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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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63.
Doch Karl (so fährt der junge Ritter fort
Dem mann vom felsen zu erzählen)
Karl hielt noch seinen groll. Kann dieser neue mord
Mir, rief er, meinen sohn beseelen?
Ist Hüons unschuld anerkannt?
Ließ Hohenblat ein wort von widerruf entfallen?
Auf ewig sey er dann aus unserm Reich verbannt,
Und all sein land und gut der krone heimgefallen!
64.
Streng war dies urtheil, streng der mund
Aus dem es gieng: allein, was konnten wir dagegen?
Das einz'ge Mittel war aufs bitten uns zu legen.
Die Pairs, die Ritterschaft, wir alle knieten, rund
Um seinen thron, uns schier die kniee wund,
Und gaben's endlich auf ihn jemals zu bewegen;
Als Karl zulezt sein langes schweigen brach:
Wohlan, ihr Fürsten und Ritter, ihr wollts, wir geben nach.
65.
Doch höret den beding, den nichts zu widerrufen
Vermögend ist! -- Hier neigt' er gegen mich
Herunter zu des thrones stufen
Den zepter -- Wir begnad'gen dich:
Allein, aus allen unsern reichen
Soll dein verbannter fuß zur stunde straks entweichen,
Und, bis du stück vor stück mein Kayserlich gebot
Vollbracht, ist wiederkunft unmittelbarer tod.
66. Zeuch
63.
Doch Karl (ſo faͤhrt der junge Ritter fort
Dem mann vom felſen zu erzaͤhlen)
Karl hielt noch ſeinen groll. Kann dieſer neue mord
Mir, rief er, meinen ſohn beſeelen?
Iſt Huͤons unſchuld anerkannt?
Ließ Hohenblat ein wort von widerruf entfallen?
Auf ewig ſey er dann aus unſerm Reich verbannt,
Und all ſein land und gut der krone heimgefallen!
64.
Streng war dies urtheil, ſtreng der mund
Aus dem es gieng: allein, was konnten wir dagegen?
Das einz'ge Mittel war aufs bitten uns zu legen.
Die Pairs, die Ritterſchaft, wir alle knieten, rund
Um ſeinen thron, uns ſchier die kniee wund,
Und gaben's endlich auf ihn jemals zu bewegen;
Als Karl zulezt ſein langes ſchweigen brach:
Wohlan, ihr Fuͤrſten und Ritter, ihr wollts, wir geben nach.
65.
Doch hoͤret den beding, den nichts zu widerrufen
Vermoͤgend iſt! — Hier neigt' er gegen mich
Herunter zu des thrones ſtufen
Den zepter — Wir begnad'gen dich:
Allein, aus allen unſern reichen
Soll dein verbannter fuß zur ſtunde ſtraks entweichen,
Und, bis du ſtuͤck vor ſtuͤck mein Kayſerlich gebot
Vollbracht, iſt wiederkunft unmittelbarer tod.
66. Zeuch
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[0030] 63. Doch Karl (ſo faͤhrt der junge Ritter fort Dem mann vom felſen zu erzaͤhlen) Karl hielt noch ſeinen groll. Kann dieſer neue mord Mir, rief er, meinen ſohn beſeelen? Iſt Huͤons unſchuld anerkannt? Ließ Hohenblat ein wort von widerruf entfallen? Auf ewig ſey er dann aus unſerm Reich verbannt, Und all ſein land und gut der krone heimgefallen! 64. Streng war dies urtheil, ſtreng der mund Aus dem es gieng: allein, was konnten wir dagegen? Das einz'ge Mittel war aufs bitten uns zu legen. Die Pairs, die Ritterſchaft, wir alle knieten, rund Um ſeinen thron, uns ſchier die kniee wund, Und gaben's endlich auf ihn jemals zu bewegen; Als Karl zulezt ſein langes ſchweigen brach: Wohlan, ihr Fuͤrſten und Ritter, ihr wollts, wir geben nach. 65. Doch hoͤret den beding, den nichts zu widerrufen Vermoͤgend iſt! — Hier neigt' er gegen mich Herunter zu des thrones ſtufen Den zepter — Wir begnad'gen dich: Allein, aus allen unſern reichen Soll dein verbannter fuß zur ſtunde ſtraks entweichen, Und, bis du ſtuͤck vor ſtuͤck mein Kayſerlich gebot Vollbracht, iſt wiederkunft unmittelbarer tod. 66. Zeuch

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/30>, abgerufen am 27.11.2024.