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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

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Achtes Buch, drittes Capitel.
leicht einfallen könnte, ihn durch eine frühere Ankunft,
als sie in ihrem lezten Briefe versprochen hatte, über-
raschen zu wollen, (ein Gedanke, den wir sehr geneigt
sind der Eingebung des Schuzgeistes seiner Tugend zu zu-
schreiben, so prophetisch war er) stellte ihm die Noth-
wendigkeit der schleunigsten Flucht so dringend vor, daß
er sich, sobald er den Boten der Danae abgefertiget
hatte, nach dem Hafen begab, sich um ein Schiff um zu
sehen, welches ihn noch in dieser Nacht von Smyrna
entfernen möchte.

Viertes Capitel.
Eine kleine Abschweiffung.

Unsere Leser werden, wenn sie diese Geschichte mit et-
was weniger Flüchtigkeit als einen Französischen Roman
du jour
zu lesen würdigen, bemerkt haben, daß die
Wiederherstellung unsers Helden aus einem Zustande, in
welchem er diesen Nahmen allerdings nicht verdient hat,
eigentlich weder seiner Vernunft noch seiner Liebe zur
Tugend zu zuschreiben sey; so angenehm es uns auch
gewesen wäre, der einen oder der andern die Ehre einer
so schönen Cur allein zu zuwenden. Mit aller der auf-
richtigen Hochachtung, welche wir für beyde hegen,
müssen wir gestehen, daß wenn es auf sie allein ange-
kommen wäre, Agathon noch lange in den Fesseln der

schönen
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Achtes Buch, drittes Capitel.
leicht einfallen koͤnnte, ihn durch eine fruͤhere Ankunft,
als ſie in ihrem lezten Briefe verſprochen hatte, uͤber-
raſchen zu wollen, (ein Gedanke, den wir ſehr geneigt
ſind der Eingebung des Schuzgeiſtes ſeiner Tugend zu zu-
ſchreiben, ſo prophetiſch war er) ſtellte ihm die Noth-
wendigkeit der ſchleunigſten Flucht ſo dringend vor, daß
er ſich, ſobald er den Boten der Danae abgefertiget
hatte, nach dem Hafen begab, ſich um ein Schiff um zu
ſehen, welches ihn noch in dieſer Nacht von Smyrna
entfernen moͤchte.

Viertes Capitel.
Eine kleine Abſchweiffung.

Unſere Leſer werden, wenn ſie dieſe Geſchichte mit et-
was weniger Fluͤchtigkeit als einen Franzoͤſiſchen Roman
du jour
zu leſen wuͤrdigen, bemerkt haben, daß die
Wiederherſtellung unſers Helden aus einem Zuſtande, in
welchem er dieſen Nahmen allerdings nicht verdient hat,
eigentlich weder ſeiner Vernunft noch ſeiner Liebe zur
Tugend zu zuſchreiben ſey; ſo angenehm es uns auch
geweſen waͤre, der einen oder der andern die Ehre einer
ſo ſchoͤnen Cur allein zu zuwenden. Mit aller der auf-
richtigen Hochachtung, welche wir fuͤr beyde hegen,
muͤſſen wir geſtehen, daß wenn es auf ſie allein ange-
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[39/0041] Achtes Buch, drittes Capitel. leicht einfallen koͤnnte, ihn durch eine fruͤhere Ankunft, als ſie in ihrem lezten Briefe verſprochen hatte, uͤber- raſchen zu wollen, (ein Gedanke, den wir ſehr geneigt ſind der Eingebung des Schuzgeiſtes ſeiner Tugend zu zu- ſchreiben, ſo prophetiſch war er) ſtellte ihm die Noth- wendigkeit der ſchleunigſten Flucht ſo dringend vor, daß er ſich, ſobald er den Boten der Danae abgefertiget hatte, nach dem Hafen begab, ſich um ein Schiff um zu ſehen, welches ihn noch in dieſer Nacht von Smyrna entfernen moͤchte. Viertes Capitel. Eine kleine Abſchweiffung. Unſere Leſer werden, wenn ſie dieſe Geſchichte mit et- was weniger Fluͤchtigkeit als einen Franzoͤſiſchen Roman du jour zu leſen wuͤrdigen, bemerkt haben, daß die Wiederherſtellung unſers Helden aus einem Zuſtande, in welchem er dieſen Nahmen allerdings nicht verdient hat, eigentlich weder ſeiner Vernunft noch ſeiner Liebe zur Tugend zu zuſchreiben ſey; ſo angenehm es uns auch geweſen waͤre, der einen oder der andern die Ehre einer ſo ſchoͤnen Cur allein zu zuwenden. Mit aller der auf- richtigen Hochachtung, welche wir fuͤr beyde hegen, muͤſſen wir geſtehen, daß wenn es auf ſie allein ange- kommen waͤre, Agathon noch lange in den Feſſeln der ſchoͤnen C 4

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/41>, abgerufen am 27.11.2024.