Wienbarg, Ludolf: Soll die plattdeutsche Sprache gepflegt oder ausgerottet werden? Gegen Ersteres und für Letzteres. Hamburg, 1834.Sie vergessen, sagte ich, daß Voß, Harms, Scheller, Bärmann und andere wackere Männer die Theilnahme des Publikums für diese Sprache, selbst für eine Literatur in derselben, haben in Anspruch nehmen wollen. Ich weiß, erwiederte er, ich habe unter andern den "Bloottügen," den Henrik von Züphten vom Pastor Harms gelesen. Damals dachte ich nichts anderes dabei, als daß so ein plattdeutsches Buch unbequem und schwer zu lesen und wahrscheinlich noch unbequemer zu schreiben sei. Was den Henrik von Züphten betrift, bemerkte ich dagegen, so scheint mir der Verfasser einen ungeheuern Mißgriff in der Wahl des Stoffes gethan zu haben. Ich schätze die alten Dithmarsen sehr hoch. Sie waren ein tapferer, unbezähmlicher, ordentlich nach Freiheit und Unabhängigkeit dürstender Menschenschlag, Bauern zu Pferde mit dem Schwerdt in der Hand, die Schweizer des Nordens oder vielmehr Wittekinds und seiner Sachsen ungebeugte und ungebrochene Enkel bis in's fünfzehnte und sechszehnte Jahrhundert hinein. Nur weiß ich nicht, ob ein lutherischer Pfarrer von Heute, selbst wenn er geborner Dithmarse ist, einer so durchaus heidnischen Mannheit Gerechtigkeit widerfahren lassen kann; denn obwol die dithmarsische Größe und Freiheit in christliche Zeiten fiel und die Verehrung der Jungfrau Maria in diesem Lande gerade höher getrieben wurde, als, wie es scheint, andeswo im Norden, so erhielt doch der hochfahrende und kampflustige Sinn der Einwohner durch sie nur eine sehr schwache christliche Färbung und wol schwerlich hat die Brust eines mutigen Dithmarsers aus Furcht vor dem Himmel, der Geistlichkeit oder eigener Gewissenszartheit christliche Demuth dem Muth übergeordnet, wie man solches in den Ritterbüchern des Mittelalters liest. Doch mag es damit sein, wie es will; ich muß bekennen, daß ich überhaupt keinen Geistlichen zum Geschichtschreiber wünsche, speziell nicht zum Dithmarsischen. Was mir aber auffiel, war, daß Pastor Harms sich grade einen Moment aus der dithmarsischen Geschichte gewählt hatte zur plattdeutschen Darstellung, der auf so schneidende Weise Sie vergessen, sagte ich, daß Voß, Harms, Scheller, Bärmann und andere wackere Männer die Theilnahme des Publikums für diese Sprache, selbst für eine Literatur in derselben, haben in Anspruch nehmen wollen. Ich weiß, erwiederte er, ich habe unter andern den „Bloottügen,“ den Henrik von Züphten vom Pastor Harms gelesen. Damals dachte ich nichts anderes dabei, als daß so ein plattdeutsches Buch unbequem und schwer zu lesen und wahrscheinlich noch unbequemer zu schreiben sei. Was den Henrik von Züphten betrift, bemerkte ich dagegen, so scheint mir der Verfasser einen ungeheuern Mißgriff in der Wahl des Stoffes gethan zu haben. Ich schätze die alten Dithmarsen sehr hoch. Sie waren ein tapferer, unbezähmlicher, ordentlich nach Freiheit und Unabhängigkeit dürstender Menschenschlag, Bauern zu Pferde mit dem Schwerdt in der Hand, die Schweizer des Nordens oder vielmehr Wittekinds und seiner Sachsen ungebeugte und ungebrochene Enkel bis in’s fünfzehnte und sechszehnte Jahrhundert hinein. Nur weiß ich nicht, ob ein lutherischer Pfarrer von Heute, selbst wenn er geborner Dithmarse ist, einer so durchaus heidnischen Mannheit Gerechtigkeit widerfahren lassen kann; denn obwol die dithmarsische Größe und Freiheit in christliche Zeiten fiel und die Verehrung der Jungfrau Maria in diesem Lande gerade höher getrieben wurde, als, wie es scheint, andeswo im Norden, so erhielt doch der hochfahrende und kampflustige Sinn der Einwohner durch sie nur eine sehr schwache christliche Färbung und wol schwerlich hat die Brust eines mutigen Dithmarsers aus Furcht vor dem Himmel, der Geistlichkeit oder eigener Gewissenszartheit christliche Demuth dem Muth übergeordnet, wie man solches in den Ritterbüchern des Mittelalters liest. Doch mag es damit sein, wie es will; ich muß bekennen, daß ich überhaupt keinen Geistlichen zum Geschichtschreiber wünsche, speziell nicht zum Dithmarsischen. 