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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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44.
Ein großes Fest, der schönen Zoradinen
Zu ehren im palast vom Sultan angestellt,
Wobey die Odalisken all' erschienen,
Gab ihr, in ihrem theil des Harems, offnes feld.
Daß sich Almansaris für überflüßig hält
Bey dieser lustbarkeit, schien keinem ungebührlich;
Im gegentheil, man fand das kopfweh sehr natürlich,
Das, wie gebeten, sie auf einmal überfällt.
45.
Die stunde ruft. Der schöne Gärtner nahet
Sich leise durchs gebüsch der kleinen gartenthür.
Wie klopft sein herz! Ihm fehlt der athem schier,
Da eine weiche hand im dunkeln ihn empfahet,
Und sanft ihn nach sich zieht. Stillschweigend folgt er ihr,
Mit leisem tritt, bald auf bald ab, durch enge
Sich oft durchkreuzende lichtlose bogengänge,
Und nun entschlüpft sie ihm vor einer neuen thür.
46.
Wo sind wir, flüstert er, und tappt mit beyden händen.
Auf einmal öfnet sich die thür. Ein matter schein,
(Wie wenn sich, zwischen myrtenwänden
Mit epheu überwölbt, in einem frühlingshayn
Der tag verliert) entdekt ihm eine reyhe zimmer
Die ohne ende scheint; und, wie er vorwärts geht,
Wird unvermerkt das matte licht zu schimmer,
Der schimmer schnell zum höchsten glanz erhöht.
47. Er
S
44.
Ein großes Feſt, der ſchoͤnen Zoradinen
Zu ehren im palaſt vom Sultan angeſtellt,
Wobey die Odalisken all' erſchienen,
Gab ihr, in ihrem theil des Harems, offnes feld.
Daß ſich Almanſaris fuͤr uͤberfluͤßig haͤlt
Bey dieſer luſtbarkeit, ſchien keinem ungebuͤhrlich;
Im gegentheil, man fand das kopfweh ſehr natuͤrlich,
Das, wie gebeten, ſie auf einmal uͤberfaͤllt.
45.
Die ſtunde ruft. Der ſchoͤne Gaͤrtner nahet
Sich leiſe durchs gebuͤſch der kleinen gartenthuͤr.
Wie klopft ſein herz! Ihm fehlt der athem ſchier,
Da eine weiche hand im dunkeln ihn empfahet,
Und ſanft ihn nach ſich zieht. Stillſchweigend folgt er ihr,
Mit leiſem tritt, bald auf bald ab, durch enge
Sich oft durchkreuzende lichtloſe bogengaͤnge,
Und nun entſchluͤpft ſie ihm vor einer neuen thuͤr.
46.
Wo ſind wir, fluͤſtert er, und tappt mit beyden haͤnden.
Auf einmal oͤfnet ſich die thuͤr. Ein matter ſchein,
(Wie wenn ſich, zwiſchen myrtenwaͤnden
Mit epheu uͤberwoͤlbt, in einem fruͤhlingshayn
Der tag verliert) entdekt ihm eine reyhe zimmer
Die ohne ende ſcheint; und, wie er vorwaͤrts geht,
Wird unvermerkt das matte licht zu ſchimmer,
Der ſchimmer ſchnell zum hoͤchſten glanz erhoͤht.
47. Er
S
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[0279] 44. Ein großes Feſt, der ſchoͤnen Zoradinen Zu ehren im palaſt vom Sultan angeſtellt, Wobey die Odalisken all' erſchienen, Gab ihr, in ihrem theil des Harems, offnes feld. Daß ſich Almanſaris fuͤr uͤberfluͤßig haͤlt Bey dieſer luſtbarkeit, ſchien keinem ungebuͤhrlich; Im gegentheil, man fand das kopfweh ſehr natuͤrlich, Das, wie gebeten, ſie auf einmal uͤberfaͤllt. 45. Die ſtunde ruft. Der ſchoͤne Gaͤrtner nahet Sich leiſe durchs gebuͤſch der kleinen gartenthuͤr. Wie klopft ſein herz! Ihm fehlt der athem ſchier, Da eine weiche hand im dunkeln ihn empfahet, Und ſanft ihn nach ſich zieht. Stillſchweigend folgt er ihr, Mit leiſem tritt, bald auf bald ab, durch enge Sich oft durchkreuzende lichtloſe bogengaͤnge, Und nun entſchluͤpft ſie ihm vor einer neuen thuͤr. 46. Wo ſind wir, fluͤſtert er, und tappt mit beyden haͤnden. Auf einmal oͤfnet ſich die thuͤr. Ein matter ſchein, (Wie wenn ſich, zwiſchen myrtenwaͤnden Mit epheu uͤberwoͤlbt, in einem fruͤhlingshayn Der tag verliert) entdekt ihm eine reyhe zimmer Die ohne ende ſcheint; und, wie er vorwaͤrts geht, Wird unvermerkt das matte licht zu ſchimmer, Der ſchimmer ſchnell zum hoͤchſten glanz erhoͤht. 47. Er S

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/279>, abgerufen am 24.11.2024.