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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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38.
Doch, dies ists nicht was in den taumelnden minuten
Der ersten trunkenheit die Wonnevollen rührt.
So unverhoft, so wunderbar den fluten
Entronnen, unversehrt an troknes land geführt,
Gerettet, frey, allein, sich arm in arm zu finden,
Dies übermäßig große glük
Macht alles um sie her aus ihren augen schwinden.
Doch ruft ihr zustand bald sie zum gefühl zurük.
39.
Durchnäßt bis auf die haut, wie konnten sie vermeiden
Sich ungesäumt am strande zu entkleiden?
Hoch stand die Sonn' und einsam war der strand.
Allein, indeß ihr trieffendes gewand
An felsen hängt, wohin dem Sonnenstral entfliehen,
Der deine Lilienhaut, Amanda, dörrt und sticht?
Der Sand brennt ihren fuß, die schrofen steine glühen,
Und ach! kein baum, kein busch, der ihr ein Obdach flicht!
40.
Zulezt entdekt des Jünglings bangen augen
Sich eine felsenkluft. Er faßt Amanden auf
Und fliegt mit ihr dahin; trägt eilends schilf zu hauf'
Und altes moos (der Noth muß alles taugen)
Zur lagerstatt, und wirft dann neben ihr sich hin.
Sie sehn sich seufzend an, und saugen
Eins aus des andern augen Trost, für jede noth
Die gegenwärtig drükt und in der zukunft droht.
41. O
38.
Doch, dies iſts nicht was in den taumelnden minuten
Der erſten trunkenheit die Wonnevollen ruͤhrt.
So unverhoft, ſo wunderbar den fluten
Entronnen, unverſehrt an troknes land gefuͤhrt,
Gerettet, frey, allein, ſich arm in arm zu finden,
Dies uͤbermaͤßig große gluͤk
Macht alles um ſie her aus ihren augen ſchwinden.
Doch ruft ihr zuſtand bald ſie zum gefuͤhl zuruͤk.
39.
Durchnaͤßt bis auf die haut, wie konnten ſie vermeiden
Sich ungeſaͤumt am ſtrande zu entkleiden?
Hoch ſtand die Sonn' und einſam war der ſtrand.
Allein, indeß ihr trieffendes gewand
An felſen haͤngt, wohin dem Sonnenſtral entfliehen,
Der deine Lilienhaut, Amanda, doͤrrt und ſticht?
Der Sand brennt ihren fuß, die ſchrofen ſteine gluͤhen,
Und ach! kein baum, kein buſch, der ihr ein Obdach flicht!
40.
Zulezt entdekt des Juͤnglings bangen augen
Sich eine felſenkluft. Er faßt Amanden auf
Und fliegt mit ihr dahin; traͤgt eilends ſchilf zu hauf'
Und altes moos (der Noth muß alles taugen)
Zur lagerſtatt, und wirft dann neben ihr ſich hin.
Sie ſehn ſich ſeufzend an, und ſaugen
Eins aus des andern augen Troſt, fuͤr jede noth
Die gegenwaͤrtig druͤkt und in der zukunft droht.
41. O
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[0176] 38. Doch, dies iſts nicht was in den taumelnden minuten Der erſten trunkenheit die Wonnevollen ruͤhrt. So unverhoft, ſo wunderbar den fluten Entronnen, unverſehrt an troknes land gefuͤhrt, Gerettet, frey, allein, ſich arm in arm zu finden, Dies uͤbermaͤßig große gluͤk Macht alles um ſie her aus ihren augen ſchwinden. Doch ruft ihr zuſtand bald ſie zum gefuͤhl zuruͤk. 39. Durchnaͤßt bis auf die haut, wie konnten ſie vermeiden Sich ungeſaͤumt am ſtrande zu entkleiden? Hoch ſtand die Sonn' und einſam war der ſtrand. Allein, indeß ihr trieffendes gewand An felſen haͤngt, wohin dem Sonnenſtral entfliehen, Der deine Lilienhaut, Amanda, doͤrrt und ſticht? Der Sand brennt ihren fuß, die ſchrofen ſteine gluͤhen, Und ach! kein baum, kein buſch, der ihr ein Obdach flicht! 40. Zulezt entdekt des Juͤnglings bangen augen Sich eine felſenkluft. Er faßt Amanden auf Und fliegt mit ihr dahin; traͤgt eilends ſchilf zu hauf' Und altes moos (der Noth muß alles taugen) Zur lagerſtatt, und wirft dann neben ihr ſich hin. Sie ſehn ſich ſeufzend an, und ſaugen Eins aus des andern augen Troſt, fuͤr jede noth Die gegenwaͤrtig druͤkt und in der zukunft droht. 41. O

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/176>, abgerufen am 28.11.2024.