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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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35.
Nun, spricht sie, wenn ichs noch mit zimmetwasser netze,
So ists der schönste brief, den je ein herzensdieb
Von eurer art an seine Liebste schrieb.
Wollt ihr, daß ichs geschwind euch übersetze?
Verliere keine zeit, ruft Hüon, tausend dank!
Du kannst nicht bald genug mir eine antwort bringen;
Die liebe schütze dich und laß es dir gelingen!
Geh, wir erwarten dich auf dieser rasenbank.
36.
Die gute Fatme gieng. Allein, weil ihr kein zimmer
Im innern theil des Harems offen stand,
So lief der strauß durch manche sclavenhand,
Und ward zulezt (wie sich der zufall immer
In alles ungebeten mischt)
Durch einen irrthum von Nadinen aufgefischt,
Und ihrer Königin, nachdem sie erst durch fragen
Das wie und wann erforscht, frohlockend zugetragen.
37.
Weil Fatme diesen brief gebracht,
Die Sclavin Ibrahims, so konnte der verdacht
Auf keinen andern als den schönen Hassan fallen.
Und daß er aus des Harems Schönen allen
Der Schönsten gelten muß, scheint eben so gewiß;
Zumal nach dem was jüngst sich zugetragen.
Was könnte denn das A und H sonst sagen,
Als -- Hassan und Almansaris?
38. Und
35.
Nun, ſpricht ſie, wenn ichs noch mit zimmetwaſſer netze,
So iſts der ſchoͤnſte brief, den je ein herzensdieb
Von eurer art an ſeine Liebſte ſchrieb.
Wollt ihr, daß ichs geſchwind euch uͤberſetze?
Verliere keine zeit, ruft Huͤon, tauſend dank!
Du kannſt nicht bald genug mir eine antwort bringen;
Die liebe ſchuͤtze dich und laß es dir gelingen!
Geh, wir erwarten dich auf dieſer raſenbank.
36.
Die gute Fatme gieng. Allein, weil ihr kein zimmer
Im innern theil des Harems offen ſtand,
So lief der ſtrauß durch manche ſclavenhand,
Und ward zulezt (wie ſich der zufall immer
In alles ungebeten miſcht)
Durch einen irrthum von Nadinen aufgefiſcht,
Und ihrer Koͤnigin, nachdem ſie erſt durch fragen
Das wie und wann erforſcht, frohlockend zugetragen.
37.
Weil Fatme dieſen brief gebracht,
Die Sclavin Ibrahims, ſo konnte der verdacht
Auf keinen andern als den ſchoͤnen Haſſan fallen.
Und daß er aus des Harems Schoͤnen allen
Der Schoͤnſten gelten muß, ſcheint eben ſo gewiß;
Zumal nach dem was juͤngſt ſich zugetragen.
Was koͤnnte denn das A und H ſonſt ſagen,
Als — Haſſan und Almanſaris?
38. Und
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[0276] 35. Nun, ſpricht ſie, wenn ichs noch mit zimmetwaſſer netze, So iſts der ſchoͤnſte brief, den je ein herzensdieb Von eurer art an ſeine Liebſte ſchrieb. Wollt ihr, daß ichs geſchwind euch uͤberſetze? Verliere keine zeit, ruft Huͤon, tauſend dank! Du kannſt nicht bald genug mir eine antwort bringen; Die liebe ſchuͤtze dich und laß es dir gelingen! Geh, wir erwarten dich auf dieſer raſenbank. 36. Die gute Fatme gieng. Allein, weil ihr kein zimmer Im innern theil des Harems offen ſtand, So lief der ſtrauß durch manche ſclavenhand, Und ward zulezt (wie ſich der zufall immer In alles ungebeten miſcht) Durch einen irrthum von Nadinen aufgefiſcht, Und ihrer Koͤnigin, nachdem ſie erſt durch fragen Das wie und wann erforſcht, frohlockend zugetragen. 37. Weil Fatme dieſen brief gebracht, Die Sclavin Ibrahims, ſo konnte der verdacht Auf keinen andern als den ſchoͤnen Haſſan fallen. Und daß er aus des Harems Schoͤnen allen Der Schoͤnſten gelten muß, ſcheint eben ſo gewiß; Zumal nach dem was juͤngſt ſich zugetragen. Was koͤnnte denn das A und H ſonſt ſagen, Als — Haſſan und Almanſaris? 38. Und

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/276>, abgerufen am 24.11.2024.