Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.48. Ich bin, wie er, von fürstlichem geschlecht,Ein Pair des reichs, und fodre hier mein recht. Der kayser kann mirs nicht versagen! Da liegt mein handschuh, laßt ihn's wagen Ihn aufzunehmen! und Gott in seinem gericht Entscheide, welchen von uns die stimme dieses blutes Zur hölle donnern soll! Die quelle meines muthes Ist meine unschuld, Herr! Mich schreckt sein donner nicht. 49. Die fürsten des kayserreichs, so viel von ihnen zugegen,Ein jeder sieht sich selbst in meiner verdammung gekränkt. Sie murmeln, dem meere gleich, wenn sich von fern zu regen Der sturm beginnt: sie bitten, dringen, legen Das recht ihm vor. Umsonst! den starren blick gesenkt Auf Scharlots blut'ges haupt, kann nichts den vater bewegen: Wiewohl auch Hohenblat, der's für ein leichtes hält Mir obzusiegen, sich unter die bittenden stellt. 50. Herr, spricht er, laß mich gehn, den frevler abzustrafen,Ich wage nichts wo pflicht und recht mich schüzt. Ha! rief ich laut, von schaam und grimm erhizt, Du spottest noch, verräther? Erzittre! immer schlafen Des rächers blitze nicht. Mein schwert, ruft Hohenblat, Soll, mörder, sie auf deine scheitel häufen! Doch Karl, den meine glut nur mehr erbittert hat, Befiehlt der wache, mich zu greifen. 51. Dies B 2
48. Ich bin, wie er, von fuͤrſtlichem geſchlecht,Ein Pair des reichs, und fodre hier mein recht. Der kayſer kann mirs nicht verſagen! Da liegt mein handſchuh, laßt ihn's wagen Ihn aufzunehmen! und Gott in ſeinem gericht Entſcheide, welchen von uns die ſtimme dieſes blutes Zur hoͤlle donnern ſoll! Die quelle meines muthes Iſt meine unſchuld, Herr! Mich ſchreckt ſein donner nicht. 49. Die fuͤrſten des kayſerreichs, ſo viel von ihnen zugegen,Ein jeder ſieht ſich ſelbſt in meiner verdammung gekraͤnkt. Sie murmeln, dem meere gleich, wenn ſich von fern zu regen Der ſturm beginnt: ſie bitten, dringen, legen Das recht ihm vor. Umſonſt! den ſtarren blick geſenkt Auf Scharlots blut'ges haupt, kann nichts den vater bewegen: Wiewohl auch Hohenblat, der's fuͤr ein leichtes haͤlt Mir obzuſiegen, ſich unter die bittenden ſtellt. 50. Herr, ſpricht er, laß mich gehn, den frevler abzuſtrafen,Ich wage nichts wo pflicht und recht mich ſchuͤzt. Ha! rief ich laut, von ſchaam und grimm erhizt, Du ſpotteſt noch, verraͤther? Erzittre! immer ſchlafen Des raͤchers blitze nicht. Mein ſchwert, ruft Hohenblat, Soll, moͤrder, ſie auf deine ſcheitel haͤufen! Doch Karl, den meine glut nur mehr erbittert hat, Befiehlt der wache, mich zu greifen. 51. Dies B 2
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48.
Ich bin, wie er, von fuͤrſtlichem geſchlecht,
Ein Pair des reichs, und fodre hier mein recht.
Der kayſer kann mirs nicht verſagen!
Da liegt mein handſchuh, laßt ihn's wagen
Ihn aufzunehmen! und Gott in ſeinem gericht
Entſcheide, welchen von uns die ſtimme dieſes blutes
Zur hoͤlle donnern ſoll! Die quelle meines muthes
Iſt meine unſchuld, Herr! Mich ſchreckt ſein donner nicht.
49.
Die fuͤrſten des kayſerreichs, ſo viel von ihnen zugegen,
Ein jeder ſieht ſich ſelbſt in meiner verdammung gekraͤnkt.
Sie murmeln, dem meere gleich, wenn ſich von fern zu regen
Der ſturm beginnt: ſie bitten, dringen, legen
Das recht ihm vor. Umſonſt! den ſtarren blick geſenkt
Auf Scharlots blut'ges haupt, kann nichts den vater bewegen:
Wiewohl auch Hohenblat, der's fuͤr ein leichtes haͤlt
Mir obzuſiegen, ſich unter die bittenden ſtellt.
50.
Herr, ſpricht er, laß mich gehn, den frevler abzuſtrafen,
Ich wage nichts wo pflicht und recht mich ſchuͤzt.
Ha! rief ich laut, von ſchaam und grimm erhizt,
Du ſpotteſt noch, verraͤther? Erzittre! immer ſchlafen
Des raͤchers blitze nicht. Mein ſchwert, ruft Hohenblat,
Soll, moͤrder, ſie auf deine ſcheitel haͤufen!
Doch Karl, den meine glut nur mehr erbittert hat,
Befiehlt der wache, mich zu greifen.
51. Dies
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