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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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48.
"So wiß es dann, weil mich die not zum reden zwinget,
Ich bin sein Weib! Ein Band, das nichts zerreissen kann,
Ein band, gewebt im Himmel selber, schlinget
Mein glük, mein Alles fest an den geliebten Mann.
Uns drükt mit seiner ganzen furchtbarn Schwere
Des Schiksals arm -- Wer weiß, wie bald an dich
Die reyhe kommt? -- du siehst mich elend -- ehre
Mein leiden, Glüklicher! -- Du kannst es, rette mich!"
49.
Wie? du bist Hassans weib, und liebst ihn? -- "über alles!"
Unglükliche, er ist dir ungetreu!
"Er ungetreu? Die ursach seines falles,
Ich bins gewiß, ist einzig seine Treu."
Ich glaube was ich sah! -- "So ward er erst betrogen,
Und du mit ihm?" -- Mit zürnendem gesicht
Spricht Mansor: spanne nicht den bogen,
Zu stolz auf deinen reiz, so lange bis er bricht!
50.
Dein Hassan stirbt -- und ich kann nichts, als dich beklagen.
Er stirbt, schreyt Rezia -- Tyrann,
Hast du ein herz mir das zu sagen?
Er, dem ein Wort von dir das leben schenken kann,
Er stirbt? -- So ist es! wer des Harems zucht verlezt,
Erwiedert Mansor kalt, dem ist der Tod gesezt.
Doch, weil du willst, so sey des Sclaven leben,
Sein Leben oder Tod, in deine hand gegeben!
51. Gieb,
48.
So wiß es dann, weil mich die not zum reden zwinget,
Ich bin ſein Weib! Ein Band, das nichts zerreiſſen kann,
Ein band, gewebt im Himmel ſelber, ſchlinget
Mein gluͤk, mein Alles feſt an den geliebten Mann.
Uns druͤkt mit ſeiner ganzen furchtbarn Schwere
Des Schikſals arm — Wer weiß, wie bald an dich
Die reyhe kommt? — du ſiehſt mich elend — ehre
Mein leiden, Gluͤklicher! — Du kannſt es, rette mich!“
49.
Wie? du biſt Haſſans weib, und liebſt ihn? — „uͤber alles!“
Ungluͤkliche, er iſt dir ungetreu!
„Er ungetreu? Die urſach ſeines falles,
Ich bins gewiß, iſt einzig ſeine Treu.“
Ich glaube was ich ſah! — „So ward er erſt betrogen,
Und du mit ihm?“ — Mit zuͤrnendem geſicht
Spricht Manſor: ſpanne nicht den bogen,
Zu ſtolz auf deinen reiz, ſo lange bis er bricht!
50.
Dein Haſſan ſtirbt — und ich kann nichts, als dich beklagen.
Er ſtirbt, ſchreyt Rezia — Tyrann,
Haſt du ein herz mir das zu ſagen?
Er, dem ein Wort von dir das leben ſchenken kann,
Er ſtirbt? — So iſt es! wer des Harems zucht verlezt,
Erwiedert Manſor kalt, dem iſt der Tod geſezt.
Doch, weil du willſt, ſo ſey des Sclaven leben,
Sein Leben oder Tod, in deine hand gegeben!
51. Gieb,
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[0304] 48. „So wiß es dann, weil mich die not zum reden zwinget, Ich bin ſein Weib! Ein Band, das nichts zerreiſſen kann, Ein band, gewebt im Himmel ſelber, ſchlinget Mein gluͤk, mein Alles feſt an den geliebten Mann. Uns druͤkt mit ſeiner ganzen furchtbarn Schwere Des Schikſals arm — Wer weiß, wie bald an dich Die reyhe kommt? — du ſiehſt mich elend — ehre Mein leiden, Gluͤklicher! — Du kannſt es, rette mich!“ 49. Wie? du biſt Haſſans weib, und liebſt ihn? — „uͤber alles!“ Ungluͤkliche, er iſt dir ungetreu! „Er ungetreu? Die urſach ſeines falles, Ich bins gewiß, iſt einzig ſeine Treu.“ Ich glaube was ich ſah! — „So ward er erſt betrogen, Und du mit ihm?“ — Mit zuͤrnendem geſicht Spricht Manſor: ſpanne nicht den bogen, Zu ſtolz auf deinen reiz, ſo lange bis er bricht! 50. Dein Haſſan ſtirbt — und ich kann nichts, als dich beklagen. Er ſtirbt, ſchreyt Rezia — Tyrann, Haſt du ein herz mir das zu ſagen? Er, dem ein Wort von dir das leben ſchenken kann, Er ſtirbt? — So iſt es! wer des Harems zucht verlezt, Erwiedert Manſor kalt, dem iſt der Tod geſezt. Doch, weil du willſt, ſo ſey des Sclaven leben, Sein Leben oder Tod, in deine hand gegeben! 51. Gieb,

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/304>, abgerufen am 24.11.2024.