Wienbarg, Ludolf: Soll die plattdeutsche Sprache gepflegt oder ausgerottet werden? Gegen Ersteres und für Letzteres. Hamburg, 1834.ist hier der beste, er bringt bald ein unterhaltendes Buch (kurze und erbauliche Geschichten, keine langweilige faselnde), bald einen interessanten Gegenstand zur Erzählung mit, eine Anekdote aus der Zeitgeschichte, oder meinentwegen einen Fall aus der Nachbarschaft, dem Dorfe mit, der, wie er versichert, sich im Plattdeutschen nicht ausnimmt. Für die ganze Komüne ist er wirksam durch Einführung periodischer Blätter, Zeitungen, auf gemeinschaftliche Kosten zu halten und regelmäßig in Versammlung der Männer vorzulesen, allenfalls durch ältere, der Konfirmation entgegengehende Knaben, als beneidete und ehrenvolle Belohnung ihrer Fortschritt im Lesen und Sprechen des Hochdeutschen. Ich deute nur an, aber ich komme mir vor, ich wüßte es auch auszuführen als Schullehrer auf dem Lande, und Tausende besser als ich. So viel ist gewiß, wäre ich Schullehrer, so würde ich für's Erste nur ein Ziel kennen: mein Dorf zu verhochdeutschen. Leeres Stroh würde ich glauben zu dreschen, so lange nicht die Garbe der hochdeutschen Sprache und Bildung mir auf dem freien Felde wächst. Eine Bürgerkrone würde ich glauben verdient zu haben, wenn man mir im Alter nachrühmte: er hat diesen Flecken, sein Dorf, das sonst so dunkle, dumpfe, plattdeutsche Nest, mit der Kette der Civilisation in Kontakt gesetzt durch Ausrottung der plattdeutschen und Einführung der Bildungssprache Deutschlands. Von demselben Verfasser sind bei uns erschienen:
Gedruckt in Conrad Müller's Buchdruckerei (Bohnenstraße No. 26). ist hier der beste, er bringt bald ein unterhaltendes Buch (kurze und erbauliche Geschichten, keine langweilige faselnde), bald einen interessanten Gegenstand zur Erzählung mit, eine Anekdote aus der Zeitgeschichte, oder meinentwegen einen Fall aus der Nachbarschaft, dem Dorfe mit, der, wie er versichert, sich im Plattdeutschen nicht ausnimmt. Für die ganze Komüne ist er wirksam durch Einführung periodischer Blätter, Zeitungen, auf gemeinschaftliche Kosten zu halten und regelmäßig in Versammlung der Männer vorzulesen, allenfalls durch ältere, der Konfirmation entgegengehende Knaben, als beneidete und ehrenvolle Belohnung ihrer Fortschritt im Lesen und Sprechen des Hochdeutschen. Ich deute nur an, aber ich komme mir vor, ich wüßte es auch auszuführen als Schullehrer auf dem Lande, und Tausende besser als ich. So viel ist gewiß, wäre ich Schullehrer, so würde ich für’s Erste nur ein Ziel kennen: mein Dorf zu verhochdeutschen. Leeres Stroh würde ich glauben zu dreschen, so lange nicht die Garbe der hochdeutschen Sprache und Bildung mir auf dem freien Felde wächst. Eine Bürgerkrone würde ich glauben verdient zu haben, wenn man mir im Alter nachrühmte: er hat diesen Flecken, sein Dorf, das sonst so dunkle, dumpfe, plattdeutsche Nest, mit der Kette der Civilisation in Kontakt gesetzt durch Ausrottung der plattdeutschen und Einführung der Bildungssprache Deutschlands. Von demselben Verfasser sind bei uns erschienen:
Gedruckt in Conrad Müller’s Buchdruckerei (Bohnenstraße No. 26). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044" n="44"/> ist hier der beste, er bringt bald ein unterhaltendes Buch (kurze und erbauliche Geschichten, keine langweilige faselnde), bald einen interessanten Gegenstand zur Erzählung mit, eine Anekdote aus der Zeitgeschichte, oder meinentwegen einen Fall aus der Nachbarschaft, dem Dorfe mit, der, wie er versichert, sich im Plattdeutschen nicht ausnimmt. <hi rendition="#g">Für die ganze Komüne</hi> ist er wirksam durch Einführung periodischer Blätter, Zeitungen, auf gemeinschaftliche Kosten zu halten und regelmäßig in Versammlung der Männer vorzulesen, allenfalls durch ältere, der Konfirmation entgegengehende Knaben, <hi rendition="#g">als beneidete und ehrenvolle Belohnung</hi> ihrer Fortschritt im Lesen und Sprechen des Hochdeutschen.