Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.30. Indem sie fliehn verfolgt sie ein gewitterMit regen, sturm und blitz. Die fürchterlichste nacht Verschlingt den mond; es donnert, saußt und kracht Rings um sie her als schlüg's den ganzen wald in splitter; Kurz, alle element' im streit Zerkämpften sich mit zügellosem grimme: Doch mitten aus dem sturm ertönt von zeit zu zeit, Mit liebevollem ton, des geistes sanfte stimme. 31. Was fliehst du mich? du fliehst vor deinem glück;Vertrau dich mir, komm, Hüon, komm zurück! Herr, wenn ihr's thut, seyd ihr verlohren, Schreyt Scherasmin; fort, fort, die finger in die ohren, Und sprecht kein wort! er hat nichts guts im sinn! Nun geht's auf's neu durch dick und dünn, Vom sturm umsaußt, vom regen überschwemmet, Bis eine klostermau'r die raschen reuter hemmet. 32. Ein neues abentheu'r! Der tag da dies geschahWar just das nahmensfest der heil'gen Agatha, Der schützerin von diesem jungfernzwinger. Nun lag, kaum einen büchsenschuß Davon, ein stift voll wohlgenährter jünger Des heil'gen Abts Antonius; Und beyde hatten sich in diesen abendstunden, Zu einer betefahrt freundnachbarlich verbunden. 33. Sie
30. Indem ſie fliehn verfolgt ſie ein gewitterMit regen, ſturm und blitz. Die fuͤrchterlichſte nacht Verſchlingt den mond; es donnert, ſaußt und kracht Rings um ſie her als ſchluͤg's den ganzen wald in ſplitter; Kurz, alle element' im ſtreit Zerkaͤmpften ſich mit zuͤgelloſem grimme: Doch mitten aus dem ſturm ertoͤnt von zeit zu zeit, Mit liebevollem ton, des geiſtes ſanfte ſtimme. 31. Was fliehſt du mich? du fliehſt vor deinem gluͤck;Vertrau dich mir, komm, Huͤon, komm zuruͤck! Herr, wenn ihr's thut, ſeyd ihr verlohren, Schreyt Scherasmin; fort, fort, die finger in die ohren, Und ſprecht kein wort! er hat nichts guts im ſinn! Nun geht's auf's neu durch dick und duͤnn, Vom ſturm umſaußt, vom regen uͤberſchwemmet, Bis eine kloſtermau'r die raſchen reuter hemmet. 32. Ein neues abentheu'r! Der tag da dies geſchahWar juſt das nahmensfeſt der heil'gen Agatha, Der ſchuͤtzerin von dieſem jungfernzwinger. Nun lag, kaum einen buͤchſenſchuß Davon, ein ſtift voll wohlgenaͤhrter juͤnger Des heil'gen Abts Antonius; Und beyde hatten ſich in dieſen abendſtunden, Zu einer betefahrt freundnachbarlich verbunden. 33. Sie
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30.
Indem ſie fliehn verfolgt ſie ein gewitter
Mit regen, ſturm und blitz. Die fuͤrchterlichſte nacht
Verſchlingt den mond; es donnert, ſaußt und kracht
Rings um ſie her als ſchluͤg's den ganzen wald in ſplitter;
Kurz, alle element' im ſtreit
Zerkaͤmpften ſich mit zuͤgelloſem grimme:
Doch mitten aus dem ſturm ertoͤnt von zeit zu zeit,
Mit liebevollem ton, des geiſtes ſanfte ſtimme.
31.
Was fliehſt du mich? du fliehſt vor deinem gluͤck;
Vertrau dich mir, komm, Huͤon, komm zuruͤck!
Herr, wenn ihr's thut, ſeyd ihr verlohren,
Schreyt Scherasmin; fort, fort, die finger in die ohren,
Und ſprecht kein wort! er hat nichts guts im ſinn!
Nun geht's auf's neu durch dick und duͤnn,
Vom ſturm umſaußt, vom regen uͤberſchwemmet,
Bis eine kloſtermau'r die raſchen reuter hemmet.
32.
Ein neues abentheu'r! Der tag da dies geſchah
War juſt das nahmensfeſt der heil'gen Agatha,
Der ſchuͤtzerin von dieſem jungfernzwinger.
Nun lag, kaum einen buͤchſenſchuß
Davon, ein ſtift voll wohlgenaͤhrter juͤnger
Des heil'gen Abts Antonius;
Und beyde hatten ſich in dieſen abendſtunden,
Zu einer betefahrt freundnachbarlich verbunden.
33. Sie
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