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Nur weiß ich nicht, ob ein lutherischer Pfarrer von Heute, selbst wenn er geborner Dithmarse ist, einer so durchaus heidnischen Mannheit Gerechtigkeit widerfahren lassen kann; denn obwol die dithmarsische Größe und Freiheit in christliche Zeiten fiel und die Verehrung der Jungfrau Maria in diesem Lande gerade höher getrieben wurde, als, wie es scheint, andeswo im Norden, so erhielt doch der hochfahrende und kampflustige Sinn der Einwohner durch sie nur eine sehr schwache christliche Färbung und wol schwerlich hat die Brust eines mutigen Dithmarsers aus Furcht vor dem Himmel, der Geistlichkeit oder eigener Gewissenszartheit christliche Demuth dem Muth übergeordnet, wie man solches in den Ritterbüchern des Mittelalters liest. Doch mag es damit sein, wie es will; ich muß bekennen, daß ich überhaupt keinen Geistlichen zum Geschichtschreiber wünsche, speziell nicht zum Dithmarsischen. 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Sie vergessen, sagte ich, daß Voß, Harms, Scheller, Bärmann und andere wackere Männer die Theilnahme des Publikums für diese Sprache, selbst für eine Literatur in derselben, haben in Anspruch nehmen wollen.
Ich weiß, erwiederte er, ich habe unter andern den „Bloottügen,“ den Henrik von Züphten vom Pastor Harms gelesen. Damals dachte ich nichts anderes dabei, als daß so ein plattdeutsches Buch unbequem und schwer zu lesen und wahrscheinlich noch unbequemer zu schreiben sei.
Was den Henrik von Züphten betrift, bemerkte ich dagegen, so scheint mir der Verfasser einen ungeheuern Mißgriff in der Wahl des Stoffes gethan zu haben. Ich schätze die alten Dithmarsen sehr hoch. Sie waren ein tapferer, unbezähmlicher, ordentlich nach Freiheit und Unabhängigkeit dürstender Menschenschlag, Bauern zu Pferde mit dem Schwerdt in der Hand, die Schweizer des Nordens oder vielmehr Wittekinds und seiner Sachsen ungebeugte und ungebrochene Enkel bis in’s fünfzehnte und sechszehnte Jahrhundert hinein. Nur weiß ich nicht, ob ein lutherischer Pfarrer von Heute, selbst wenn er geborner Dithmarse ist, einer so durchaus heidnischen Mannheit Gerechtigkeit widerfahren lassen kann; denn obwol die dithmarsische Größe und Freiheit in christliche Zeiten fiel und die Verehrung der Jungfrau Maria in diesem Lande gerade höher getrieben wurde, als, wie es scheint, andeswo im Norden, so erhielt doch der hochfahrende und kampflustige Sinn der Einwohner durch sie nur eine sehr schwache christliche Färbung und wol schwerlich hat die Brust eines mutigen Dithmarsers aus Furcht vor dem Himmel, der Geistlichkeit oder eigener Gewissenszartheit christliche Demuth dem Muth übergeordnet, wie man solches in den Ritterbüchern des Mittelalters liest. Doch mag es damit sein, wie es will; ich muß bekennen, daß ich überhaupt keinen Geistlichen zum Geschichtschreiber wünsche, speziell nicht zum Dithmarsischen. Was mir aber auffiel, war, daß Pastor Harms sich grade einen Moment aus der dithmarsischen Geschichte gewählt hatte zur plattdeutschen Darstellung, der auf so schneidende Weise
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