Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.Eilftes Buch, viertes Capitel. dem er dadurch um soviel geschikter wird, seinen Freun-den, seinem Vaterland, und den Menschen überhaupt, nüzlich zu seyn, und es sey nun mit vielem oder wenigem Gepränge, in einem grössern oder kleinern Cirkel, auf eine öffentliche oder nicht so merkliche Art, zum allge- meinen Besten des Systems mitzuwürken. Dieser Maxime zufolge beschäftigte sich Agathon, nehm, X 5
Eilftes Buch, viertes Capitel. dem er dadurch um ſoviel geſchikter wird, ſeinen Freun-den, ſeinem Vaterland, und den Menſchen uͤberhaupt, nuͤzlich zu ſeyn, und es ſey nun mit vielem oder wenigem Gepraͤnge, in einem groͤſſern oder kleinern Cirkel, auf eine oͤffentliche oder nicht ſo merkliche Art, zum allge- meinen Beſten des Syſtems mitzuwuͤrken. Dieſer Maxime zufolge beſchaͤftigte ſich Agathon, nehm, X 5
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Eilftes Buch, viertes Capitel.
dem er dadurch um ſoviel geſchikter wird, ſeinen Freun-
den, ſeinem Vaterland, und den Menſchen uͤberhaupt,
nuͤzlich zu ſeyn, und es ſey nun mit vielem oder wenigem
Gepraͤnge, in einem groͤſſern oder kleinern Cirkel, auf
eine oͤffentliche oder nicht ſo merkliche Art, zum allge-
meinen Beſten des Syſtems mitzuwuͤrken.
Dieſer Maxime zufolge beſchaͤftigte ſich Agathon,
nachdem er zu Tarent einheimiſch zu ſeyn angefangen
hatte, hauptſaͤchlich mit den mathematiſchen Wiſſenſchaf-
ten, mit Erforſchung der Kraͤfte und Eigenſchaften der
natuͤrlichen Dinge, mit der Aſtronomie, kurz mit dem-
jenigen Theil der ſpeculativen Philoſophie, welche uns,
mit Huͤlfe unſrer Sinnen und behutſamer Vernunft-
Schluͤſſe zu einer zwar mangelhaften, aber doch zuver-
laͤſſigen Erkenntniß der Natur und ihrer majeſtaͤtiſch-
einfaͤltigen, weiſen und wolthaͤtigen Geſeze fuͤhrt. Er
verband mit dieſen erhabenen Studien, worinn ihm
die Anleitung des Archytas vorzuͤglich zu ſtatten kam,
das Leſen der beſten Schriftſteller von allen Claſſen, in-
ſonderheit der Geſchichtſchreiber, und das Studium des
Alterthums, welches er, ſo wie die Verbal-Critik,
fuͤr eine der edelſten und nuͤzlichſten, oder fuͤr eine der
nichtswuͤrdigſten Speculationen hielt, je nachdem es auf
eine philoſophiſche oder bloß mechaniſche Art getrieben
werde. Nicht ſelten ſezte er dieſe auſtrengenden Beſchaͤf-
tigungen bey Seite, um, wie er ſagte, mit den Muſen
zu ſcherzen; und der natuͤrliche Schwung ſeines Genie
machte ihm dieſe Art von Gemuͤths-Ergoͤzung ſo ange-
nehm,
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