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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

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Agathon.
schikter Steuermann nach einer kurzen Verweilung in
einigen griechischen See-Städten, wo er sich nirgends
zu erkennen gab, glüklich nach Syracus, um an dem
Hof' eines Fürsten zu lernen, daß auf dieser schlü-
pfrigen Höhe die Tugend entweder der Klugheit auf-
geopfert werden muß, oder die behutsamste Klugheit
nicht hinreichend ist, den Fall des Tugendhaften zu ver-
hindern.

Siebentes Capitel.
Eine oder zwoo Digressionen.

Wir wünschen uns Leserinnen zu haben; (denn diese
Geschichte, wenn sie auch weniger wahr wäre, als sie
ist, gehört nicht unter die gefährlichen Romanen, von
welchen der Verfasser des gefährlichsten und lehrreichsten
Romans in der Welt die Jungfrauen zurükschrekt)
und wir sehen es also nicht gerne, daß einige unter
ihnen, welche noch Geduld genug gehabt, dieses achte
Buch bis zum Schluß zu durchblättern --- in der Mey-
nung, daß nun nichts interessantes mehr zu erwarten
sey, nachdem Agathon durch einen Streich von der
verhaßtesten Art, durch eine heimliche Flucht der Liebe
den Dienst aufgesagt habe --- den zweyten Theil seiner
Geschichte ganz kaltsinnig aus ihren schönen Händen
entschlüpfen lassen, und --- vielleicht den Sopha, oder
die allerliebste kleine Puppe des Hrn. Bibiena ergreifen,

um

Agathon.
ſchikter Steuermann nach einer kurzen Verweilung in
einigen griechiſchen See-Staͤdten, wo er ſich nirgends
zu erkennen gab, gluͤklich nach Syracus, um an dem
Hof’ eines Fuͤrſten zu lernen, daß auf dieſer ſchluͤ-
pfrigen Hoͤhe die Tugend entweder der Klugheit auf-
geopfert werden muß, oder die behutſamſte Klugheit
nicht hinreichend iſt, den Fall des Tugendhaften zu ver-
hindern.

Siebentes Capitel.
Eine oder zwoo Digreſſionen.

Wir wuͤnſchen uns Leſerinnen zu haben; (denn dieſe
Geſchichte, wenn ſie auch weniger wahr waͤre, als ſie
iſt, gehoͤrt nicht unter die gefaͤhrlichen Romanen, von
welchen der Verfaſſer des gefaͤhrlichſten und lehrreichſten
Romans in der Welt die Jungfrauen zuruͤkſchrekt)
und wir ſehen es alſo nicht gerne, daß einige unter
ihnen, welche noch Geduld genug gehabt, dieſes achte
Buch bis zum Schluß zu durchblaͤttern ‒‒‒ in der Mey-
nung, daß nun nichts intereſſantes mehr zu erwarten
ſey, nachdem Agathon durch einen Streich von der
verhaßteſten Art, durch eine heimliche Flucht der Liebe
den Dienſt aufgeſagt habe ‒‒‒ den zweyten Theil ſeiner
Geſchichte ganz kaltſinnig aus ihren ſchoͤnen Haͤnden
entſchluͤpfen laſſen, und ‒‒‒ vielleicht den Sopha, oder
die allerliebſte kleine Puppe des Hrn. Bibiena ergreifen,

um
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[68/0070] Agathon. ſchikter Steuermann nach einer kurzen Verweilung in einigen griechiſchen See-Staͤdten, wo er ſich nirgends zu erkennen gab, gluͤklich nach Syracus, um an dem Hof’ eines Fuͤrſten zu lernen, daß auf dieſer ſchluͤ- pfrigen Hoͤhe die Tugend entweder der Klugheit auf- geopfert werden muß, oder die behutſamſte Klugheit nicht hinreichend iſt, den Fall des Tugendhaften zu ver- hindern. Siebentes Capitel. Eine oder zwoo Digreſſionen. Wir wuͤnſchen uns Leſerinnen zu haben; (denn dieſe Geſchichte, wenn ſie auch weniger wahr waͤre, als ſie iſt, gehoͤrt nicht unter die gefaͤhrlichen Romanen, von welchen der Verfaſſer des gefaͤhrlichſten und lehrreichſten Romans in der Welt die Jungfrauen zuruͤkſchrekt) und wir ſehen es alſo nicht gerne, daß einige unter ihnen, welche noch Geduld genug gehabt, dieſes achte Buch bis zum Schluß zu durchblaͤttern ‒‒‒ in der Mey- nung, daß nun nichts intereſſantes mehr zu erwarten ſey, nachdem Agathon durch einen Streich von der verhaßteſten Art, durch eine heimliche Flucht der Liebe den Dienſt aufgeſagt habe ‒‒‒ den zweyten Theil ſeiner Geſchichte ganz kaltſinnig aus ihren ſchoͤnen Haͤnden entſchluͤpfen laſſen, und ‒‒‒ vielleicht den Sopha, oder die allerliebſte kleine Puppe des Hrn. Bibiena ergreifen, um

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/70>, abgerufen am 25.11.2024.