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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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32.
Unmäßig grämt indeß der schöne Gärtner sich,
Daß ihm -- der schon seit mehr als sieben tagen
Die mauern, wo Amande traurt, umschlich,
(Denn daß sie traurt, das kann sein eignes herz ihm sagen)
Das holde Weib auch durch ein Gitter nur
Zu sehn, nur ihres leichten fußes spur,
(Er würd' ihn, o gewiß! aus tausenden erkennen!)
Die unmitleidigen gestirne noch mißgönnen.
33.
Er wirft sich unmuthsvoll bey seinen freunden hin;
"Könnt ihr, wenn ihr mich liebt, denn keinen weg ersinnen,
Nur einen einz'gen mund im Harem zu gewinnen,
Der meinen namen nur, und daß ich nah ihr bin
Ins ohr ihr flüstre? --" Still! da kömmt mir was zu sinn,
Ruft Fatme aus: Ihr sollt ihr einen Selam schicken!
Geht nur, die blumen die uns nöthig sind zu pflücken;
In dieser sprache bin ich eine meisterin.
34.
Und Hassan eilt, wie Fatme ihm befohlen,
Ein myrtenreis, und lilien, und schasmin,
Und rosen und schonkilien herzuholen.
Drauf heißt sie ihn ein haar aus seinen locken ziehn,
Nimmt dünnen goldnen drat, und windet
Und dreht das haar mit ihm zusammen, bindet
Den strauß damit, und d'rein ein lorberblat
Worauf er A und H, verschränkt, gekritzelt hat.
35. Nun,
32.
Unmaͤßig graͤmt indeß der ſchoͤne Gaͤrtner ſich,
Daß ihm — der ſchon ſeit mehr als ſieben tagen
Die mauern, wo Amande traurt, umſchlich,
(Denn daß ſie traurt, das kann ſein eignes herz ihm ſagen)
Das holde Weib auch durch ein Gitter nur
Zu ſehn, nur ihres leichten fußes ſpur,
(Er wuͤrd' ihn, o gewiß! aus tauſenden erkennen!)
Die unmitleidigen geſtirne noch mißgoͤnnen.
33.
Er wirft ſich unmuthsvoll bey ſeinen freunden hin;
„Koͤnnt ihr, wenn ihr mich liebt, denn keinen weg erſinnen,
Nur einen einz'gen mund im Harem zu gewinnen,
Der meinen namen nur, und daß ich nah ihr bin
Ins ohr ihr fluͤſtre? —“ Still! da koͤmmt mir was zu ſinn,
Ruft Fatme aus: Ihr ſollt ihr einen Selam ſchicken!
Geht nur, die blumen die uns noͤthig ſind zu pfluͤcken;
In dieſer ſprache bin ich eine meiſterin.
34.
Und Haſſan eilt, wie Fatme ihm befohlen,
Ein myrtenreis, und lilien, und ſchasmin,
Und roſen und ſchonkilien herzuholen.
Drauf heißt ſie ihn ein haar aus ſeinen locken ziehn,
Nimmt duͤnnen goldnen drat, und windet
Und dreht das haar mit ihm zuſammen, bindet
Den ſtrauß damit, und d'rein ein lorberblat
Worauf er A und H, verſchraͤnkt, gekritzelt hat.
35. Nun,
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[0275] 32. Unmaͤßig graͤmt indeß der ſchoͤne Gaͤrtner ſich, Daß ihm — der ſchon ſeit mehr als ſieben tagen Die mauern, wo Amande traurt, umſchlich, (Denn daß ſie traurt, das kann ſein eignes herz ihm ſagen) Das holde Weib auch durch ein Gitter nur Zu ſehn, nur ihres leichten fußes ſpur, (Er wuͤrd' ihn, o gewiß! aus tauſenden erkennen!) Die unmitleidigen geſtirne noch mißgoͤnnen. 33. Er wirft ſich unmuthsvoll bey ſeinen freunden hin; „Koͤnnt ihr, wenn ihr mich liebt, denn keinen weg erſinnen, Nur einen einz'gen mund im Harem zu gewinnen, Der meinen namen nur, und daß ich nah ihr bin Ins ohr ihr fluͤſtre? —“ Still! da koͤmmt mir was zu ſinn, Ruft Fatme aus: Ihr ſollt ihr einen Selam ſchicken! Geht nur, die blumen die uns noͤthig ſind zu pfluͤcken; In dieſer ſprache bin ich eine meiſterin. 34. Und Haſſan eilt, wie Fatme ihm befohlen, Ein myrtenreis, und lilien, und ſchasmin, Und roſen und ſchonkilien herzuholen. Drauf heißt ſie ihn ein haar aus ſeinen locken ziehn, Nimmt duͤnnen goldnen drat, und windet Und dreht das haar mit ihm zuſammen, bindet Den ſtrauß damit, und d'rein ein lorberblat Worauf er A und H, verſchraͤnkt, gekritzelt hat. 35. Nun,

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/275>, abgerufen am 24.11.2024.