Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite
Oberon
Zweyter Gesang.

1.
So zieht das edle Paar, stets fröhlich, wach und munter,
Bey sonnenschein und sternenlicht
Zween tage schon den Libanon herunter;
Und wenn die mittagsglut sie auf die scheitel sticht,
Dient hohes Gras im schatten alter zedern
Zum ruheplatz; derweil in bunten federn
Das leichte volk der luft die silberkehlen stimmt,
In ästen buhlt und theil an ihrer mahlzeit nimmt.
2.
Am dritten morgen läßt ein kleiner haufen reuter
Sich ziemlich nah auf einer höhe sehn.
Es sind Araber, spricht zu Hüon sein begleiter,
Und aus dem weg dem rohen volk zu gehn,
Wo möglich, wäre wohl das beste;
Ich kenne sie als unverschämte gäste.
Ey, ey, wo denkst du hin, erwiedert Siegwins sohn,
Wenn hörtest du, daß Franken je geflohn?
3. Die
Oberon
Zweyter Geſang.

1.
So zieht das edle Paar, ſtets froͤhlich, wach und munter,
Bey ſonnenſchein und ſternenlicht
Zween tage ſchon den Libanon herunter;
Und wenn die mittagsglut ſie auf die ſcheitel ſticht,
Dient hohes Gras im ſchatten alter zedern
Zum ruheplatz; derweil in bunten federn
Das leichte volk der luft die ſilberkehlen ſtimmt,
In aͤſten buhlt und theil an ihrer mahlzeit nimmt.
2.
Am dritten morgen laͤßt ein kleiner haufen reuter
Sich ziemlich nah auf einer hoͤhe ſehn.
Es ſind Araber, ſpricht zu Huͤon ſein begleiter,
Und aus dem weg dem rohen volk zu gehn,
Wo moͤglich, waͤre wohl das beſte;
Ich kenne ſie als unverſchaͤmte gaͤſte.
Ey, ey, wo denkſt du hin, erwiedert Siegwins ſohn,
Wenn hoͤrteſt du, daß Franken je geflohn?
3. Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0034"/>
        <div n="2">
          <head>Oberon<lb/><hi rendition="#g">Zweyter Ge&#x017F;ang</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">S</hi>o zieht das edle Paar, &#x017F;tets fro&#x0364;hlich, wach und munter,</l><lb/>
              <l>Bey &#x017F;onnen&#x017F;chein und &#x017F;ternenlicht</l><lb/>
              <l>Zween tage &#x017F;chon den Libanon herunter;</l><lb/>
              <l>Und wenn die mittagsglut &#x017F;ie auf die &#x017F;cheitel &#x017F;ticht,</l><lb/>
              <l>Dient hohes Gras im &#x017F;chatten alter zedern</l><lb/>
              <l>Zum ruheplatz; derweil in bunten federn</l><lb/>
              <l>Das leichte volk der luft die &#x017F;ilberkehlen &#x017F;timmt,</l><lb/>
              <l>In a&#x0364;&#x017F;ten buhlt und theil an ihrer mahlzeit nimmt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">A</hi>m dritten morgen la&#x0364;ßt ein kleiner haufen reuter</l><lb/>
              <l>Sich ziemlich nah auf einer ho&#x0364;he &#x017F;ehn.</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;ind Araber, &#x017F;pricht zu Hu&#x0364;on &#x017F;ein begleiter,</l><lb/>
              <l>Und aus dem weg dem rohen volk zu gehn,</l><lb/>
              <l>Wo mo&#x0364;glich, wa&#x0364;re wohl das be&#x017F;te;</l><lb/>
              <l>Ich kenne &#x017F;ie als unver&#x017F;cha&#x0364;mte ga&#x0364;&#x017F;te.</l><lb/>
              <l>Ey, ey, wo denk&#x017F;t du hin, erwiedert Siegwins &#x017F;ohn,</l><lb/>
              <l>Wenn ho&#x0364;rte&#x017F;t du, daß Franken je geflohn?</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">3. Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0034] Oberon Zweyter Geſang. 1. So zieht das edle Paar, ſtets froͤhlich, wach und munter, Bey ſonnenſchein und ſternenlicht Zween tage ſchon den Libanon herunter; Und wenn die mittagsglut ſie auf die ſcheitel ſticht, Dient hohes Gras im ſchatten alter zedern Zum ruheplatz; derweil in bunten federn Das leichte volk der luft die ſilberkehlen ſtimmt, In aͤſten buhlt und theil an ihrer mahlzeit nimmt. 2. Am dritten morgen laͤßt ein kleiner haufen reuter Sich ziemlich nah auf einer hoͤhe ſehn. Es ſind Araber, ſpricht zu Huͤon ſein begleiter, Und aus dem weg dem rohen volk zu gehn, Wo moͤglich, waͤre wohl das beſte; Ich kenne ſie als unverſchaͤmte gaͤſte. Ey, ey, wo denkſt du hin, erwiedert Siegwins ſohn, Wenn hoͤrteſt du, daß Franken je geflohn? 3. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/34
Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/34>, abgerufen am 24.11.2024.