Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.die Malerei schildert Körper und andeutungsweise Sehen Sie hier, meine Herren; die Ursache, Wienbarg, ästhet. Feldz. 14
die Malerei ſchildert Koͤrper und andeutungsweiſe Sehen Sie hier, meine Herren; die Urſache, Wienbarg, aͤſthet. Feldz. 14
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0223" n="209"/> die Malerei ſchildert Koͤrper und andeutungsweiſe<lb/> durch Koͤrper Bewegungen (Leidenſchaften u. ſ. w.);<lb/> die Poeſie ſchildert Bewegungen und andeutungs¬<lb/> weiſe durch Bewegungen Koͤrper. Wie dieſer<lb/> Ausſpruch nun das ganze Verhaͤltniß durchaus<lb/> richtig angibt, ſo iſt auch der Schluß daraus von<lb/> Leſſing buͤndig und richtig abgeleitet, daß die Ma¬<lb/> lerei (wie die Plaſtik uͤberhaupt) ſich mit dem Si¬<lb/> multanen, die Poeſie ſich mit dem Succeſſiven<lb/> beſchaͤftigen muͤſſe. Die Poeſie ſoll es alſo unter¬<lb/> laſſen, koͤrperliche Schoͤnheiten zu <hi rendition="#g">ſchildern</hi>; ſie<lb/> kann nur Zug fuͤr Zug verfahren, und waͤhrend<lb/> ſie bei den Fuͤßen anlangt, iſt das Bild des Ko¬<lb/> pfes ſchon wieder verwiſcht. Der Malerei, die<lb/> alle Schoͤnheiten auf einmal darſtellt, ſoll ſie die¬<lb/> ſes uͤberlaſſen, die Malerei aber der Poeſie die<lb/> komplizirten Zuͤge einer Handlung, die bewegte<lb/> Schoͤnheit darzuſtellen; ihr gehoͤrt das Bewegte,<lb/> der Plaſtik das Ruhende.</p><lb/> <p xml:id="p-0223" next="p-0225">Sehen Sie hier, meine Herren; die Urſache,<lb/> warum Naturſchilderungen, ſelbſt wenn Walter<lb/> Scott's eminentes Talent ſie ausfuͤhrt, je laͤnger<lb/> und breiter ſie hinausgezeichnet ſind, deſto vergeb¬<lb/> licher und unerfreulicher unſere Phantaſie abmar¬<lb/> tern und keine lebhafte Anſchauung hervorzubrin¬<lb/> gen im Stande ſind. Die engliſchen Dichter ſind<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Wienbarg, aͤſthet. Feldz. 14<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [209/0223]
die Malerei ſchildert Koͤrper und andeutungsweiſe
durch Koͤrper Bewegungen (Leidenſchaften u. ſ. w.);
die Poeſie ſchildert Bewegungen und andeutungs¬
weiſe durch Bewegungen Koͤrper. Wie dieſer
Ausſpruch nun das ganze Verhaͤltniß durchaus
richtig angibt, ſo iſt auch der Schluß daraus von
Leſſing buͤndig und richtig abgeleitet, daß die Ma¬
lerei (wie die Plaſtik uͤberhaupt) ſich mit dem Si¬
multanen, die Poeſie ſich mit dem Succeſſiven
beſchaͤftigen muͤſſe. Die Poeſie ſoll es alſo unter¬
laſſen, koͤrperliche Schoͤnheiten zu ſchildern; ſie
kann nur Zug fuͤr Zug verfahren, und waͤhrend
ſie bei den Fuͤßen anlangt, iſt das Bild des Ko¬
pfes ſchon wieder verwiſcht. Der Malerei, die
alle Schoͤnheiten auf einmal darſtellt, ſoll ſie die¬
ſes uͤberlaſſen, die Malerei aber der Poeſie die
komplizirten Zuͤge einer Handlung, die bewegte
Schoͤnheit darzuſtellen; ihr gehoͤrt das Bewegte,
der Plaſtik das Ruhende.
Sehen Sie hier, meine Herren; die Urſache,
warum Naturſchilderungen, ſelbſt wenn Walter
Scott's eminentes Talent ſie ausfuͤhrt, je laͤnger
und breiter ſie hinausgezeichnet ſind, deſto vergeb¬
licher und unerfreulicher unſere Phantaſie abmar¬
tern und keine lebhafte Anſchauung hervorzubrin¬
gen im Stande ſind. Die engliſchen Dichter ſind
Wienbarg, aͤſthet. Feldz. 14
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