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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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53.
Auch Rezia, seitdem sie von Amanden
Den namen eingetauscht, glaubt freyer von den banden
Des zwangs zu seyn; ist nicht mehr Rezia, vergißt
Nur desto leichter Königswürde,
Hof, Vaterland, und kurz was nicht Amanda ist.
Die rükerinnerung, die sonst wie eine bürde
Zuweilen noch an ihrem nacken hieng,
Fiel mit dem namen ab, den sie im tauf empfieng.
54.
Sie ist nun ganz für Hüon neugeboren,
Gab alles, was sie war, für ihn,
Gab eine Welt um Liebe hin,
Und fühlt in seinem arm, sie habe nichts verloren.
Sie gab sich weg, und ist Amande nun
Für Liebe nur, durch Liebe nur zu leben,
Hat in der Welt nichts anders mehr zu thun,
Nichts anders zu empfangen noch zu geben.
55.
Der wakre Scherasmin, der das verliebte Paar
In solcher stimmung sieht, erschrikt vor ihren blicken.
Er wird darinn ich weiß nicht was gewahr,
Das lüstern ist verbotne frucht zu pflücken.
Ein Zeuge drükte sie, das sah er offenbar.
Sie küßten sich, sobald er nur den rücken
Ein wenig kehrt, so rasch, so durstiglich,
Und wurden roth, sobald sein auge sie bestrich.
56. Im
I 2
53.
Auch Rezia, ſeitdem ſie von Amanden
Den namen eingetauſcht, glaubt freyer von den banden
Des zwangs zu ſeyn; iſt nicht mehr Rezia, vergißt
Nur deſto leichter Koͤnigswuͤrde,
Hof, Vaterland, und kurz was nicht Amanda iſt.
Die ruͤkerinnerung, die ſonſt wie eine buͤrde
Zuweilen noch an ihrem nacken hieng,
Fiel mit dem namen ab, den ſie im tauf empfieng.
54.
Sie iſt nun ganz fuͤr Huͤon neugeboren,
Gab alles, was ſie war, fuͤr ihn,
Gab eine Welt um Liebe hin,
Und fuͤhlt in ſeinem arm, ſie habe nichts verloren.
Sie gab ſich weg, und iſt Amande nun
Fuͤr Liebe nur, durch Liebe nur zu leben,
Hat in der Welt nichts anders mehr zu thun,
Nichts anders zu empfangen noch zu geben.
55.
Der wakre Scherasmin, der das verliebte Paar
In ſolcher ſtimmung ſieht, erſchrikt vor ihren blicken.
Er wird darinn ich weiß nicht was gewahr,
Das luͤſtern iſt verbotne frucht zu pfluͤcken.
Ein Zeuge druͤkte ſie, das ſah er offenbar.
Sie kuͤßten ſich, ſobald er nur den ruͤcken
Ein wenig kehrt, ſo raſch, ſo durſtiglich,
Und wurden roth, ſobald ſein auge ſie beſtrich.
56. Im
I 2
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[0137] 53. Auch Rezia, ſeitdem ſie von Amanden Den namen eingetauſcht, glaubt freyer von den banden Des zwangs zu ſeyn; iſt nicht mehr Rezia, vergißt Nur deſto leichter Koͤnigswuͤrde, Hof, Vaterland, und kurz was nicht Amanda iſt. Die ruͤkerinnerung, die ſonſt wie eine buͤrde Zuweilen noch an ihrem nacken hieng, Fiel mit dem namen ab, den ſie im tauf empfieng. 54. Sie iſt nun ganz fuͤr Huͤon neugeboren, Gab alles, was ſie war, fuͤr ihn, Gab eine Welt um Liebe hin, Und fuͤhlt in ſeinem arm, ſie habe nichts verloren. Sie gab ſich weg, und iſt Amande nun Fuͤr Liebe nur, durch Liebe nur zu leben, Hat in der Welt nichts anders mehr zu thun, Nichts anders zu empfangen noch zu geben. 55. Der wakre Scherasmin, der das verliebte Paar In ſolcher ſtimmung ſieht, erſchrikt vor ihren blicken. Er wird darinn ich weiß nicht was gewahr, Das luͤſtern iſt verbotne frucht zu pfluͤcken. Ein Zeuge druͤkte ſie, das ſah er offenbar. Sie kuͤßten ſich, ſobald er nur den ruͤcken Ein wenig kehrt, ſo raſch, ſo durſtiglich, Und wurden roth, ſobald ſein auge ſie beſtrich. 56. Im I 2

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/137>, abgerufen am 28.11.2024.