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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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27.
Der Edle hört sein urtheil schweigend, -- blitzet
Auf das verhaßte Weib noch Einen blik herab,
Und wendet sich, und geht in fesseln ab,
Auf einen Mut, den nur die unschuld giebt, gestützet.
Kein sonnenblik erfreut das fürchterliche grab
Worinn er nun tief eingekerkert sitzet.
Der nacht des Todes gleicht die nacht die auf ihn drükt
Und jeden hoffnungsstral in seinem geist erstikt.
28.
Ermüdet von des Schiksals strengen schlägen,
Verdrossen, stets ein ball des wechselglüks zu seyn,
Seufzt er dem augenblik, der ihn befreyt, entgegen.
Schrekt ihn das Vorgefühl der scharfen feuerpein?
Die Liebe hilft ihm's übertäuben.
Sie stärkt mit Engelskraft die sinkende Natur.
Bis in den tod (ruft er) getreu zu bleiben
Schwur ich, Amanda, dir, und halte meinen schwur!
29.
O daß, geliebtes Weib, was morgen
Begegnen wird, auf ewig dir verborgen,
Auf ewig auch, Dir, treuer alter Freund,
Verborgen blieb'! -- Wie gern erlitt' ich unbeweint
Mein traurig Loos! Doch, wenn ihr es erfahret,
Erfahret wessen ich beschuldigt ward, und mit
Dem schmerz um meinen tod sich noch die schande paaret,
Zu hören, daß ich nur was ich verdiente litt --
30. O Gott!
T 2
27.
Der Edle hoͤrt ſein urtheil ſchweigend, — blitzet
Auf das verhaßte Weib noch Einen blik herab,
Und wendet ſich, und geht in feſſeln ab,
Auf einen Mut, den nur die unſchuld giebt, geſtuͤtzet.
Kein ſonnenblik erfreut das fuͤrchterliche grab
Worinn er nun tief eingekerkert ſitzet.
Der nacht des Todes gleicht die nacht die auf ihn druͤkt
Und jeden hoffnungsſtral in ſeinem geiſt erſtikt.
28.
Ermuͤdet von des Schikſals ſtrengen ſchlaͤgen,
Verdroſſen, ſtets ein ball des wechſelgluͤks zu ſeyn,
Seufzt er dem augenblik, der ihn befreyt, entgegen.
Schrekt ihn das Vorgefuͤhl der ſcharfen feuerpein?
Die Liebe hilft ihm's uͤbertaͤuben.
Sie ſtaͤrkt mit Engelskraft die ſinkende Natur.
Bis in den tod (ruft er) getreu zu bleiben
Schwur ich, Amanda, dir, und halte meinen ſchwur!
29.
O daß, geliebtes Weib, was morgen
Begegnen wird, auf ewig dir verborgen,
Auf ewig auch, Dir, treuer alter Freund,
Verborgen blieb'! — Wie gern erlitt' ich unbeweint
Mein traurig Loos! Doch, wenn ihr es erfahret,
Erfahret weſſen ich beſchuldigt ward, und mit
Dem ſchmerz um meinen tod ſich noch die ſchande paaret,
Zu hoͤren, daß ich nur was ich verdiente litt —
30. O Gott!
T 2
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[0297] 27. Der Edle hoͤrt ſein urtheil ſchweigend, — blitzet Auf das verhaßte Weib noch Einen blik herab, Und wendet ſich, und geht in feſſeln ab, Auf einen Mut, den nur die unſchuld giebt, geſtuͤtzet. Kein ſonnenblik erfreut das fuͤrchterliche grab Worinn er nun tief eingekerkert ſitzet. Der nacht des Todes gleicht die nacht die auf ihn druͤkt Und jeden hoffnungsſtral in ſeinem geiſt erſtikt. 28. Ermuͤdet von des Schikſals ſtrengen ſchlaͤgen, Verdroſſen, ſtets ein ball des wechſelgluͤks zu ſeyn, Seufzt er dem augenblik, der ihn befreyt, entgegen. Schrekt ihn das Vorgefuͤhl der ſcharfen feuerpein? Die Liebe hilft ihm's uͤbertaͤuben. Sie ſtaͤrkt mit Engelskraft die ſinkende Natur. Bis in den tod (ruft er) getreu zu bleiben Schwur ich, Amanda, dir, und halte meinen ſchwur! 29. O daß, geliebtes Weib, was morgen Begegnen wird, auf ewig dir verborgen, Auf ewig auch, Dir, treuer alter Freund, Verborgen blieb'! — Wie gern erlitt' ich unbeweint Mein traurig Loos! Doch, wenn ihr es erfahret, Erfahret weſſen ich beſchuldigt ward, und mit Dem ſchmerz um meinen tod ſich noch die ſchande paaret, Zu hoͤren, daß ich nur was ich verdiente litt — 30. O Gott! T 2

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/297>, abgerufen am 24.11.2024.