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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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zu immer größerer Kraft und Klarheit beschäftigt
wurde. Eine solche Persönlichkeit ist ganz durch¬
aus auf sich basirt; daß Andere es eben so ma¬
chen, sich eben so unabhängig in der Welt hin¬
stellen, mag und kann ihr nur recht sein, aber sie
streckt die Hand nicht aus zu diesem Zweck, sie
sucht nicht durch Umwälzungen die sittlichen und
politischen Fundamente fremder Persönlichkeiten zu
basiren, sie schließt sich egoistisch in ihrem Kreise
ab und begrüßt Jeden, der diesen durchbrechen
will, unwillig mit elektrischen Schlägen. So
denke und erkläre ich mir den ganzen Goethe und
es sagt mir ein Etwas, daß ich dieses hohe Ziel
nicht zu weit verfehlt habe.

Die Lyrik der neuen Zeit ist das poetische
Ausströmen des Revolutionairen; revolutionair war
die Lyrik Goethe's, als er jung und feurig war,
revolutionair war die Lyrik des großen Britten,
der in Goethe's, des Jünglings, Fußstapfen trat
und jene Leier mit neuen Saiten bezog, welche
Goethe bei Seite gelegt hatte. Byron starb in
Griechenland und seine letzte Ode war der Frei¬
heit der Griechen gewidmet, zu deren Miterkäm¬
pfung er Jahre lang Geld, Talent, Ruhe, Ver¬
gnügen freudig beigesteuert hatte. Revolutionair
ist die Lyrik der neuen Zeit, das behaupte ich,
aber ich bitte, mich nicht dahin mißzuverstehen,

18 *

zu immer groͤßerer Kraft und Klarheit beſchaͤftigt
wurde. Eine ſolche Perſoͤnlichkeit iſt ganz durch¬
aus auf ſich baſirt; daß Andere es eben ſo ma¬
chen, ſich eben ſo unabhaͤngig in der Welt hin¬
ſtellen, mag und kann ihr nur recht ſein, aber ſie
ſtreckt die Hand nicht aus zu dieſem Zweck, ſie
ſucht nicht durch Umwaͤlzungen die ſittlichen und
politiſchen Fundamente fremder Perſoͤnlichkeiten zu
baſiren, ſie ſchließt ſich egoiſtiſch in ihrem Kreiſe
ab und begruͤßt Jeden, der dieſen durchbrechen
will, unwillig mit elektriſchen Schlaͤgen. So
denke und erklaͤre ich mir den ganzen Goethe und
es ſagt mir ein Etwas, daß ich dieſes hohe Ziel
nicht zu weit verfehlt habe.

Die Lyrik der neuen Zeit iſt das poetiſche
Ausſtroͤmen des Revolutionairen; revolutionair war
die Lyrik Goethe's, als er jung und feurig war,
revolutionair war die Lyrik des großen Britten,
der in Goethe's, des Juͤnglings, Fußſtapfen trat
und jene Leier mit neuen Saiten bezog, welche
Goethe bei Seite gelegt hatte. Byron ſtarb in
Griechenland und ſeine letzte Ode war der Frei¬
heit der Griechen gewidmet, zu deren Miterkaͤm¬
pfung er Jahre lang Geld, Talent, Ruhe, Ver¬
gnuͤgen freudig beigeſteuert hatte. Revolutionair
iſt die Lyrik der neuen Zeit, das behaupte ich,
aber ich bitte, mich nicht dahin mißzuverſtehen,

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[275/0289] zu immer groͤßerer Kraft und Klarheit beſchaͤftigt wurde. Eine ſolche Perſoͤnlichkeit iſt ganz durch¬ aus auf ſich baſirt; daß Andere es eben ſo ma¬ chen, ſich eben ſo unabhaͤngig in der Welt hin¬ ſtellen, mag und kann ihr nur recht ſein, aber ſie ſtreckt die Hand nicht aus zu dieſem Zweck, ſie ſucht nicht durch Umwaͤlzungen die ſittlichen und politiſchen Fundamente fremder Perſoͤnlichkeiten zu baſiren, ſie ſchließt ſich egoiſtiſch in ihrem Kreiſe ab und begruͤßt Jeden, der dieſen durchbrechen will, unwillig mit elektriſchen Schlaͤgen. So denke und erklaͤre ich mir den ganzen Goethe und es ſagt mir ein Etwas, daß ich dieſes hohe Ziel nicht zu weit verfehlt habe. Die Lyrik der neuen Zeit iſt das poetiſche Ausſtroͤmen des Revolutionairen; revolutionair war die Lyrik Goethe's, als er jung und feurig war, revolutionair war die Lyrik des großen Britten, der in Goethe's, des Juͤnglings, Fußſtapfen trat und jene Leier mit neuen Saiten bezog, welche Goethe bei Seite gelegt hatte. Byron ſtarb in Griechenland und ſeine letzte Ode war der Frei¬ heit der Griechen gewidmet, zu deren Miterkaͤm¬ pfung er Jahre lang Geld, Talent, Ruhe, Ver¬ gnuͤgen freudig beigeſteuert hatte. Revolutionair iſt die Lyrik der neuen Zeit, das behaupte ich, aber ich bitte, mich nicht dahin mißzuverſtehen, 18 *

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/289>, abgerufen am 22.11.2024.