: haarscharfes interpretiren ist bei dem Praenestiner, der eine ihm fremde sprache elegant schreiben will, um so weniger angebracht, als wir sein buch nicht unverkürzt besitzen. 3) ἔϑαψαν αὐτὸν δημοσίᾳ παϱὰ τὰς πύλας πϱὸς τῷ τείχει ἐν δεξιᾷ εἰσιόν- των καὶ πεϱιῳκοδόμητο ὁ τάφος. das plusquamperfect hinter dem aorist kann selbst Aelian nicht gesetzt haben, wenn er eine action bezeichnen wollte, die dem ϑάπτειν ganz gleich stand oder ein begleitender umstand war. auch kann man sich bei πεϱιοικοδομεῖν τάφον nichts denken: bustum levi materia consaepire, woran Perizonius erinnert, geht eben die brandstätte, nicht das grab an. daher meine ich mit sicherheit πεϱιῳκοδόμηται zu schreiben: so erklärt der verfasser, weshalb niemand dort, wo er es ansetzt, von dem grabe Solons etwas weiſs. 4) [Demosth.] 26, 23. sie erwähnt auch Pausanias I 16, 1, der von dem grabe, auch dem ummauerten, nichts weiſs.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/276>, abgerufen am 25.11.2024.