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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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29.
Allein, seitdem des schönen Gärtners reiz
Mit Amors schärfstem pfeil ihr stolzes herz durchdrungen,
Hat lustbegier die eifersucht verschlungen.
Ihr ehrgeiz weicht nun einem süßern geiz,
Dem geiz nach seinem kuß. Ihn wieder zu besiegen
Ist nun ihr einz'ger stolz. Mag doch die ganze welt
Zu Zoradinens füßen liegen,
Wenn Sie nur den sie liebt in ihren armen hält.
30.
Sie selbst befördert nun den anschlag -- Zoradinen,
Entfernt von ihr, in einem andern theil
Des Harems, den Almonsor schon in eil
Für sie bereiten ließ, anständ'ger zu bedienen.
Der Fremden wahrer stand, wiewohl sie ihn noch nicht
Gestehe, mache dies zu einer art von pflicht;
Beym ersten anblik könn' es keinem aug' entgehen,
Sie sey gewohnt nichts über ihr zu sehen.
31.
Indem Almansaris, mit list'ger höflichkeit,
Auf diese weise sich in ihren eignen zimmern
Von einer Zeugin, die ihr lästig ist, befreyt:
Läßt, ohne sich um sie, und wie sie sich die zeit
Vertreiben kann und will, im mindesten zu kümmern,
Almansor, der nun ganz sich seiner Liebe weiht,
Ihr freyen raum, Entwürfe auszubrüten,
Wozu im Harem ihr sich hundert hände bieten.
32. Un-
29.
Allein, ſeitdem des ſchoͤnen Gaͤrtners reiz
Mit Amors ſchaͤrfſtem pfeil ihr ſtolzes herz durchdrungen,
Hat luſtbegier die eiferſucht verſchlungen.
Ihr ehrgeiz weicht nun einem ſuͤßern geiz,
Dem geiz nach ſeinem kuß. Ihn wieder zu beſiegen
Iſt nun ihr einz'ger ſtolz. Mag doch die ganze welt
Zu Zoradinens fuͤßen liegen,
Wenn Sie nur den ſie liebt in ihren armen haͤlt.
30.
Sie ſelbſt befoͤrdert nun den anſchlag — Zoradinen,
Entfernt von ihr, in einem andern theil
Des Harems, den Almonſor ſchon in eil
Fuͤr ſie bereiten ließ, anſtaͤnd'ger zu bedienen.
Der Fremden wahrer ſtand, wiewohl ſie ihn noch nicht
Geſtehe, mache dies zu einer art von pflicht;
Beym erſten anblik koͤnn' es keinem aug' entgehen,
Sie ſey gewohnt nichts uͤber ihr zu ſehen.
31.
Indem Almanſaris, mit liſt'ger hoͤflichkeit,
Auf dieſe weiſe ſich in ihren eignen zimmern
Von einer Zeugin, die ihr laͤſtig iſt, befreyt:
Laͤßt, ohne ſich um ſie, und wie ſie ſich die zeit
Vertreiben kann und will, im mindeſten zu kuͤmmern,
Almanſor, der nun ganz ſich ſeiner Liebe weiht,
Ihr freyen raum, Entwuͤrfe auszubruͤten,
Wozu im Harem ihr ſich hundert haͤnde bieten.
32. Un-
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[0274] 29. Allein, ſeitdem des ſchoͤnen Gaͤrtners reiz Mit Amors ſchaͤrfſtem pfeil ihr ſtolzes herz durchdrungen, Hat luſtbegier die eiferſucht verſchlungen. Ihr ehrgeiz weicht nun einem ſuͤßern geiz, Dem geiz nach ſeinem kuß. Ihn wieder zu beſiegen Iſt nun ihr einz'ger ſtolz. Mag doch die ganze welt Zu Zoradinens fuͤßen liegen, Wenn Sie nur den ſie liebt in ihren armen haͤlt. 30. Sie ſelbſt befoͤrdert nun den anſchlag — Zoradinen, Entfernt von ihr, in einem andern theil Des Harems, den Almonſor ſchon in eil Fuͤr ſie bereiten ließ, anſtaͤnd'ger zu bedienen. Der Fremden wahrer ſtand, wiewohl ſie ihn noch nicht Geſtehe, mache dies zu einer art von pflicht; Beym erſten anblik koͤnn' es keinem aug' entgehen, Sie ſey gewohnt nichts uͤber ihr zu ſehen. 31. Indem Almanſaris, mit liſt'ger hoͤflichkeit, Auf dieſe weiſe ſich in ihren eignen zimmern Von einer Zeugin, die ihr laͤſtig iſt, befreyt: Laͤßt, ohne ſich um ſie, und wie ſie ſich die zeit Vertreiben kann und will, im mindeſten zu kuͤmmern, Almanſor, der nun ganz ſich ſeiner Liebe weiht, Ihr freyen raum, Entwuͤrfe auszubruͤten, Wozu im Harem ihr ſich hundert haͤnde bieten. 32. Un-

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/274>, abgerufen am 28.11.2024.