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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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23.
Bey diesem schwachen hoffnungsschimmer,
Der, wie ein fernes licht in tiefer nacht, ihm scheint,
Entschließt er sich, von Fatme nun sich nimmer
Zu trennen, und, mit ihr durch gleichen schmerz vereint,
Des Schiksals aufschluß hier in Tunis abzuwarten.
Durch ihren vorschub tauscht er pilgerstab und kleid
Mit einem sclavenwamms und einem grabescheid,
Und dient um tagelohn im königlichen garten.
24.
Indessen Fatme und der wakre Scherasmin
Die blumenfelder, die sie bauen,
Wie ihrer Lieben grab, mit thränen oft bethauen;
Sieht Hüon, seit sein prüfend schiksal ihn
In diese Einsiedley voll anmuth und voll grauen
Verbannt, nicht ohne gram den dritten frühling blühn.
Unmöglich kann er noch sein heldenherz entwöhnen
Ins weltgetümmel sich mit Macht zurükzusehnen.
25.
Der kleine Hüonnet, das schönste mittelding
Von mütterlichem reiz und väterlicher stärke,
Das je am hals von einer Göttin hieng,
Und wahrlich doch zu anderm tagewerke
Bestimmt, als mit der axt auf seiner schulter einst
Ins holz zu gehn, vermehrt nur seinen kummer.
Auch dich, o Rezia, in nächten ohne schlummer,
Belauscht dein Engel oft, wenn du im stillen weinst.
26. Tief
23.
Bey dieſem ſchwachen hoffnungsſchimmer,
Der, wie ein fernes licht in tiefer nacht, ihm ſcheint,
Entſchließt er ſich, von Fatme nun ſich nimmer
Zu trennen, und, mit ihr durch gleichen ſchmerz vereint,
Des Schikſals aufſchluß hier in Tunis abzuwarten.
Durch ihren vorſchub tauſcht er pilgerſtab und kleid
Mit einem ſclavenwamms und einem grabeſcheid,
Und dient um tagelohn im koͤniglichen garten.
24.
Indeſſen Fatme und der wakre Scherasmin
Die blumenfelder, die ſie bauen,
Wie ihrer Lieben grab, mit thraͤnen oft bethauen;
Sieht Huͤon, ſeit ſein pruͤfend ſchikſal ihn
In dieſe Einſiedley voll anmuth und voll grauen
Verbannt, nicht ohne gram den dritten fruͤhling bluͤhn.
Unmoͤglich kann er noch ſein heldenherz entwoͤhnen
Ins weltgetuͤmmel ſich mit Macht zuruͤkzuſehnen.
25.
Der kleine Huͤonnet, das ſchoͤnſte mittelding
Von muͤtterlichem reiz und vaͤterlicher ſtaͤrke,
Das je am hals von einer Goͤttin hieng,
Und wahrlich doch zu anderm tagewerke
Beſtimmt, als mit der axt auf ſeiner ſchulter einſt
Ins holz zu gehn, vermehrt nur ſeinen kummer.
Auch dich, o Rezia, in naͤchten ohne ſchlummer,
Belauſcht dein Engel oft, wenn du im ſtillen weinſt.
26. Tief
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[0232] 23. Bey dieſem ſchwachen hoffnungsſchimmer, Der, wie ein fernes licht in tiefer nacht, ihm ſcheint, Entſchließt er ſich, von Fatme nun ſich nimmer Zu trennen, und, mit ihr durch gleichen ſchmerz vereint, Des Schikſals aufſchluß hier in Tunis abzuwarten. Durch ihren vorſchub tauſcht er pilgerſtab und kleid Mit einem ſclavenwamms und einem grabeſcheid, Und dient um tagelohn im koͤniglichen garten. 24. Indeſſen Fatme und der wakre Scherasmin Die blumenfelder, die ſie bauen, Wie ihrer Lieben grab, mit thraͤnen oft bethauen; Sieht Huͤon, ſeit ſein pruͤfend ſchikſal ihn In dieſe Einſiedley voll anmuth und voll grauen Verbannt, nicht ohne gram den dritten fruͤhling bluͤhn. Unmoͤglich kann er noch ſein heldenherz entwoͤhnen Ins weltgetuͤmmel ſich mit Macht zuruͤkzuſehnen. 25. Der kleine Huͤonnet, das ſchoͤnſte mittelding Von muͤtterlichem reiz und vaͤterlicher ſtaͤrke, Das je am hals von einer Goͤttin hieng, Und wahrlich doch zu anderm tagewerke Beſtimmt, als mit der axt auf ſeiner ſchulter einſt Ins holz zu gehn, vermehrt nur ſeinen kummer. Auch dich, o Rezia, in naͤchten ohne ſchlummer, Belauſcht dein Engel oft, wenn du im ſtillen weinſt. 26. Tief

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/232>, abgerufen am 24.11.2024.