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Wienbarg, Ludolf: Soll die plattdeutsche Sprache gepflegt oder ausgerottet werden? Gegen Ersteres und für Letzteres. Hamburg, 1834.

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Travestie drei Jahre alt wird, so muß man ein sehr ernsthaftes und langweiliges Gesicht dazu machen.

Kann man nicht heiter, gesellig, witzig, selbst wenn Lust und Laune danach, derb und spaßhaft im Element des Hochdeutschen sein. Ist die Sprache unserer Bauern humoristischer als die Sprache Abrahams a Sancta Clara, Lichtenberg, Jean Pauls. O ich kenne die niedersächsischen Witze, sie stehen alle in einem kleinen groblöschpapiernen Buch mit feinen Holzschnitten, das jährlich in diesem Jahre gedruckt wird. Es tritt darin auf "der Rübezahl der Lüneburger Haide," der Repräsentant des niedersächsischen Volkshumors, der geniale Till und rülpst auf die anmuthigste Weise lauter Witze vor sich hin, die aus einer Zeit stammen, wo das Volk nur den groben Wanst, dagegen die Ritterschaft den Arm, die Geistlichkeit den Kopf des Staatsungeheuers repräsentirte.

Oder was zieht ihr vor an der plattdeutschen Sprache? Ich weiß die Antwort nur zu gut, "sie macht uns Spaß*); sie ist uns gemüthlich." Chorus von Göttingen, Rostock, Greifswalde, Kiel, sie macht uns Spaß, sie ist uns gemüthlich, es wird uns wohl dabei! Auch in Jena, Heidelberg, Berlin, Bonn, wohin wir kommen und wo unserer zwei bis drei beisammen sind, da ist sie mitten unter uns. Sie gehört mit zum Wesen der norddeutschen Landsmannschaft und das wäre kein braver Holsat oder Meklenburger, oder Oldenburger, der nicht wenigstens drei Plattitüden am Leibe hätte, plattes (Mütze) auf dem Kopf, plattes (Mappe) unter'm Arm und das liebe Platt im Munde.

O Jugend, akademische, Blüthe der Norddeutschen, sei nicht so duftlos. Dufte etwas nach dem Geist der Alten - ich meine nicht deiner eigenen - bethaue deine Blüthen und Blätter mit etwas Naß aus der Hippokrene, durchdringe sie mit etwas Oel aus der Lampe der Philosophie, empfinde, fühle wenigstens nur die

*) Weniger Späße.

Travestie drei Jahre alt wird, so muß man ein sehr ernsthaftes und langweiliges Gesicht dazu machen.

Kann man nicht heiter, gesellig, witzig, selbst wenn Lust und Laune danach, derb und spaßhaft im Element des Hochdeutschen sein. Ist die Sprache unserer Bauern humoristischer als die Sprache Abrahams a Sancta Clara, Lichtenberg, Jean Pauls. O ich kenne die niedersächsischen Witze, sie stehen alle in einem kleinen groblöschpapiernen Buch mit feinen Holzschnitten, das jährlich in diesem Jahre gedruckt wird. Es tritt darin auf „der Rübezahl der Lüneburger Haide,“ der Repräsentant des niedersächsischen Volkshumors, der geniale Till und rülpst auf die anmuthigste Weise lauter Witze vor sich hin, die aus einer Zeit stammen, wo das Volk nur den groben Wanst, dagegen die Ritterschaft den Arm, die Geistlichkeit den Kopf des Staatsungeheuers repräsentirte.

Oder was zieht ihr vor an der plattdeutschen Sprache? Ich weiß die Antwort nur zu gut, „sie macht uns Spaß*); sie ist uns gemüthlich.“ Chorus von Göttingen, Rostock, Greifswalde, Kiel, sie macht uns Spaß, sie ist uns gemüthlich, es wird uns wohl dabei! Auch in Jena, Heidelberg, Berlin, Bonn, wohin wir kommen und wo unserer zwei bis drei beisammen sind, da ist sie mitten unter uns. Sie gehört mit zum Wesen der norddeutschen Landsmannschaft und das wäre kein braver Holsat oder Meklenburger, oder Oldenburger, der nicht wenigstens drei Plattitüden am Leibe hätte, plattes (Mütze) auf dem Kopf, plattes (Mappe) unter’m Arm und das liebe Platt im Munde.

O Jugend, akademische, Blüthe der Norddeutschen, sei nicht so duftlos. Dufte etwas nach dem Geist der Alten – ich meine nicht deiner eigenen – bethaue deine Blüthen und Blätter mit etwas Naß aus der Hippokrene, durchdringe sie mit etwas Oel aus der Lampe der Philosophie, empfinde, fühle wenigstens nur die

*) Weniger Späße.
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Travestie drei Jahre alt wird, so muß man ein sehr ernsthaftes und langweiliges Gesicht dazu machen.</p>
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[34/0034] Travestie drei Jahre alt wird, so muß man ein sehr ernsthaftes und langweiliges Gesicht dazu machen. Kann man nicht heiter, gesellig, witzig, selbst wenn Lust und Laune danach, derb und spaßhaft im Element des Hochdeutschen sein. Ist die Sprache unserer Bauern humoristischer als die Sprache Abrahams a Sancta Clara, Lichtenberg, Jean Pauls. O ich kenne die niedersächsischen Witze, sie stehen alle in einem kleinen groblöschpapiernen Buch mit feinen Holzschnitten, das jährlich in diesem Jahre gedruckt wird. Es tritt darin auf „der Rübezahl der Lüneburger Haide,“ der Repräsentant des niedersächsischen Volkshumors, der geniale Till und rülpst auf die anmuthigste Weise lauter Witze vor sich hin, die aus einer Zeit stammen, wo das Volk nur den groben Wanst, dagegen die Ritterschaft den Arm, die Geistlichkeit den Kopf des Staatsungeheuers repräsentirte. Oder was zieht ihr vor an der plattdeutschen Sprache? Ich weiß die Antwort nur zu gut, „sie macht uns Spaß *); sie ist uns gemüthlich.“ Chorus von Göttingen, Rostock, Greifswalde, Kiel, sie macht uns Spaß, sie ist uns gemüthlich, es wird uns wohl dabei! Auch in Jena, Heidelberg, Berlin, Bonn, wohin wir kommen und wo unserer zwei bis drei beisammen sind, da ist sie mitten unter uns. Sie gehört mit zum Wesen der norddeutschen Landsmannschaft und das wäre kein braver Holsat oder Meklenburger, oder Oldenburger, der nicht wenigstens drei Plattitüden am Leibe hätte, plattes (Mütze) auf dem Kopf, plattes (Mappe) unter’m Arm und das liebe Platt im Munde. O Jugend, akademische, Blüthe der Norddeutschen, sei nicht so duftlos. Dufte etwas nach dem Geist der Alten – ich meine nicht deiner eigenen – bethaue deine Blüthen und Blätter mit etwas Naß aus der Hippokrene, durchdringe sie mit etwas Oel aus der Lampe der Philosophie, empfinde, fühle wenigstens nur die *) Weniger Späße.

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Soll die plattdeutsche Sprache gepflegt oder ausgerottet werden? Gegen Ersteres und für Letzteres. Hamburg, 1834, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_plattdeutsch_1834/34>, abgerufen am 22.11.2024.