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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

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Agathon.
wendig, dieser allzuzärtlichen Scene ein Ende zu machen.
Agathon konnte noch nicht reden -- und was hätte er
reden sollen? -- Jch bin zufrieden, Agathon, sagte sie
mit einer Stimme, welche wider ihren Willen verrieth,
wie schwer es ihr wurde, ihre Thränen zurükzuhal-
ten -- Jch bin zufrieden -- du findest eine Freundin
wieder -- und ich hoffe du werdest sie künftig deiner
Hochachtung weniger unwürdig finden, als jemals --
Keine Entschuldigungen mein Freund, (denn Agathon
wollte etwas sagen, das einer Entschuldigung gleich
sah, und woraus er sich in der heftigen Bewegung,
worinn er war, schwerlich zu seinem Vortheil gezogen
hätte) du wirst keine Vorwürfe von mir hören -- wir
wollen uns des Vergangenen nur erinnern, um das
Vergnügen eines so unverhoften Wiedersehens desto voll-
kommmer zu geniessen -- Großmüthige, göttliche Danae!
rief Agathon in einer Entzükung von Dankbarkeit und
Liebe -- Keine Beywörter, Agathon, unterbrach ihn
Danae, keine Schwärmerey! Du bist zu sehr gerührt;
beruhige dich -- wir werden Zeit genug haben, uns
von allem, was seitdem wir uns zum lezten mal gesehen
haben, vorgegangen ist, Rechenschaft zu geben -- Laß
mich das Vergnügen dich wieder gefunden zu haben un-
vermischt geniessen; es ist das erste, das mir seit zweyen
Jahren zu Theil wird.

Mit diesen Worten (und in der That hätte sie die
leztern für sich selbst behalten können, wenn es mög-
lich wäre, immer Meister von seinem Herzen zu seyn)

stuhnd

Agathon.
wendig, dieſer allzuzaͤrtlichen Scene ein Ende zu machen.
Agathon konnte noch nicht reden ‒‒ und was haͤtte er
reden ſollen? ‒‒ Jch bin zufrieden, Agathon, ſagte ſie
mit einer Stimme, welche wider ihren Willen verrieth,
wie ſchwer es ihr wurde, ihre Thraͤnen zuruͤkzuhal-
ten ‒‒ Jch bin zufrieden ‒‒ du findeſt eine Freundin
wieder ‒‒ und ich hoffe du werdeſt ſie kuͤnftig deiner
Hochachtung weniger unwuͤrdig finden, als jemals ‒‒
Keine Entſchuldigungen mein Freund, (denn Agathon
wollte etwas ſagen, das einer Entſchuldigung gleich
ſah, und woraus er ſich in der heftigen Bewegung,
worinn er war, ſchwerlich zu ſeinem Vortheil gezogen
haͤtte) du wirſt keine Vorwuͤrfe von mir hoͤren ‒‒ wir
wollen uns des Vergangenen nur erinnern, um das
Vergnuͤgen eines ſo unverhoften Wiederſehens deſto voll-
kom̃mer zu genieſſen ‒‒ Großmuͤthige, goͤttliche Danae!
rief Agathon in einer Entzuͤkung von Dankbarkeit und
Liebe ‒‒ Keine Beywoͤrter, Agathon, unterbrach ihn
Danae, keine Schwaͤrmerey! Du biſt zu ſehr geruͤhrt;
beruhige dich ‒‒ wir werden Zeit genug haben, uns
von allem, was ſeitdem wir uns zum lezten mal geſehen
haben, vorgegangen iſt, Rechenſchaft zu geben ‒‒ Laß
mich das Vergnuͤgen dich wieder gefunden zu haben un-
vermiſcht genieſſen; es iſt das erſte, das mir ſeit zweyen
Jahren zu Theil wird.

Mit dieſen Worten (und in der That haͤtte ſie die
leztern fuͤr ſich ſelbſt behalten koͤnnen, wenn es moͤg-
lich waͤre, immer Meiſter von ſeinem Herzen zu ſeyn)

ſtuhnd
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[346/0348] Agathon. wendig, dieſer allzuzaͤrtlichen Scene ein Ende zu machen. Agathon konnte noch nicht reden ‒‒ und was haͤtte er reden ſollen? ‒‒ Jch bin zufrieden, Agathon, ſagte ſie mit einer Stimme, welche wider ihren Willen verrieth, wie ſchwer es ihr wurde, ihre Thraͤnen zuruͤkzuhal- ten ‒‒ Jch bin zufrieden ‒‒ du findeſt eine Freundin wieder ‒‒ und ich hoffe du werdeſt ſie kuͤnftig deiner Hochachtung weniger unwuͤrdig finden, als jemals ‒‒ Keine Entſchuldigungen mein Freund, (denn Agathon wollte etwas ſagen, das einer Entſchuldigung gleich ſah, und woraus er ſich in der heftigen Bewegung, worinn er war, ſchwerlich zu ſeinem Vortheil gezogen haͤtte) du wirſt keine Vorwuͤrfe von mir hoͤren ‒‒ wir wollen uns des Vergangenen nur erinnern, um das Vergnuͤgen eines ſo unverhoften Wiederſehens deſto voll- kom̃mer zu genieſſen ‒‒ Großmuͤthige, goͤttliche Danae! rief Agathon in einer Entzuͤkung von Dankbarkeit und Liebe ‒‒ Keine Beywoͤrter, Agathon, unterbrach ihn Danae, keine Schwaͤrmerey! Du biſt zu ſehr geruͤhrt; beruhige dich ‒‒ wir werden Zeit genug haben, uns von allem, was ſeitdem wir uns zum lezten mal geſehen haben, vorgegangen iſt, Rechenſchaft zu geben ‒‒ Laß mich das Vergnuͤgen dich wieder gefunden zu haben un- vermiſcht genieſſen; es iſt das erſte, das mir ſeit zweyen Jahren zu Theil wird. Mit dieſen Worten (und in der That haͤtte ſie die leztern fuͤr ſich ſelbſt behalten koͤnnen, wenn es moͤg- lich waͤre, immer Meiſter von ſeinem Herzen zu ſeyn) ſtuhnd

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/348>, abgerufen am 22.11.2024.