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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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62.
Mit einem schrey gen Himmel sinkt Amande
In Ohnmacht, da sie ihn erwürgt zu sehen glaubt.
Man schleppt sie nach dem schiff, indeß das volk am strande
Auf den gefallnen stürmt, und tobt, und rache schnaubt.
Ihm einen schnellen tod zu geben,
Wärs auch der blutigste, däucht sie gelindigkeit;
Nein, ruft der Hauptmann aus, um desto längre zeit
Der tode grausamsten zu sterben, soll er leben!
63.
Sie schleppen ihn tief in den wald hinein,
So weit vom strand, daß auch sein lautstes schreyn
Kein ohr erreichen kann, und binden ihn mit stricken
Um arm und bein, hals und rücken,
An einen baum. Der unglükselge blikt
Zum Himmel auf, verstummend und erdrükt
Von seines elends last; und lautfrohlockend fahren
Mit ihrem schönen raub nach Tunis die Barbaren.
Oberon
62.
Mit einem ſchrey gen Himmel ſinkt Amande
In Ohnmacht, da ſie ihn erwuͤrgt zu ſehen glaubt.
Man ſchleppt ſie nach dem ſchiff, indeß das volk am ſtrande
Auf den gefallnen ſtuͤrmt, und tobt, und rache ſchnaubt.
Ihm einen ſchnellen tod zu geben,
Waͤrs auch der blutigſte, daͤucht ſie gelindigkeit;
Nein, ruft der Hauptmann aus, um deſto laͤngre zeit
Der tode grauſamſten zu ſterben, ſoll er leben!
63.
Sie ſchleppen ihn tief in den wald hinein,
So weit vom ſtrand, daß auch ſein lautſtes ſchreyn
Kein ohr erreichen kann, und binden ihn mit ſtricken
Um arm und bein, hals und ruͤcken,
An einen baum. Der ungluͤkſelge blikt
Zum Himmel auf, verſtummend und erdruͤkt
Von ſeines elends laſt; und lautfrohlockend fahren
Mit ihrem ſchoͤnen raub nach Tunis die Barbaren.
Oberon
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[0245] 62. Mit einem ſchrey gen Himmel ſinkt Amande In Ohnmacht, da ſie ihn erwuͤrgt zu ſehen glaubt. Man ſchleppt ſie nach dem ſchiff, indeß das volk am ſtrande Auf den gefallnen ſtuͤrmt, und tobt, und rache ſchnaubt. Ihm einen ſchnellen tod zu geben, Waͤrs auch der blutigſte, daͤucht ſie gelindigkeit; Nein, ruft der Hauptmann aus, um deſto laͤngre zeit Der tode grauſamſten zu ſterben, ſoll er leben! 63. Sie ſchleppen ihn tief in den wald hinein, So weit vom ſtrand, daß auch ſein lautſtes ſchreyn Kein ohr erreichen kann, und binden ihn mit ſtricken Um arm und bein, hals und ruͤcken, An einen baum. Der ungluͤkſelge blikt Zum Himmel auf, verſtummend und erdruͤkt Von ſeines elends laſt; und lautfrohlockend fahren Mit ihrem ſchoͤnen raub nach Tunis die Barbaren. Oberon

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/245>, abgerufen am 21.11.2024.