</p> <p>Ich deute nur an, aber ich komme mir vor, ich wüßte es auch auszuführen als Schullehrer auf dem Lande, und Tausende besser als ich.</p> <p>So viel ist gewiß, wäre ich Schullehrer, so würde ich für’s Erste nur ein Ziel kennen: mein Dorf zu verhochdeutschen.</p> <p>Leeres Stroh würde ich glauben zu dreschen, so lange nicht die Garbe der hochdeutschen Sprache und Bildung mir auf dem freien Felde wächst.</p> <p>Eine Bürgerkrone würde ich glauben verdient zu haben, wenn man mir im Alter nachrühmte: er hat diesen Flecken, sein Dorf, das sonst so dunkle, dumpfe, plattdeutsche Nest, mit der Kette der Civilisation in Kontakt gesetzt durch Ausrottung der plattdeutschen und Einführung der Bildungssprache Deutschlands.</p> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="advertisement" n="1"> <p>Von demselben Verfasser sind bei uns erschienen:</p> <table> <row> <cell>Wienbarg,</cell> <cell><hi rendition="#aq">Dr.</hi> L.,</cell> <cell>Holland in den Jahren 1831 und 32, 2 Bde. 8, 833-34. 2 Thlr. 16 Gr.</cell> </row> <row> <cell>–</cell> <cell>–</cell> <cell>Jason. Episches Gedicht nach Pindar. Uebersetzt, bevorredet und erläutert; mit einem Zueignungsgedicht an Jason Sabalkansky. 8. 830. 4 Gr.</cell> </row> <row> <cell>–</cell> <cell>–</cell> <cell>Paganini’s Leben und Charakter nach Schottky. Mit Paganini’s Bilniß. gr. 8. 830. 12 Gr.</cell> </row> <row> <cell cols="3"> <hi rendition="#c">Unter der Presse befindet sich:</hi> </cell> </row> <row> <cell>–</cell> <cell>–</cell> <cell>ästhetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. 8.</cell> </row> </table> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="imprint"> <p rendition="#c">Gedruckt in <hi rendition="#g">Conrad Müller’s</hi> Buchdruckerei (Bohnenstraße No. 26).</p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0044]
ist hier der beste, er bringt bald ein unterhaltendes Buch (kurze und erbauliche Geschichten, keine langweilige faselnde), bald einen interessanten Gegenstand zur Erzählung mit, eine Anekdote aus der Zeitgeschichte, oder meinentwegen einen Fall aus der Nachbarschaft, dem Dorfe mit, der, wie er versichert, sich im Plattdeutschen nicht ausnimmt. Für die ganze Komüne ist er wirksam durch Einführung periodischer Blätter, Zeitungen, auf gemeinschaftliche Kosten zu halten und regelmäßig in Versammlung der Männer vorzulesen, allenfalls durch ältere, der Konfirmation entgegengehende Knaben, als beneidete und ehrenvolle Belohnung ihrer Fortschritt im Lesen und Sprechen des Hochdeutschen.
Ich deute nur an, aber ich komme mir vor, ich wüßte es auch auszuführen als Schullehrer auf dem Lande, und Tausende besser als ich.
So viel ist gewiß, wäre ich Schullehrer, so würde ich für’s Erste nur ein Ziel kennen: mein Dorf zu verhochdeutschen.
Leeres Stroh würde ich glauben zu dreschen, so lange nicht die Garbe der hochdeutschen Sprache und Bildung mir auf dem freien Felde wächst.
Eine Bürgerkrone würde ich glauben verdient zu haben, wenn man mir im Alter nachrühmte: er hat diesen Flecken, sein Dorf, das sonst so dunkle, dumpfe, plattdeutsche Nest, mit der Kette der Civilisation in Kontakt gesetzt durch Ausrottung der plattdeutschen und Einführung der Bildungssprache Deutschlands.
Von demselben Verfasser sind bei uns erschienen:
Wienbarg, Dr. L., Holland in den Jahren 1831 und 32, 2 Bde. 8, 833-34. 2 Thlr. 16 Gr.
– – Jason. Episches Gedicht nach Pindar. Uebersetzt, bevorredet und erläutert; mit einem Zueignungsgedicht an Jason Sabalkansky. 8. 830. 4 Gr.
– – Paganini’s Leben und Charakter nach Schottky. Mit Paganini’s Bilniß. gr. 8. 830. 12 Gr.
Unter der Presse befindet sich:
– – ästhetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. 8.
Gedruckt in Conrad Müller’s Buchdruckerei (Bohnenstraße No. 26).
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Zitationshilfe: | Wienbarg, Ludolf: Soll die plattdeutsche Sprache gepflegt oder ausgerottet werden? Gegen Ersteres und für Letzteres. Hamburg, 1834, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_plattdeutsch_1834/44>, abgerufen am 16.07.2024. |